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"Als Ihr eine Gefangene des Prinzen Friedrich von Eisenbach wart, da war ich öfter die Stallungen besuchen", gab meine Zofe zu.

"Ihr klingt so, als würde es Euch leid tun?"

"Nun ja. Ihr hattet es sehr schwer bei der Familie von Eisenbach, und ich habe mich vergnügt." Sofort schoss die Röte in ihr Gesicht. "Nicht so, wie Ihr jetzt denkt", beeilte sie sich sofort zu sagen.

"Ihr scheint diesen Stalljungen zu mögen, oder?", fragte ich sie geradeaus.

Zaghaft nickte sie. "Er ist sehr nett zu mir."

Während wir zurück zur Burg gingen, erzählte sie mir noch, dass dieser Stalljunge Heinrich hieß, und in ihrem Alter war. Er lebte noch bei seinen Eltern zu Hause, genauso wie seine sechs Geschwister. Er war einer der jüngsten in seiner Familie.

Clementia und er hatten sich beinahe jeden Tag während meiner Abwesenheit gesehen. Sie beteuerte mir allerdings, dass zwischen ihnen niemals etwas vorgefallen war, was man als skandalös betrachten könnte. Außerdem waren sie nie alleine gewesen. Stets war einer der anderen Bediensteten in der Nähe gewesen, damit keine unangenehmen Gerüchte entstehen  konnten.

Meine Zofe schwärmte nahezu von ihm, und sie hatte diesen verträumten Ausdruck im Gesicht, der mich schmunzeln ließ. Clementia hatte sich eindeutig verliebt.

Als es gegen Abend wurde, und Clementia mich alleine ließ, wartete ich geduldig auf meinen Gemahl. Seitdem er König war, hatte er so viel mehr zu tun, was verständlich war. Täglich traf er sich mit dem höheren Stand. Ich war gespannt, was er mir heute erzählen würde. Denn zum Glück teilte er die Neuigkeiten, über das was sie redeten, mit mir.

"Olivia", seufzte Robin, als er sich neben mir auf das Bett sinken ließ. Die letzten Tage zerrten an ihm, das konnte ich ihm ansehen. Außerdem stand er tagtäglich mindestens einmal vor dem Grab seines Vaters. Auch das konnte ich gut nachvollziehen.

"Was ist los?", fragte ich.

"Nur ein anstrengender Tag." Er rang um ein Lächeln. "Erzähl mir von deinem Tag. Vielleicht geht es mir dann besser."

Ich schmunzelte, nahm seine Hand und strich über seinen Handrücken. "Denkst du, wir könnten eine Hochzeit arrangieren?"

Verwirrt über meine Frage, schaute er mich an. "An wessen Hochzeit denkst du denn?", wollte er verständlicherweise von mir wissen.

"Du weißt doch, dass mir meine Zofe Clementia viel bedeutet?" Ich stellte meine Aussage extra als Frage, woraufhin er nickte. "Ich habe herausgefunden, dass sie für jemanden schwärmt. Und dieser Mann sieht auch ganz so aus, als würde er Clementia mehr als nur gern haben. Ich weiß, sie hat keine Mitgift, deshalb möchte ich ihnen helfen. Bist du damit einverstanden?"

Ein zärtlicher Ausdruck legte sich auf Robins Gesicht. Danach strich er mir liebevoll über die Wange. "Wenn du möchtest, kann ich mit diesem Mann sprechen, um herauszufinden, ob er ähnliche Gefühle für deine Zofe hegt. Und wenn dem so sei, dann werden wir einen Weg für die beiden finden."

"Das klingt großartig! Danke, Robin!" Überglücklich fiel ich ihm um den Hals und setzte ihm lauter kleine Küsse auf die Lippen. Er gluckste erfreut auf, ehe wir zu einem sinnlichen, langen Kuss übergingen.

"Ich muss dir noch etwas erzählen", meinte ich atemlos, nachdem sich unsere Münder getrennt hatten.

"Du wirkst nervös", stellte er fest.

"Etwas, ja." Unsicher lachte ich auf. "Kannst du dich noch an unsere Begegnung mit dem Pilzbären erinnern?"

"Ja. Es tut mir noch immer schrecklich leid, dass ich dich zu ihm gebracht habe. Das werde ich nicht wieder tun."

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt