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Hey ihr Leseratten, das wird ein längeres Kapitel! Also viel Spaß beim Lesen! ;)

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„Olivia.“ Ich wurde sanft an der Schulter gerüttelt. Müde öffnete ich meine verquollenen Augen und stellte fest, dass es noch mitten in der Nacht war.

Robin kniete neben mir und musterte mich eigenartig. „Ihr seid am Boden eingeschlafen“, stellte er fest. In das weiche Bett hatte ich es nicht mehr geschafft, zumal es nicht meins war.

„Wo wart Ihr?“, wagte ich zu fragen, doch Robin schüttelte den Kopf.

„Fragt mich nicht nach etwas, was ich Euch nicht beantworten kann.“ Sein Lächeln schien trüb. „Wie geht es Euch?“

Meine Lippen bebten, doch ich krallte meine Fingernägel tief in meine Haut. Schmerz gegen Tränen.

„Olivia, es tut mir so leid, dass Ihr das durchleben musstet.“ Robin löste langsam jeden meiner Fingernägel von meinen Armen und nahm sie in seine immerzu warmen Hände. „Seid Ihr verletzt?"

Ich schüttelte den Kopf. Wirklich verletzt war ich nicht, doch der Schock saß noch tief.

„Ihr solltet noch etwas schlafen, bevor der Morgen graut. Kommt ins Bett.“ Er half mir hoch und setzte mich am Bett ab. „Ich werde das Sofa nehmen.“

Ohne darauf zu warten, ob ich etwas sagte, löste er seine warmen Hände von meinen kalten und legte sich auf das Sofa. Ich dachte noch lange über Etliches nach, bis ich mich hinlegte und in einen traumlosen Schlaf fiel.

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Der Vormittag ging wie benebelt an mir vorbei. Die Wachen hatten viel zu tun und die Leichen waren alle schon fort, als ich an meinem Zimmer vorbeiging. Jemand hatte versucht meinen Teppichboden zu reinigen, doch mein Fenster und meine Tür standen noch offen.

„Meine Prinzessin!“ Clementia kam besorgt auf mich zugeeilt und blieb kurz vor mir stehen. „Wie geht es Euch?“ Sie ergriff meine Hand und strich darüber.

„Danke, Clementia.“ Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln. „Es geht schon“, flüsterte ich. Heute Nacht hatte ich nicht sonderlich viel Schlaf bekommen und ich wagte zu wetten, dass es meinem Gemahl nicht anders ergangen war.

„Ihr habt Euch schon umgezogen“, stellte meine Zofe fest. Ich nickte ihr entschuldigend zu, doch diese winkte nur ab. „Meldet Euch einfach, wenn Ihr mich braucht. Ich werde da sein. Jederzeit.“ Dann ließ sie mich wieder allein, während ich von Simon Reichenstein begleitet wurde. Mein Gemahl hatte das Zimmer schon vor mir verlassen, ohne, dass ich es mitbekommen hatte.

Als ich den Speisesaal betrat, erwarteten mich schon die Königin und ihr Sohn.

„Schön, Euch heil anzutreffen.“ Die Königin kam auf mich zu und strich meine Arme hinab. „Erstaunlich, dass Euch nichts passiert ist.“ Während sie sprach, warf sie ihrem Sohn einen vernichtenden Blick zu.

„Es geht mir gut“, log ich. Keiner der beiden schien mir zu glauben, vermutlich weil ich es selbst nicht tat.

„Setzt Euch doch zu Tisch und esst. Ich habe Euch etwas zu sagen.“ Die Königin hatte einen strengen Tonfall angenommen, weswegen ich ihrer Aufforderung sofort nachging und mein erstes Mahl seit Stunden zu mir nahm. Robin ließ seinen Teller unberührt.

Erst als ich fast schon fertig war, öffnete die Königin ihren Mund. „Ich will nichts schönreden, und mein Sohn weiß das ganz genau, doch ihr beide müsst das vollenden, was ihr nicht begonnen habt!“

Mir war klar, dass irgendwann das Thema darauf fallen würde, doch dass es so schnell nach meiner Beinahe-Entführung passierte, darauf war ich nicht vorbereitet.

Wolfsfluch | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt