Herzensbrecher

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"Komm, man, Planänderung. Wir glühen bei mir oben vor und gehen dann in den Club", beschließt Fabi zum Glück für Mike und ihn und zieht Mike mit bevor Mike oder Alex eine Auseinandersetzung starten können. Zum Glück hat sich niemand anderes im Raum von den starren Blicken ablenken lassen. Gut, Hannah beobachtet uns eindringlich, aber sie kennt ja auch die Hintergründe. 

"Ich kann das so nicht stehen lassen-" "Ist gut, bleib einfach nicht zu lange weg", nickt Alex sanft. Es ist angenehm, dass er keine Diskussion startet, weil ich kurz weggehe und etwas klären will. Mit Mike gab es viele Momente, in denen ich mich dann nicht mehr wohl gefühlt habe, also bin ich ihm irgendwann in solchen Momenten nicht mehr von der Seite gewichen.

"Mike-" "Lass es. Ist einfach traurig, wie tief du gesunken bist." Er stapft im Treppenhaus entlang zu Fabi's Wohnung und ich sehe ihm kurz nach, schaue dann aber Fabi vorsichtig an. Wir sind so gut befreundet, da habe ich trotzdem Angst, dass er schlecht von mir denkt. Es geht nicht allein um die Trennung oder allein um die Tatsache, dass er mich mit seinem Kumpel gesehen hat. 

Ich weiß genau, dass es Fabi um so viel mehr geht. Ich unterdrücke den Gedanken daran gern, aber Hannah hat mir schon oft gesagt, dass Fabi mich nicht nur als Freundin sieht und ganz ehrlich? Es gibt Momente, in denen sehe ich ihn an und frage mich wieso es bei uns nie geklappt hat. Aber wenn es so sein hätte sollen, dann wären wir auch zusammen und das sind wir nicht. 

Ich verstehe, dass Fabi anders darüber denkt und ich bin ihm dankbar dafür, dass er trotzdem ein Freund ist. Mike's Worte überraschen mich nicht. Maxi hat damals im Urlaub schon schlecht über Alex gesprochen, weil er 'nur' ein Lehrer ist. Als ob Mike das anders sehen würde, zumal er so Dampf ablassen kann, ohne selbst Verantwortung tragen zu müssen.

"Wo hast du Alex überhaupt kennengelernt und wieso weiß ich davon nichts?", fragt mich Fabi irritiert statt mir Vorwürfe zu machen. "In Ischgl vor ein paar Jahren. Es war nicht weiter relevant, weil wir erst vor Kurzem erst richtig Kontakt hatten. Ich weiß, dass ihr befreundet sei-"

"Befreundet? Lu, Alex ist mein Bruder", zischt Fabi, "Klar, ich habe ihn dir nie vorgestellt aber.. Verdammt, Lu. Wieso er? Nein, sag's besser nicht. Ich will es glaube ich gar nicht wissen." "Komm schon, Fabi. Sie wusste es nicht", bittet Hannah ihn nun sanft, als sie neben mir auftaucht. 

"Komm mir jetzt nicht damit, Hannah. Ich bin immer verständnisvoll aber jetzt brauch ich mal eine Nacht zum Nachdenken für mich. Außerdem ist Mike oben. Heute Abend bin ich sein Freund", meint Fabi dann ernst und ich nicke. Zum ersten Mal sehe ich auch Hannah verstummen. Sie weiß immer noch eine Antwort. Fabi's Tonlage hat uns wohl beiden klargemacht, dass wir ihm Zeit geben sollen. 

"Können wir reden, wenn du soweit bist?", frage ich ihn noch vorsichtig, weil ich Angst habe, er könnte sich komplett von uns distanzieren, wenn er sich durch den Kopf gehen lässt, wie schlimm er die Situation eigentlich findet. "Ich melde mich", nickt Fabi und fährt sich mit der Hand frustriert über's Gesicht, bevor er Mike in seine Wohnung folgt.

"Du hast es wirklich nicht gewusst, oder?" Hannah's Worte sind als Frage formuliert, klingen aber wie eine Feststellung als könne sie es selbst kaum glauben. "Nein, das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte sie sind befreundet oder wohnen zufällig im gleichen Haus. Ich habe gedacht, dass wir das schon wissen würden, wenn Fabi einen Bruder hat." 

"Wie's aussieht wussten wir das nicht", stellt Hannah überrascht fest, grinst mich dann aber kurz an. "Fabi's Bruder, na was ein Zufall." "Ich mochte Alex damals schon, das weißt du." "Ja klar. Ich finde es nur interessant. Weiß er, dass du und Fabi-" 

"Nein und ich wäre dir sehr dankbar, wenn er es auch nicht erfährt. Ich will keine Probleme schaffen wo es keine gibt." "Sehe ich auch so, Lu", stimmt mir Hannah mit einem aufmunternden Lächeln zu, "Hoffen wir nur, dass Fabi uns auch Recht gibt und nichts ausplaudert." "Nein, das denke ich nicht. Auch wenn ich-" 

"Du ihm das Herz gebrochen hast?", beendet Hannah meinen Satz auf ihre Weise also werfe ich ihr einen Blick zu, der sie fragen soll, ob das nun wirklich nötig war. "Nein. Auch wenn ich ihn verstehen würde, wenn er wütend ist." "Fabi kann dir nicht länger als einen Abend böse sein." 

"Weißt du was verrückt ist?", frage ich sie rhetorisch, weil ich mir die Frage sowieso selbst beantworten kann, "Ich bin erleichtert. Wirklich erleichtert." "Ja, das verstehe ich, Lu. Das Wichtigste ist, dass du mit deinen Entscheidungen zufrieden bist. Du musst immerhin damit leben. Und wir sind dann da, um dich aufzufangen, wenn es mal schief geht." Ich umarme Hannah dankbar, weil sie wirklich die einzige Freundin ist, die immer zu mir gehalten hat ohne mich zu verurteilen. Sie ist immer da und wird es immer sein. "Lass uns reingehen. Alex fragt sich bestimmt wo du bleibst."


"Wie lief's?", fragt mich Alex direkt, als ich zurückkomme. Er steht immer noch an der gleichen Stelle und wartet auf mich. Ich ziehe mein Gesicht zusammen, um ihm zu signalisieren, dass es hätte besser laufen können. "Fabi ist so enttäuscht von mir. Ich habe Angst, dass er mir das verzeihen kann", fasse ich es ohne weiter darüber nachzudenken zusammen.

Als Alex seine Augenbrauen zusammenzieht und mich skeptisch anblickt wird mir klar, dass er gar nicht weiß, dass Fabi und ich uns kennen. Das fängt ja alles super an. "Fabi? Ich dachte-" "Mike wollte ich es auch erklären, ja. Der ist aber gleich weg gegangen. Fabi ist mein bester Freund." 

"Wieso weiß ich davon nichts?", fragt mich Alex schlichtweg verwirrt, "Wenn ihr so gut befreundet seid, hätten wir uns doch vorher mal sehen müssen." "Das habe ich mich auch gefragt. Ich bin aber selten hier. Meistens kommt Fabi bei uns vorbei. Er ist ja auch mit meinem Bruder befreundet und wenn wir alle zusammen unterwegs waren, war es einfacher, wenn er zu uns kommt." 

"Schade", meint Alex schulterzuckend und legt wieder seine Arme um mich und zieht mich zu sich ran, "Wenn du mal öfters hier gewesen wärst, hätten wir uns früher wieder gesehen." Von seiner spontanen Aussage bin ich überrascht, grinse aber sofort wieder und schmiege mich an ihn. Nach und nach vergesse ich auch was gerade passiert ist und verdränge meine Sorgen darüber, dass Mike mit meinem Bruder reden und der widerum mich konfrontieren wird. Wenn ich hier bei Alex bin, mache ich mir darüber keine Sorgen. "Danke für dein Verständnis." 

"Hey, du brauchst bei mir keine Sorgen haben. Klar wolltest du das gerne klären, bevor Missverständnisse aufkommen. Das Problem wirst du aber bei mir nicht haben", verspricht mir Alex und hinterlässt mit seinen Worten eine Gänsehaut bei mir, "Der Typ denkt nur an sich, das sieht man sofort. Aber ich denke auch an dich und das werde ich dir nachher noch beweisen." Sobald er das an meinem Ohr geflüstert hat schlägt die Stimmung sofort um und ich sehe ihn mit großen Augen an. Ich verspüre sofort Nervosität und Aufregung, aber vor allem kann ich es kaum erwarten mit ihm alleine zu sein. 

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