Ich schlug die Augen auf, doch erkannte zuerst nichts.
Es war dunkel um mich herum. Das Holz im Kamin knisterte, und spendete Wärme.
Mir war nicht mehr heiß. Und auch nicht mehr kalt. Die Wärme in diesem Raum war im Moment absolut angenehm für mich.
Meisterin.
Ein Zischen in meinem Kopf. Eine Bewegung zu meiner rechten Seite.
Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, und ich konnte Umrisse erkennen.
Ich drehte den Kopf träge in die Richtung meiner Seelenstehler. Sie erhoben sich vom Boden und starrten mich mit ihren blutroten Augen an. Hinter ihnen konnte ich das Feuer im Kamin erkennen.
Ihr seid wach.
Ich konnte die Erleichterung aus Erlindas Gedanken hören.
Serafina kam sofort auf mich zu und stupste mich leicht mit ihrem Kopf an. Auch ihre Besorgnis konnte ich in meinen Gedanken vernehmen.
"Wie lange ..." Meine Stimme war ein einziges Krächzen, weshalb ich die Frage in meinem Kopf nochmal stellte.
Wie lange habe ich geschlafen?
Erlinda neigte den Kopf. Drei Tage lang. Euer Gemahl war ganz außer sich. Er ist nie von Eurer Seite gewichen. Lediglich jetzt, wo er sich kurz waschen und umziehen wollte. Er trug bis jetzt tatsächlich die gleiche Kleidung. Geschlafen hat er übrigens auch sehr wenig. Wenn überhaupt, dann ist er ein paar Mal neben Euch eingenickt, aber jedes Mal sofort hellwach gewesen, als ihr Euch bewegt habt. Euer Gemahl würde vermutlich auch einen guten Seelenstehler an Eurer Seite ausmachen, so vehement wie er Euch zu beschützen versucht.
Mein Herz zog sich bei ihren Worten zusammen. Robin war die ganze Zeit bei mir gewesen. Ich hatte seine Anwesenheit gespürt. Gewusst, dass er bei mir war. Gleichzeitig hatte ich aber auch keinen klaren Gedanken fassen können.
Mein Gehirn ratterte. Ich versuchte angestrengt an die letzten Tage zurückzudenken. Doch irgendwie war da nur ein großes, schwarzes Loch.
Ich wusste, dass ich große Schmerzen gehabt hatte, doch paradoxerweise tat mir jetzt rein gar nichts mehr weh. Die Erinnerung daran war auch nicht so schrecklich, wie sie vermutlich sein hätte sollen. Irgendwie war da nur diese unglaubliche Erleichterung in mir.
Überdies fühlte ich mich stark.
Machtvoll.
Übermächtig.
Ich konnte nicht recht beschreiben, wie ich mich fühlte. Doch ich wagte nicht, mit meinen Händen irgendetwas zu berühren. Ich hatte Angst, dass dieser Gegenstand oder dieses Lebewesen dann sofort in Flammen aufging.
Keine Ahnung wo diese Überlegungen plötzlich herkamen. Aber es war bestimmt sicherer für alle, wenn mir niemand zu Nahe kam. Ausgeschlossen meiner Seelenstehler natürlich. Diese waren schließlich nicht umzubringen.
Ich setzte mich unter einem angestrengten Stöhnen auf. An meinem Körper waren die letzten Tage offensichtlich nicht so leicht vorbeigegangen.
Die Tür knarrte, und mein Kopf schoss in diese Richtung. Inmitten der Dunkelheit ließ sich eine männliche Gestalt erkennen, die ganz nach meinem Gemahl aussah.
"Robin?", fragte ich daher heiser.
"Olivia!"
Er eilte auf mich zu, doch ich hielt ihn ab, sich auf mein Bett zu setzen.
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Wolfsfluch | ✔️
FantasyUm eine Allianz mit dem Feind zu gründen, vermählt der König von Bell seine Tochter Olivia mit dem gefürchteten Prinzen Robin von Schwarzenburg. Einst lernte man ihr, dass diese Familie brutal und eiskalt ist, und die Menschen beim Klang von ihrem N...