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Robin von Schwarzenburg hatte die halbe Nacht damit verbracht, Olivia beim Schlafen zuzusehen. Nachdem sie sich vereint hatten, fühlte er sich besser denn je. Wann hatte er sich das letzte Mal so gut und gleichzeitig so verloren gefühlt? Er wollte Olivia nicht verlassen, doch er musste es tun. Hier ging es mehr als nur um ein blödes Stück Land. Wenn es nur darum gehen würde, dann könnte er gut darauf verzichten.

Seufzend stand er von seinem weichen Bett auf und zog sich an. Er musste zu den Männern, sie verließen sich auf ihn.

„Habt Ihr sie gut zu Bett gebracht?" Simon Reichenstein feixte und bekam deswegen einen Schlag gegen die Schulter.

„Ich würde Euch raten leise zu sein." Dabei konnte er sein Lächeln aber nicht verbergen.

„Diese Frau." Simon Reichenstein lachte, wurde dann aber wieder ernst. „Die Männer erwarten Euch. Die meisten von ihnen haben sich heute Nacht noch von ihren Familien verabschiedet. Der Rest tut was Ihr ihnen befohlen habt und passt auf das Dorf auf. Einige Wachen haben sich freiwillig gemeldet, mit uns in die Schlacht zu ziehen, andere wiederum bleiben hier und beschützen den König, die Königin und selbstverständlich Eure Gemahlin. Sie werden die Burg mit allem verteidigen, was sie haben. Es sind auch genügend Vorräte vorhanden, sollte es zu einer Belagerung kommen."

Dankend nickte Robin seinem ersten Heerführer zu und sie begaben sich beide zu den Pferden. Robin verlangte von den Stallburschen zu erfahren, welche Tiere reitbar waren und welche nicht mehr oder noch nicht für so einen langen Ritt zumutbar waren.

Wenig später, als er zur Burg zurückkam, standen seine Mutter und Oliva vor dem Tor. Seine Gemahlin sah müde von der langen Nacht aus, doch er versuchte sich genau dieses Bild einzuprägen. Er wollte sie genau so in Erinnerung behalten.

Als er bei den beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben angekommen war, lächelte ihm seine Mutter aufmunternd zu. „Mein Sohn, du wirst es ihnen zeigen. Ich weiß, dass du es schaffen kannst und ich bin unglaublich stolz auf dich. Pass auf dich auf." Die Königin von Schwarzenburg gab ihrem Sohn einen langen Kuss auf die Stirn, bis sie sich abwandte und in der Burg verschwand. Robin wusste, dass sie solche Abschiede nie gut verkraftete. Er wusste, dass sie Angst hatte und er wusste, wie gut gelaunt sie stets war, wenn er wieder nach Hause zurückkehrte.

„Liebste." Robin von Schwarzenburg stand nun seiner Gemahlin gegenüber. „Ich werde wiederkommen." Er gab ihr einen Kuss auf den Haaransatz und schaute sie an. Ihre Augen glänzten, so, als müsste sie sich zusammennehmen um nicht loszuheulen.

„Ich werde die Tage bis zu Eurer Rückkehr zählen", flüsterte sie und schlang ihre zierlichen Arme um seinen Oberkörper. Der Prinz erwiderte ihre Umarmung und so standen sie für einige Minuten schweigend da. Robin genoss den schlanken Körper seiner Gemahlin und er sog den betörenden Duft von ihr ein letztes Mal ein, bevor er es für eine sehr lange Zeit nicht tun konnte. Widerwillig befreite er sich von dieser Umarmung und küsste sie sanft ein letztes Mal auf den Mund.

„Passt auf Euch auf, meine Liebste."

„Ihr bitte auch!" Olivias zarte Finger streiften über seine Wange, bis er sich umdrehte und zu seinen Männern ging.

Ein Abschied war beiden noch nie so schwergefallen.

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Die Soldaten der Familie von Eisenbach wachten zwischen den Bäumen und betrachteten die vielen Rösser mit ihren Reitern, welche nur hunderte Meter von ihnen entfernt über die Felder ritten.

Die Sonne war am Aufgehen und strahlte mit aller Kraft. Heute würde ein warmer Tag werden, das war sicher.

„Wir warten, bis es dunkel wird." Friedrich von Eisenbach drehte sich zu seinen Soldaten um. „Dann, erst dann, holen wir uns die Prinzessin." Das mörderische Lächeln, welches seine Lippen zierte, ließ sich nicht verbergen.

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt