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"Mein König."

Wir beide waren alleine in unserem Schlafzimmer, während ich gespielt vor meinem Gemahl einen Knicks vollführte. Dabei konnte ich ein Kichern nicht unterdrücken. Gut möglich, dass ich heute gegen Ende hin auch etwas zu tief in den Kelch geguckt hatte.

"Meine Königin", antwortete mir Robin ebenso fröhlich. Doch in seiner Stimme schwang ein rauer Unterton mit. Er nahm meine Hand in seine, und betrachtete mich dabei liebevoll.

"Ich will dieses Kleid nicht ausziehen. Es ist so wunderschön", flüsterte ich.

"Du kannst es noch eine Weile anlassen, wenn du willst", meinte Robin daraufhin schmunzelnd.

"Dann kann ich aber schwer das machen, was ich eigentlich gerade machen will."

Robin sah mich fragend an. "Und das wäre?"

Als Antwort legte ich ihm zärtlich die Hände in den Nacken, und zog ihn zu mir nach unten. Unsere Lippen begegneten sich, woraufhin tausende kleine Funken in meinen Unterleib schossen.

Mein Verlangen nach ihm war mit den letzten Stunden immer mehr gewachsen. Ich hatte es kaum noch ausgehalten, nicht mit ihm alleine in einem Raum zu sein.

Endlich passierte das, was ich mir schon seit Anbruch der Dunkelheit wünschte.

Voller Leidenschaft küssten wir uns, und landeten irgendwie irgendwann angezogen im weichen Bett. Jedoch unterbrachen wir unseren Kuss dafür nicht.

Mit Robin zu schlafen fühlte sich jedes Mal unsagbar gut an. Unvergleichlich mit allem anderen. In den letzten Tagen hatten wir es nämlich mehrfach miteinander getan.

Hätte man mir vor einem Jahr erklärt, dass dieser Akt nur beim ersten Mal schmerzte, und es danach jedes Mal so ein fantastisches Gefühl war, hätte ich demjenigen vermutlich kein Wort geglaubt. Ebensowenig wie ich allerdings geglaubt hätte, dass ich eines Tages die Königin von Schwarzenburg sein würde.

Aber auch das war ich nun.

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"Jutta!" Königin Marissa von Bell kam auf ihre jüngste Tochter zugeeilt. Sie packte sie am Ellbogen und zog sie in den nächstbesten Raum. Dabei hatte sie sich noch einmal hektisch umgeschaut.

"Was ist los, Mutter?", wollte diese verständlicherweise sofort von ihr wissen.

"Du musst von hier verschwinden."

Irritiert gaffte die jüngste Prinzessin von Bell ihre Mutter an. Allerdings schüttete sie wenig später den Kopf. "Wieso sollte ich das?"

Marissa von Bell seufzte auf. Natürlich war es klar gewesen, dass ihre Tochter ihrem Befehl nicht bedingungslos folgte.

Sie betrachtete ihr jüngstes Kind. Vereinzelt zierten Sommersprossen ihr zierliches Gesicht. Ihre braunen, langen Haare umrahmten dieses, und ihre braunen Rehaugen stachen neugierig aus ihrem Gesicht hervor. Sie trug ein langes, violettes Alltagskleid, und war vermutlich soeben auf dem Weg zu den Pferden gewesen.

Sollte die Königin ihr alles einfach geradeaus sagen? Vermutlich wäre es am sinnvollsten, ebenso wie am effektivsten. Also tat sie genau dies.

"Dein Vater ist tot."

Jutta wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Sie lehnte sich mit der Hand an der Wand neben ihr ab. Stotternd fragte sie: "Woher weißt du das? Bist du dir sicher?" Denn Jutta wusste, dass ihr Vater und seine Männer noch immer nicht zurückgekehrt waren.

"Ich bin sicher. Mein Liebling." Sie machte eine kurze Pause. "Ich bin eine Heilhexe", offenbarte sie ihrer Tochter.

Diese schüttelte nur ein weiteres Mal den Kopf. "Was redest du da?"

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt