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Ein Blitz erhellte den dunklen Himmel, während zeitgleich ein Donner grollte. Ein verängstigtes Wiehern mischte sich unter die trommelnden Regentropfen und ließ mich noch mehr erzittern.

„Ich hasse Gewitter“, flüsterte ich, während ich den Mantel von Robin enger um mich schlang. Der Regen hatte uns überrascht, wenngleich wir es auch wissen hätten müssen. Die Königin war mit den Wachen und Clementia schon vorgegangen und sie hatten es wohl noch ohne nass zu werden in die Burg geschafft.

„Was Ihr nicht sagt“, schmunzelte mein Gemahl, welcher es sich mit mir im Heu gemütlich gemacht hatte. Die Burg war uns zu weit entfernt gewesen, weswegen wir uns den Stall als kurzen Unterschlupf ausgesucht hatten. Anfangs fand ich die Idee genial, doch nun starrte ich auf die tänzelnden Rösser.

„Selbst die Pferde fürchten sich.“

„Ihr braucht Euch nicht zu fürchten.“ Robin rutschte näher an mich heran und berührte meine Hand. Ich spürte seine Wärme und konnte fühlen, wie ich mich etwas zu beruhigen schien. Ich wusste zwar nicht, wie er dies stets anstellte, doch da er ein Wolf war, lag es nahe, dass es daherkam. „Außerdem sind das Santos und Krümel. Sie sind noch keine Jährlinge und deswegen das Gewitter noch nicht sehr gewöhnt.“ Krümel, dieser Name passte hervorragend zu dem starken Kaltblut, welcher keineswegs klein oder wie ein Krümel wirkte.

Ein weiterer Donner grollte über uns, was mein Adrenalin wieder steigen ließ. Der Wind pfiff durch den Stall und der alte Kirschbaum vor dem Stallgebäude bog sich gefährlich in alle möglichen Richtungen.

Santos, der jüngere der beiden Hengste, stieg und wirbelte mit den Vorderhufen in der Luft. Er wieherte ängstlich und vom anderen Ende des Stalls bekam er seine Antwort. Währenddessen erhellte ein weiterer Blitz die Dunkelheit.

„Könnt Ihr mich halten?“, fragte ich panisch und bemerkte erst im zweiten Moment, was ich gesagt hatte. Ich wusste nicht, ob ich erwartete, dass er es tatsächlich tat, doch Robin überlegte nicht lange und umarmte mich von hinten. An meinem Rücken konnte ich seine Atmung fühlen, während seine beiden Arme meinen Bauch umschlangen. Ich war diese Art von Berührungen noch immer nicht gewohnt, doch ich gab mein Bestes, um es mir nicht anmerken zu lassen. Noch dazu, weil es sich gut anfühlte.

„Ihr könnt Euch entspannen, Olivia“, meinte er nach einer gewissen Zeit. Ich saß noch immer gleich da, ohne mich einen Millimeter bewegt zu haben. Selbst das Gewitter war schon etwas weitergezogen und der Donner grollte erst einige Sekunden später, nachdem ein Blitz den dunklen Himmel erhellte.

„Ich muss Euch noch wegen dem Umhang danken. Ihr müsst frieren, während ich Euren Mantel trage.“

„Falls Ihr es noch nicht mitbekommen habt, aber ich friere nie.“ Der Prinz lachte, was mich wieder daran erinnern ließ, dass er ein Wolf war. Oft vergaß ich es einfach.

„Robin, darf ich Euch etwas fragen?“

„Wenn Ihr mich bei meinem Namen nennt, könnt Ihr mich alles fragen.“ Er hauchte mir einen Kuss auf meinen Haaransatz, was mein Herz kurz stolpern ließ. Das hatte ganz und gar nichts mit ehelichen Pflichten zu tun, dennoch tat er es. Vielleicht könnte er mich eines Tages tatsächlich wie eine Geliebte mögen? Könnte er mich lieben? Konnte ich ihn lieben? Doch tat ich dies nicht bereits?

„Was … Ich.“ Die Worte, die ich ursprünglich fragen wollte, verpufften in meinem Kopf. Ich drehte meinen Oberkörper, um ihn ansehen zu können. Als ich ihm in sein Augenpaar blickte, schlug mein Herz viel zu schnell. Da er ein Wolf war, konnte er vermutlich alles fühlen, was ich fühlte.

Er starrte in meine dunkelblauen Augen und ich in seine eisblauen.

„Habe ich Euch heute schon gesagt, wie wunderschön Ihr in diesem Kleid ausseht?“

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt