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Nachdem mir die Schattenfeen die Nachricht überbracht hatten, dass der König Ruther von Schwarzenburg tot war, war ich sofort aufgebrochen. Ich hatte mich überschwänglich bei Corinna für ihre Hilfe bedankt, jedoch hoffte ich sehr, sie eines Tages wieder zu sehen.

Im Moment saß ich auf dem Rücken von Serafina. Wir preschten durch den Wald, denn ich wollte so schnell wie möglich bei meinem Gemahl sein. Schlimm genug, dass er durch diese schreckliche Zeit die ersten Tage alleine hatte gehen müssen. Jetzt wollte ich aber an seiner Seite sein, und am liebsten nie mehr davon weichen.

Die Schattenfeen waren zwar schnell, aber so eine Geschwindigkeit wie sie meine Seelenstehler hatten, bekamen sie dann doch nicht zusammen. Also flogen sie mit einem immer größer werdenden Abstand hinter uns her.

Keine Ahnung wie lange wir schon unterwegs waren, doch als ich in der Ferne Lichter erkennen konnte, klopfte mein Herz schneller. Ich würde bald wieder zu Hause sein.

Mittlerweile war es dunkel geworden, und nur der Mond erhellte die Nacht. Vor gut zwei Nächten war Vollmond gewesen. In dieser Nacht hatte ich besonders großes Heimweh gehabt.

Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, ob meine Sehnsucht nach zu Hause damals, als ich vermählt worden war, genauso stark gewesen war, wie nun, wo ich meinen Gemahl vermisste. Diese Überlegung ließ Serafina nur noch schneller laufen. Denn sie konnte meine Gedankengänge eins zu eins verstehen.

"Olivia!", hallte es plötzlich lautstark zu mir. Serafina und Erlinda blieben ruckartig stehen, und drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.

Diese Stimme würde ich überall heraus erkennen. Nicht nur, weil ich sie jahrelang fast täglich gehört hatte, sondern weil ich diesen Mann einst geliebt hatte.

Es war der König von Bell.

"Vater", flüsterte ich verwundert. Er konnte mich nicht hören, das wusste ich.

Isaak von Bell trug eine Fackel in der Hand. Er kam auf uns zu. Im Schein des Feuers konnte ich sein Gesicht erkennen. Er blickte meinen Seelenstehlern ehrfürchtig entgegen.

"Was wollt Ihr von mir?", wollte ich harsch von ihm wissen.

"Ich sagte doch, dass es noch nicht vorbei ist. Und hör auf mit diesem Unsinn. Sprich mich wieder mit Du an, mein Kind."

Seine Worte versetzten mir einen Stich. Ich wollte jenem Mann vertrauen, der sich jahrelang als mein Vater ausgegeben hatte. Doch er hatte mein Vertrauen schon mehrmals missbraucht. Und das schmerzte sehr.

"Ich möchte mit Euch nicht mehr per Du sein. Ihr wusstet, was mir die Familie von Eisenbach antun würde, und dennoch habt Ihr mich in ihren Fängen gelassen." Meine Stimme klang gefestigt und eisern, worauf ich stolz war. "Wo sind eigentlich Eure Männer?" Skeptisch blickte ich mich um, konnte aber niemand anderen erkennen.

"Sie sind nicht hier."

"Sie lassen ihren König allein?", fragte ich spöttisch. Ich glaubte ihm kein Wort. Außerdem war er auf meine andere Aussage nicht eingegangen.

Es ist wahr, Meisterin. Ich kann keinen anderen menschlichen Herzschlag, außer die euren beiden, wahrnehmen.

Erlindas Stimme drang in meinen Kopf. Ich schaute sie verblüfft an, blickte danach jedoch wieder zu meinem ehemaligen Vater.

"Wieso seid Ihr alleine hier?"

"Weil ich dich sehen wollte." Er lächelte mich an. Unsicher, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, stieg ich von Serafinas Rücken.

"Wieso möchtet Ihr mich sehen? Und überhaupt: woher wusstet Ihr, dass ich hier sein werde?"

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt