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Uuund wieder einmal ein etwas längeres Kapitel. Viel Spaß! Und lasst mir doch gerne ein ☆ Sternchen ☆ da.

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Es waren einige Tage seit unserem Ausritt ins Dorf vergangen. Robin bekam ich weiterhin nur selten zu Gesicht, was er den ganzen Tag trieb, wusste ich nicht.

Eines nachmittags stand Clementia in meinem Zimmer. Die Hände hatte sie hinter ihrem Rücken versteckt.

„Bitte seid mir nicht böse“, begann sie.

„Clementia, Ihr beunruhigt mich.“ Ich zog eine Augenbraue hoch und stand von meinem Sessel auf. Dort hatte ich ein Buch gelesen, welches ich mir vor wenigen Tagen aus der Bibliothek geholt hatte.

„Ich habe ein Geschenk für Euch. Auch wenn Ihr mein Geschenk momentan nicht mögen werdet, kann es sein, dass Ihr es eines Tages dennoch benutzt.“ Sie gab ihre Hände nach vor und hatte eine Häkelnadel und zwei Wollknäuel für mich.

„Ich soll häkeln?“, war meine einzige Frage, als ich ihr Geschenk beäugte. Mein Buch legte ich zur Seite und kam auf meine Zofe zu.

„Anfangs habe ich auch alles gehasst, was mich an mein altes Zuhause erinnerte und was ich dort für Pflichten zu erfüllen hatte. Doch heute gäbe ich so einiges dafür, diese Sachen noch ein einziges Mal tun zu können.“

„Ich habe wirklich nicht gern gehäkelt. Wisst Ihr, was ich alles herstellen musste? Ich habe mir sogar ein eigenes Kissen gemacht.“

„Das finde ich beeindruckend.“ Abermals beäugte ich Clementia seltsam. „Wenn man etwas gut kann, dann sollte man es auch weiterverfolgen. Ihr mögt es zwar nicht und vielleicht werdet Ihr es tatsächlich niemals mögen, doch Ihr seid gut darin. Da bin ich mir sicher.“

Clementia streckte mir die beiden Knäuel und die Häkelnadel entgegen und ich nahm sie ihr ab. Sie lächelte dabei, als hätte sie etwas Gutes vollbracht. Ich war mir da bloß noch nicht so sicher. Sollte ich mir ihre Worte zu Herzen nehmen? Doch fürs erste ließ ich es dabei und las in meinem Buch weiter, doch nicht, ohne mich davor noch bei Clementia bedankt zu haben.

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Als der nächste Morgen anbrach, war Robin wieder der erste, der aus dem Bett stieg. Dieses Mal wachte ich allerdings auf, tat aber so, als wäre ich noch im Träumeland.

Robin zog sich an und normalerweise verließ er danach sofort das Zimmer. Doch heute ging er hinüber zu seinem kleinen Tisch und zog die Schublade auf. Ich hatte mir den Tisch noch nie genauer angeschaut, denn er gehörte Robin, zumindest sah ich es so.

Ich hörte, wie er in einem Buch blätterte und danach hörte ich, wie er eine Feder nahm und zu schreiben begann. Ich lauschte dem Geräusch der Feder, welche das Papier berührte und schlief irgendwann aufgrund des monotonen Geräusches wieder ein.

Als ich nach einigen Stunden erwachte, schien bereits die Sonne durch das Fenster. Heute strahlte sie mit so einer intensiven Kraft, dass ich selbst in dem Zimmer ihre Wärme spüren konnte.

Ich schwang meine Beine über das Bett und kleidete mich an. Clementia kam wenig später in mein Zimmer und machte mir die Haare schön. Danach gingen wir gemeinsam in den Speisesaal, wo nur noch die Königin zu sehen war.

„Guten Morgen“, wünschte ich, als ich mich zu ihr gesellte.

Doch die Königin rümpfte heute nur die Nase und aß ihr Frühstück stumm weiter.

„Isst Robin heute nichts?“, wagte ich erneut.

„Er war schon vor Stunden hier. Ihr habt heute sehr lange geschlafen“, meinte die Königin nun doch und zog eine Augenbraue nach oben. Doch ich zuckte nur mit den Schultern und aß ebenso mein Frühstück. Dies war unsere ganze Konversation gewesen, doch mehr wusste ich ohne Robin auch nicht mit seiner Mutter zu reden.

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt