Drei Tage waren nun seit meiner Hochzeit vergangen und ich hatte noch nicht viel, bis auf die Burg gesehen. Im Dorf war ich noch nie gewesen und hatte die vielen Menschen immer nur durch mein Fenster beobachtet. In meiner alten Heimat waren Jutta und ich oft ausgebrochen, hatten sich ein Pferd geschnappt und waren durch die engen Gassen des Dorfes geritten. Ab und zu waren wir stehen geblieben, hatten uns etwas vom Markt gekauft und waren weitergeritten. Das dies meinem Vater nicht gefallen hatte, konnte man sich vorstellen.
Heute war ein trüber Tag. Die Wolken hingen tief und es sah so aus, als würde es bald regnen. Den Pflanzen schadete dies bestimmt nicht. Doch der Regen hieß auch Kälte und die Menschen im Dorf würden sich warm anziehen müssen. Sie hatten nicht das Privileg in einer Burg zu wohnen, in einem warmen Bett zu schlafen und von Wachen bewacht zu werden.
Ich war fertig gekleidet und bereit in den Speisessaal zu gehen, wo mich das Frühstück erwartete. Mittlerweile war ich es gewohnt, dass die Königin ohne Vorwarnung aufstand und den Saal verließ, ohne ihr Mahl fertiggegessen zu haben. Ich wusste auch schon, dass sie nach dem Essen immer zu ihrem Gemahl ging, welchen ich noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Ich wollte Robin danach fragen, ihn einmal zu besuchen, doch auch meinen Gemahl bekam ich nicht allzu oft zu sehen. Meistens war er mit dem Schwertkampf beschäftigt oder überhaupt nicht auffindbar. Manchmal fragte ich mich, was ich in der Burg zu machen hatte. In meinem alten Zuhause gab es immer eine Aufgabe für mich. Entweder musste ich häkeln, fand mir ein Buch zu lesen oder ich musste meinem Vater zuhören, wie er groß redete, ohne dabei mein Herz zu erfassen.
„Ich möchte das Dorf besichtigen“, sagte ich als ich Robin auf dem Weg zum Speisesaal traf.
„Euch auch einen wunderschönen guten Morgen“, meinte dieser gereizt. Ich runzelte die Stirn, doch war mir sicher, dass ich keine Schuld an seiner miesen Laune trug.
„Kann ich heute das Dorf sehen?“, wagte ich erneut. Dieses Mal blieb er sogar stehen und schaute mich an. Er schien müde zu sein und hatte vermutlich nicht viel geschlafen. Da ich mittlerweile wusste, dass er die Hochzeitsnacht in einem Bordell verbracht hatte, fragte ich mich jede Nacht, ob er denn wieder dort war.
„Es sieht nach Regen aus. Wenn ich mit Euch in das Dorf gehe, dann bestimmt nicht an einem regnerischen Tag“, seufzte er und ging weiter, ohne darauf zu achten, ob ich ihm folgte.
„Was verschafft Euch solche Kopfschmerzen?“
„Hört Ihr denn nie auf zu reden?“
Meine Augen formten sich zu einem Strich, denn ich wurde sauer. Die letzten Tage hatte ich nicht viele Worte mit meinem Gemahl gewechselt und außerdem wurde es mir in der Burg langsam langweilig.
„Ich versuche lediglich mehr über meinen Gemahl herauszubekommen, denn wir sind quasi Fremde. Dem Anschein nach wollt Ihr es aber dabei belassen.“
„Ein anderes Mal gerne, doch bitte nicht heute.“ Er öffnete die Tür zum Speisesaal, ließ mich zuerst eintreten und setzte sich auf seinen Stuhl, ohne seine Mutter zu begrüßen. Diese erkannte seine schlechte Laune sofort und sagte erstaunlicherweise kein einziges Wort. Was war heute bloß mit ihnen los?
Den ganzen Tag verbrachte ich damit, in der Burg herumzuirren. Zuerst war ich in der Bibliothek, um jenes Buch über den Wolf zu suchen, doch ich konnte es nicht finden. In dem Regal, wo es das letzte Mal gestanden hatte, war es nicht mehr. Dabei wusste ich, dass Robin es zurückgesteckt hatte. Da ich momentan kein anderes Buch lesen wollte, verließ ich die vielen ungelesenen Bücher wieder und war in meinem Zimmer verschwunden. Dort vertrieb ich mir die Zeit, indem ich Clementia holen ließ.
„Soll ich Euch die Haare kämmen?“, fragte sie. Ich nickte und setzte mich vor den Spiegel.
„Ich langweile mich.“ Ich wusste selbst nicht, weswegen ich dies meiner Zofe erzählte, doch mit wem hätte ich sonst reden sollen? „Ich darf die Burg nicht verlassen, mein Gemahl möchte eigentlich nichts mit mir zu tun haben und das Buch, welches ich lesen wollte, ist verschwunden. Was kann man denn in so einer großen Burg machen? Zuhause habe ich gehäkelt, doch ich habe es gehasst.“ Seufzend betrachtete ich Clementia, die sich nicht davon abhalten ließ, mir das Haar zu bürsten. Ich dachte schon fast, sie würde nichts erwidern, bis sie doch ihre Stimme hob.
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Wolfsfluch | ✔️
FantasyUm eine Allianz mit dem Feind zu gründen, vermählt der König von Bell seine Tochter Olivia mit dem gefürchteten Prinzen Robin von Schwarzenburg. Einst lernte man ihr, dass diese Familie brutal und eiskalt ist, und die Menschen beim Klang von ihrem N...