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Meine Lieben, dieses Kapitel ist wieder zu wichtig, um es zu teilen. Deswegen ist es wieder viel länger. Viel Spaß beim Lesen ! :)

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Ich fiel müde ins Bett. Simon Reichenstein hatte mir jegliche Kraft geraubt. Wir sind meine Methode noch mindestens zehn weitere Male durchgegangen, was meinen Gemahl nicht unbedingt gefallen hatte. Denn er hatte meinen linken Arm schlussendlich mit warmem Wasser abgewaschen und gründlich verbunden, damit die Verletzungen der Klinge sich nicht entzünden konnten. Simon Reichenstein hatte sich weder dafür entschuldigt noch hatte ich es erwartet, denn ich hatte es so gewollt. Und ich würde es auch wieder so tun. Simon Reichenstein erwartete mich morgen abends wieder für eine weitere Runde. Dass mein Gemahl darüber begeistert gewesen war, wäre eine Lüge.

„Gute Nacht, Olivia. Ihr hattet einen anstrengenden Tag.“

„Ich bin so froh, dass er mir hilft.“ Seufzend legte ich mich in das weiche Bett. Es war herrlich nach einem harten Tag entspannen zu können.

„Ich auch, doch zieht Euch morgen Leder über Eure Arme.“

Ich kicherte und drehte mich zu meinem Gemahl. „Ich weiß nun, warum Ihr Euren Heerführer gebeten habt, mit mir zu kämpfen. Mit Euch hätte ich vermutlich nicht viel gelernt.“

„Wärt Ihr jemand anders, dann würdet Ihr in den Geschmack meines Lehrens kommen. Doch Ihr seid meine Gemahlin.“

„Wenn Ihr mit einer anderen Frau vermählt worden wärt, würdet Ihr dann das gleiche sagen?“ Ich schaute ihn an, doch er blickte nur auf die Zimmerdecke.

„Eine andere Frau wäre wohl nicht auf den absurden Gedanken gekommen, dass sie kämpfen möchte.“

„Ist es falsch, dass ich es können möchte?“

Nun drehte er seinen Kopf doch in meine Richtung. „Nein. Irgendwie kann ich es verstehen. Warum sollen wir Männer euch Frauen immer beschützen? Was, wenn wir es eines Tages tatsächlich nicht können? Womöglich wäre es sinnvoll, wenn sich auch einige Frauen zu helfen wissen, wenn sie angegriffen werden.“

„Mein Vater hätte mir das nie erlaubt.“

„Ich bin nicht Euer Vater.“ Robin strich mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. „Außerdem seid Ihr eine Prinzessin und werdet eines Tages die Königin von Schwarzenburg sein. Ihr müsst nicht um Erlaubnis bitten, wenn Ihr etwas wollt. Ihr müsst es Euch einfach nehmen.“

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Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Abends traf ich mich mit Simon Reichenstein, welcher jedes Mal eine andere Kampftechnik auf Lager hatte. Ein paar Male hatte er mir sogar ein Schwert, ein Messer oder einen Kerzenleuchter in die Hand gedrückt. Wieso genau der Kerzenleuchter, das ahnte ich, ohne ihn fragen zu müssen. Vielleicht wollte er mir damit einfach klarmachen, dass ich mir mittlerweile schon viel besser zu helfen wusste als zu dem Zeitpunkt, als uns die Räuber überrascht hatten.

Jeden Morgen standen eine Milch und ein paar Plätzchen neben meinem Bett. Meinen Gemahl hatte ich schon danach gefragt, doch er meinte, er sei es nicht. Ebenso wenig wie Clementia. Sie wusste auch nicht, wer die Plätzchen immer brachte und den Teller und das Glas wieder entsorgte. Denn auch in der Küche gab es nicht jeden Tag diese fabelhaften Plätzchen. Also musste mir jemand anders dieses Geschenk machen, doch ich wusste beim besten Willen nicht wer. Noch dazu, da es immer nachts geschah.

Inzwischen waren einige Wochen vergangen und ich fragte mich schon, wo der Prinz von Eisenbach blieb. Ich wusste, dass es einige Tagesritte waren, doch dass es so viele sein würden, damit hatte ich nicht gerechnet. Eigentlich hatte ich mit gar nichts mehr von der Familie von Eisenbach gerechnet, doch auch diese konnten einen verwundern.

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt