abendliche Dramen

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„Fuck", murmelt Fabi nun zum dritten Mal, als wir vor seiner Tür stehen und ich sie langsam öffne. Das war hart. Aber es war auch notwendig, denke ich. Es erklärt warum sich Alex so verhält und woher die Spannung zwischen den beiden kommt. Ich bilde mir ein, sogar eine Träne um Fabi's Auge zu sehen, doch bevor ich ein Gespräch einleiten kann, presst er seine Lippen auf meine und drückt mich hart gegen die Wand.

Ich gebe mich den Emotionen hin und schmelze dahin, als Fabi den Kuss noch leidenschaftlicher macht und seine Hände meinen Körper noch gieriger nachfahren. Ich will das, keine Frage. Aber nicht jetzt. Wir wollten es langsam angehen und gerade in einem solchen Moment möchte ich die Emotionen anderer nicht ausnutzen. „Fabi, warte", murmele ich überfordert, weil es wirklich schwer ist, ihn von mir zu stoßen. Nicht, weil er sich wehrt, sondern weil ich seine Lippen wieder auf meinen spüren will.

„Meine Reaktion tut mir leid", seufzt Fabi schwer und lehnt seine Stirn an meiner, „Fuck, ich wollte dich nicht so erschrecken. Und ich will auch Alex nicht schlagen. Du weißt wie sehr mich die Situation zwischen ihm und mir fertig gemacht hat." „Ja und genau deshalb solltet ihr morgen in Ruhe bei dem Thema neu ansetzen", rate ich ihm ruhig.

„Ich weiß nicht.. Fuck, das kann doch nicht wahr sein. Mama und eine Affäre.. das passt so gar nicht." „Ich mag deine Eltern, ehrlich. Aber ich denke nicht, dass Alex in dem Fall lügen würde. Du bist ihm wichtig. Nur deshalb hat er es dir vermutlich nicht gesagt." „Fuck." Fabi schüttelt seinen Kopf wütend und sieht sich in der Wohnung um. Wahrscheinlich will er irgendetwas gegen die Wand werfen. Also reagiere ich schnell und reiche ihm ein Kissen bevor er eine Vase oder etwas anderes aus Porzellan nehmen kann.

„Tut mir leid, Lu. Eigentlich kann es mir egal sein", lacht Fabi auf einmal kopfschüttelnd, „Man, ich bin alt genug. Es ist mir egal." „Es ist nur, dass ihr beide unterschiedliche Vorstellungen von Beziehungen hattet, weil euch beiden etwas anderes vorgelebt wurde", vervollständige ich seine Gedanken und setze mich mit ihm nieder. „Du weißt wie wichtig du mir bist, oder?", meint Fabi auf einmal ruhig, aber bewusst ehrlich, „Ich gebe zu, dass ich Sorge hatte, dass du auf Jana eifersüchtig sein könntest und ich habe dich vor Alex geküsst, auch um die Reaktionen zu sehen. Aber ich habe es nicht getan, um dich herzuzeigen."

„Ich weiß, dass es dir nicht darum ging.. aber wenn du es aus Eifersucht oder Sorge wegen Alex getan hast.. Wie kommst du darauf?" „Ich kenne dich lange genug, Lu. Der einzige Grund warum ich es seit du mit Mike Schluss gemacht hast nie mehr bei dir probiert habe, war, weil ich das Gefühl hatte, dass das mit Alex und dir was Festes ist. Er hat seine unabhängige Phase hinter sich gelassen und du hättest deine Familie für ihn aufgegeben. Heftiger Scheiß. Jedenfalls halte ich es nicht für unrealistisch, dass er dir verzeiht und du bald wieder bei ihm bist. Wieso sonst versucht er dich mit Jana eifersüchtig zu machen?"

„Das sind seine Versuche aber nicht meine", stelle ich sofort klar, „Alex und ich sind getrennt, ja. Ich bin auch ehrlich und gebe zu, dass es für mich nicht ganz abgeschlossen ist. Das waren heftige Monate. Aber egal was die letzten Tage zwischen uns war, du warst nie eine Ablenkung, Fabi." „Ich weiß." Er nickt sofort. „Ich habe die Kontrolle über mein Leben verloren und kann mich gerade nur bedingt orientieren. Ich werde es nicht leugnen, dass ich diese Gefühle für dich habe, seit damals schon. Trotzdem sind Alex und ich erst seit kurzem getrennt und ich möchte nichts falsches sagen und unsere Freundschaft gefährden."

„Ich weiß", nickt Fabi verständnisvoll, „Um ehrlich zu sein ist es mir egal was zwischen unseren Eltern passiert ist. Das ist ihre Sache." Alex hingegen scheint es sehr zu belasten.. kein Wunder, dass er nie eine richtige Beziehung geführt hat. Kein Wunder, dass er uns bei einem Streit keine Chance mehr gegeben hat.

„Er hätte es mir sagen sollen und nicht wie ein Kind in sich reinfressen", meint Fabi kopfschüttelnd. „Vielleicht hatte Alex einfach Angst, dass es dich so sehr mitnehmen würde wie ihn", schlussfolgere ich und lege Fabi sanft meine Hand auf sein Knie. „Ich blicke der gleichen Frau seit Jahren hinterher. Als ob mich da Alex' Geheimnis mehr mitnehmen könnte", scherzt Fabi.

„Du musst zugeben, dass du aber nicht seit Jahren transparent mit deinen Gefühlen umgegangen bist", halte ich sanft dagegen. Fabi nickt und blickt mich liebevoll an. „Glaub mir, Leo hat mich damals oft belehrt." Ich schmunzle zufrieden über die Beziehung, die wir beide mit meinem Bruder hatten und stehe langsam auf. „Ich hole noch kurz meine Sachen unten. Bin gleich wieder da."


Es stimmt, dass ich meine Sachen holen möchte, aber ich habe auch noch etwas zu erledigen. Ein Sturkopf braucht eine Ansage. „Alles okay?", unterbricht Mike allerdings meine siegessicheren Zug in Richtung Alex. „Ja", erwidere ich irritiert, „Müsstest du nicht bei Kathi sein?" Mike zuckt seine Schultern, bemüht sich um Gleichgültigkeit.

„Ich fasse es nicht, dass ich es sage, aber Hannah fehlt hier", wechselt er schnell das Thema, sodass ich meine Augen verdrehe. „Nicht du auch noch. Was sie Maxi angetan hat-" „Ist verzeihlich", unterbricht Mike mich, „Ich konnte sie nicht leiden, ich sollte froh sein, dass sie weg ist, aber ich merke doch, dass sie euch fehlt. Soweit ich weiß wollte Hannah Maxi nicht weh tun. Unabhängig davon brauchst du doch die Nervensäge in deinem Leben."

Ich seufze schwer. Ich will nicht über Hannah nachdenken. Ich will nicht wissen, dass sie sich in eine Beziehung mit David gestürzt hat, weil sie sonst nur mich hatte. Und ich hatte nur sie jahrelang. Was wir zusammen erlebt haben.. „Na also. Dann war ich erfolgreich", grinst mir Mike blöd entgegen, als er meine nachdenkliche Mimik bemerkt.

„Gesteh du doch mal Kathi deine Gefühle", kontere ich brummend, „Wenn du mich entschuldigt, ich muss jemanden konfrontieren." Mike grinst nun süffisant. Er kann es wohl kaum erwarten mal nicht selbst Teil eines Dramas zu sein.

Ohne ein Wort packe ich Alex, der sich gerade mit Maxi unterhäl, am Oberarm und ziehe ihn mit mir zurück in Richtung der Küche. „Was soll das mit Jana?", frage ich ihn schließlich direkt, „Wenn du sie wirklich magst, nur zu. Aber wenn das nur als Rache gedacht ist oder mich eifersüchtig machen soll.. Sei bitte einfach ehrlich zu mir und ihr." Alex grinst mich charmant an.

Ich nehme wahr, dass er sich bei meiner Berührung anspannt und scheinbar angetan ist. Da fällt mir auf, dass ich ihn gegen die Wand drücke und meinen Körper als Wand nutze. Hm.. ungünstig. Schnell lasse ich von ihm ab. Alex hingegen spielt sein eigenes Spiel. Dieses Mal ist er derjenige, der mich packt und gegen die Wand drückt.

„Willst du denn, dass ich dich eifersüchtig machen will?", murmelt er gegen meinen Hals, den er kaum merkbar mit seinen Lippen streift. Fuck, das letzte Mal, als wir so uns so nah waren war vor der Feier für Maxi, als er mit mir Schluss gemacht hat. Als ich mich daran erinnere wie wir an dem Nachmittag kurz vorher noch ein schnell Sex hatten, bevor wir fertig sein sollten, verkrampfe ich mich.

„Ich will, dass du deine Spiele lässt, Alex. Jana hat das nicht verdient und ich auch nicht. Und Fabi ist der letzte, den du so behandeln solltest. Du hättest ehrlich sein sollen. Du hättest zu deinen Gefühlen stehen können und dich nicht von der Sache mit deinen Eltern einschränken lassen sollen", halte ich fest dagegen und bin dabei um Schlagfertigkeit bemüht, „Und selbst wenn ich eifersüchtig wäre, was würde es ändern?" „Dann würde ich es dir so besorgen, dass du die nächsten zwei Jahre an keinen anderen mehr beim Sex denkst", entgegnet mir Alex lustvoll. Fuck.

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