„Ich find's ja echt erstaunlich, dass du Fabi's Eltern erst jetzt kennenlernst. Wir sind alle schon so lange befreundet und es brauchte Alex, dass es soweit kommt", schmunzelt Laura, als wir bei Hannah und mir zuhause kochen. „Ja, aber wir haben fast nie was bei Fabi zuhause gemacht und ohnehin wohnt er ja in einer eigenen Wohnung."
„Steht er noch auf dich?", fragt Laura und ich könnte mir gegen die Stirn klatschen. Wieso hat das damals nur jeder mitbekommen? „Nein, natürlich nicht. Fabi und ich sind uns noch nah, klar. Aber Alex und ich sind jetzt offiziell zusammen", betone ich stolz.
„Nein, echt jetzt", strahlt Hannah mir sofort entgegen und umarmt mich stürmisch wohingegen Laura mich anlächelt und mich sanfter umarmt. „Ich dachte du bevorzugst Fabi?", lacht Laura dann Hannah entgegen und ich denke auch kurz nach, ob sie das nicht doch ironisch meinte, aber Hannah strahlt nur weiter.
„Stimmt, habe ich. Aber ich sehe hier Fortschritte und Lu mag ihn wirklich. Besser als Mike ist er allemal", schlussfolgert Hannah und zuckt mit den Schultern. „Sieht so aus als würde es mal für uns alle in allen Bereichen gut laufen", nicke ich zufrieden.
„Papa, ich hab die Unterlagen dabei", rufe ich im Eingang durch unser Haus und warte, ob er kommt oder zurückruft. Stattdessen kommt Mama mit unzufriedenen Blick auf mich zu. Toll. Ich wollte nur kurz kommen und mich dann für das Treffen mit Alex' Eltern fertig machen.
„Du kommst eine halbe Stunde zu spät. Dein Vater wartet schon im Büro." „Entschuldigt bitte, aber der Verkehr war außergewöhnlich schlecht", erkläre ich mich ruhig. „Dann fährt man früher los", donnert sie mir entgegen und ich nicke vorsichtig.
Es macht keinen Sinn, wenn ich mit ihr diskutiere. Sie hat natürlich Recht, aber sowas wie Verständnis kennt hier auch keiner. „Entschuldigung", seufze ich nur und gehe gleich weiter zum Büro meines Vaters, der mir sofort eine Zeitung auf den Tisch knallt.
„Ich bin wegen deiner Unterlagen hier, Vater", weise ich ihn darauf hin, dass ich das eigentlich wichtige Papier habe und eine Zeitung nicht wichtig ist. „Dann sieh es dir doch mal genauer an", bafft er sofort, sodass ich reflexartig einen Schritt zurückgehe, aber die Zeitung in die Hand nehme. Was kann denn so.. oh.
‚Millionärserbin trifft Lehrer - Ist die Tochter von David Diehn verliebt? Ein romantisches Wochenende im Schweizer Familienhaus scheint für Zweisamkeit zu sorgen.' Ich weiß ja, dass manchmal über uns berichtet wird, aber das gilt für Finanz- und Wirtschaftszeitschriften. Wir wurden aus Klatschblättern immer rausgehalten. Dachte ich jedenfalls. „Ich wüsste nicht wie es dazu kommen konnte."
Was will er von mir hören? Ich verstehe, dass er solche Presse nicht möchte und mir geht es gleich, aber ich kann es nicht ändern. „Um Gottes Willen Luisa. Letztens haben wir dir noch erklärt, warum die Trennung von Mike ein fataler Fehler war. Nun ziehst du los und machst mit einem Lehrer Urlaub in unserem Anwesen? Wir haben nicht umsonst Unmengen an Gelder dafür gezahlt, um euch jahrelang aus der Klatschpresse rauszuhalten."
Er musste also für unseren und seinen eigenen Schutz viel Geld bezahlen. Deshalb gab es keine privaten Artikel über uns, zumindest nicht in bestimmten Magazinen. „Es war nicht meine Absicht, dass man uns beobachtet und einen Artikel macht, Vater. Ich war wohl leichtgläubig und das tut mir leid", gebe ich zu, „Dennoch liegt es nicht in meiner Verantwortung, dass man mich in meiner Freizeit fotografiert und mir nachstellt. Das stört mich genauso wie dich."
„Und was ist damit?", entgegnet mir mein Vater wütend und knallt eine weitere Zeitung auf den Tisch. ‚Luisa Diehn so privat noch nie! Kurz nach der Trennung von ihrem vermeintlich lebenslangen Partner Mike Reichel turtelt sie beim Tennis mit einem anderen Mann.'
Da geht man einmal raus in die Öffentlichkeit und man wird schon fotografiert und gefilmt? Was fällt denen eigentlich ein? Wir sind sowieso fast nur bei Alex zuhause. Wird uns nicht ein wenig Privatsphäre gestattet? „Es tut mir leid, Vater. Ich habe damit nicht gerechnet."
„Ich musste Martin heute erklären warum du dich von seinem Sohn getrennt hast. Er hatte geplant, Mike die Firma noch dieses Jahr zu übergeben, wenn er mit dir fest im Leben steht. Was denkst du was ich ihm gesagt habe? Dass meine Tochter sich ungewöhnlich verhält kann ich ja wohl nicht behaupten. Das würde auf uns als Eltern zurückfallen. Dass du eine Auszeit brauchst und Zeit für dich oder was ihr euch heutzutage einredet kann ich auch nicht sagen, wenn du dann mit einem anderen gesehen wirst. Ich schäme mich für dein Verhalten, Luisa."
Ich schlucke hart. Ich wusste, dass unser Verhalten beobachtet wird, aber nicht, dass es so viel beeinflusst. Ich kann doch auch nichts dafür, wenn Mike und sein Vater andere Vorstellungen haben. „Was hast du ihm gesagt?", frage ich ihn interessiert, um zu wissen, was andere nun von mir denken.
„Dass dich der Tod deines Bruders noch mehr mitnimmt als gedacht und Mike keine Stütze für dich war. Ich schäme mich dafür, dass ich mir wegen deiner Schnapsideen solche Lügen ausdenken musste aber alles andere hätte uns nur geschadet." „Luisa, bitte. Tu Mike und tu uns das nicht an", fleht mich meine Mutter nebenbei an und ich erwidere ihren Blick entsetzt.
Mittlerweile fließt die erste Träne meiner Wange entlang. „Ich kann das nicht", hauche ich verzweifelt und schüttle meinen Kopf, „Es tut mir leid, falls ich euch das Gefühl gebe, euch damit zu schaden. Es ist aber jetzt so wie es ist. Ich werde euch nicht mehr enttäuschen. Nur lasst mir bitte die Beziehung zu Alex. Bitte."
„Denkst du etwa wir wollen dir etwas Schlechtes, wenn wir dir sagen, dass das nicht funktionieren wird? Selbst wenn er ein netter Mensch wäre, was denkst du sind seine Absichten?" „Er kannte mich nicht, Vater. Er wusste nicht, dass-"
„Jeder Mensch, der mal eine Zeitung in den Händen gehalten hat, wird uns kennen, Luisa. Wenn er deinen Nachnamen nicht kennt ist er entweder ein Lügner oder nicht belesen." „Wir sind keine Prominenten, Vater", halte ich dagegen, doch er schüttelt seinen Kopf. „Sei nicht naiv, Luisa. Ich zeige dir nur die Realität auf."
„Du hast die Dokumente. Dann kann ich jetzt gehen, oder?", erwidere ich trocken. Ich muss hier dringend raus. Dieses Haus geht mit so vielen bedrückenden Erinnerungen einher. „Überlege es dir, Luisa. Ich möchte nicht derjenige sein, der dir sagen muss, dass ich es dir gesagt habe. Denke vorausschauend."
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ANOTHER LOVE
RomanceEine flüchtige Bekanntschaft, die Spuren hinterlässt. Eine Familie, die sich selbst kaum erträgt. Ein Freund, der den Schein nach außen aufrechterhalten zu versucht. Geschwister, bei denen der Zwiespalt der Liebe nicht fern ist. / Luisa Diehn, Tocht...