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"Die Bedingung war ..." Der König von Schwarzenburg verfiel in einen starken Hustenanfall, der kaum noch vergehen wollte. Er räusperte sich einige Male, ehe er seine Stimme wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. "Die Seelenstehler durften nicht ... nicht in die Burg."

Robin von Schwarzenburg stand neben dem Bett seines Vaters und nickte. Er hasste es, den König so zu sehen. Dieser drückte sich ein Stück Stoff an den Mund, welches schon von unzähligen Blutflecken übersät war.

"Das hast du gesagt. Ich weiß, Vater. Jedoch beschützen und verteidigen sie Olivia mit allem was sie haben. Du weißt, dass sie gerade nicht ansprechbar ist. Außerdem ist es gut, dass sie da waren, nachdem der Priester versucht hat, meine Gemahlin zu ... ermorden."

Wenn Robin an diesen Augenblick zurückdachte, gefror ihm noch immer das Blut in den Adern. Wie hatte er bloß so nachsichtig sein können, und den Priester alleine bei der Prinzessin lassen können? Schließlich wusste er, dass dieser von den Dämonen, wie er sie nannte, und seiner Gemahlin nicht angetan war.

Wie gut war es also, dass die Seelenstehler im Zimmer gewesen waren! Seitdem sie das Innere der Burg betreten hatten, hatten sie die Prinzessin nicht aus den Augen gelassen. Sie schienen kein Futter oder Wasser zu brauchen. Vielleicht lag es daran, dass sie tote Lebewesen waren. So konfus das auch klang.

Der König zischte und biss die Zähne hart aufeinander. Wie töricht sein Priester doch gewesen war! Nun saß er im Kerker unten in der Burg, und wartete dort auf seine Hinrichtung. Er musste mit diesen Konsequenzen nun leben. Schließlich hatte er Hochverrat begehen wollen.

"Wann wird er ..." Der König wurde abermals mitten im Satz von einem Hustenanfall unterbrochen. "Hingerichtet?"

"Ich möchte warten, bis Olivia wieder bei sich ist. Danach werde ich ihm höchstpersönlich das Leben aus den Augen löschen."

"Bist du ... sicher?"

"Natürlich bin ich das. Er wollte sie ..." Robin stockte und verengte seine Augen zu Schlitzen. "Wären die Seelenstehler und die Schattenfeen nicht gewesen ..." Erneut beendete er seinen angefangenen Satz nicht.

Der Prinz wollte gar nicht daran denken, was geschehen hätte können. Niemand, absolut niemand, durfte die Prinzessin mehr besuchen. Selbst die Heilhexe wurde nun jedes Mal gründlich abgetastet, bevor sie in das Zimmer trat. Immerhin war auch sie eine Fremde, die mehr als nur merkwürdig handelte. Zwar glaubte Robin nicht, dass die Hexe seiner Gemahlin etwas antun wollte, doch ganz sicher sagen konnte man es nie.

"Mein Sohn", begann der König. Robin wurde hellhörig. Er sprach in einem anderen Ton, welcher Robin etwas beunruhigte. Was wollte ihm sein Vater nun sagen?

Seine Augen hatten schon seit Wochen jeglichen Glanz verloren. Das orange Augenpaar des Königs starrte nur mehr freudlos umher.

"Ja?", fragte Robin nach. Sein Vater lag einige Minuten stumm in seinem Bett. Er schaute aus dem Fenster, wo momentan nicht viel zu sehen war.

Die Burg war von einem dichten Nebelmantel umhüllt. Vereinzelt tanzten ein paar Schneeflocken vom Himmel, und es war eisig kalt. In diesem Raum jedoch war es aufgrund des Kamins mit dem knisternden Holz angenehm warm. Stündlich besuchten Diener den König, um das Feuer nicht erlischen zu lassen.

"Ich werde nicht mehr ... mehr lange hier sein." Robins Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Natürlich wusste er es. Sein Vater war seit etlichen Monden schwer krank. Doch es ihn selbst laut aussprechen zu hören, tat dennoch weh.

"Vater."

"Robin." Er lächelte gequält. "Du wirst bald in meine ... Fußstapfen treten müssen. Das ... musstest du schon so ... oft." Er spielte auf den Fluch des Wolfes an, das wusste Robin. "Aber ich ... kann mir ... für mein Volk keinen ... keinen besseren König vorstellen. Du wirst ein ... großartiger Herrscher werden. Ich bin ... bin sicher, und sehr stolz, was aus dir geworden ... ist."

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt