Schülerinnen

13 2 0
                                    


Nachdem ich freitags und samstags wieder einmal für meine Eltern unterwegs bin, sehen Alex und ich uns erst am Sonntag. Dafür waren wir lange unterwegs und kochen abends noch bei ihm. „Willst du dich nicht schon einmal um die Sauce kümmern?", fragt mich Alex schmunzelnd, als ihm endlich auffällt, dass ich ihn beobachte. 

„Ich genieße die Aussicht", erwidere ich grinsend und lehne mich an der Arbeitsfläche zurück. Wir machen unsere Pizza selbst und Alex scheint darin aufzugehen, den Teig zu kneten. „Ich verstehe ja, dass es dir schwer fällt, hiervon wegzusehen", gibt Alex an und zeigt dabei auf sich, „Oder muss ich erst nachhelfen bevor du loslegst?" 

„Letzteres wäre schonmal nicht von Nachteil", entgegne ich ihm spielerisch, sodass Alex von seinem Teig absieht und zu mir rüberkommt. Erst lächelt er sanft, dann drückt er mich aber bestimmt gegen die Anrichte und intensiviert den Kuss. Automatisch lege ich meine Arme um seine Nacken und lasse mich in den Kuss fallen. Als mein Magen knurrt, lässt Alex von mir ab. 

„Wir sättigen wohl erst diesen Hunger bevor wir uns um deine anderen Bedürfnisse kümmern." Ich lächle ihn an, doch als mich die Situation an Maxi und Lea erinnert wandern meine Gedanken in eine falsche Richtung. „Was ist los?", fragt Alex mich, während er weiter den Teig knetet und ich unsere Sauce würze. 

„Nichts", antworte ich automatisch, korrigiere mich dann aber, „Ich hab gerade an Maxi gedacht. Er hat sich letztens mit Lea gestritten und er sah ziemlich gequält aus. Ich mach mir Sorgen um ihn." „Du meinst der Bruder, dem es lieber wäre du quälst dich selbst durch eine lieblose Beziehung?" „Er ist ja nicht nur das.. Ich vergesse seine guten Seiten zu erwähnen, weil er die nicht oft zeigt." 

„Ich verstehe was du meinst", nickt Alex und sieht mich verständnisvoll an, „Aber ich denke, dass du ihn auf dich zukommen lassen musst sonst blockt er nur ab. Er ist erwachsen genug, sich Probleme einzugestehen. Sollte man jedenfalls meinen." „Ja, stimmt", seufze ich, „Ich wünschte nur er würde mich helfen lassen. Aber du hast Recht. Das kann nur er entscheiden." 

„Du hast Recht.. das klingt gut aus deinem Mund", zieht mich Alex auf und ich verdrehe meine Augen mit einem Grinsen. „Apropos.. Ich bin deinen Schülerinnen am Mittwoch begegnet." „Meinen Schülerinnen?" „Laura, Hannah und ich waren einkaufen. Da haben uns auf einmal drei Mädels angesprochen und meinten du hättest erzählt, dass ich deine Freundin bin." „Ich hab nicht-" 

„Ich weiß", nicke ich bestätigend, damit er weiß, dass ich ihm keinen Vorwurf mache, „Ich war nur überrascht." „Sie müssen uns in der Stadt oder als du mich letztens abgeholt hast gesehen haben. Am Montag hatten sie nämlich die Info, dass ich date", schmunzelt Alex noch entspannt, reibt sich dann aber seine Stirn mit seinen mehligen Händen, „Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Ich bin der jüngste und bestaussehendste Lehrer an dieser Schule." 

„Da bin ich mir sicher", lache ich nach seiner scherzhaft angeberischen Aussage, „Da hab ich ja Glück gehabt." „Da werd ich wohl am Dienstag mit ihnen reden müssen. Dass sie fragen stellen, das ist in Ordnung. Ich habe auch nur die Frage beantwortet, dass wir uns seit längerem sehen, damit sie endlich dem Unterricht folgen. Aber dass sie dich ansprechen und behaupten ich hätte dich als meine Freundin betitelt.. nicht, dass ich das nicht wollen würde, nur-" 

„Ich weiß", lächle ich Alex ehrlich entgegen, „Hey, wir haben gesagt wir gehen es in Ruhe an. Wenn wir uns festlegen wollen, dann ist das so. Wir machen das so wie wir uns wohl fühlen." „Dann hab ich Montag mal was klarzustellen." 

„Ich will den Mädels ja nichts Böses, aber das wäre echt nett. Wir sind uns da zum Glück einig, dass uns nicht jeder so sehen muss." Alex nickt zustimmend und zieht mich in eine Umarmung in dem Wissen, dass ich momentan eher nachdenklich gestimmt bin. Der Abend zu zweit gibt mir so viel Ruhe und Entspannung. Wenn ich bei Alex bin, bin ich entspannt.


Alex's Sicht: 

„Und Luisa Diehn ist echt seine Freundin?", höre ich eine meiner Schülerinnen aus dem Klassenzimmer rufen, als ich mich dem Raum nähere. Wie haben sie das denn jetzt rausgefunden? Ja, sie haben mit Luisa gesprochen, aber woher kennen sie ihren Namen? Ich hatte angenommen, dass sie uns mal beim einkaufen zusammen gesehen und sie wiedererkannt haben. Ich hätte wissen müssen, dass sie das ganze Internet absuchen würden. Aber klar, ich musste ja eine Frage zu unserer Beziehung beantworten. Man, ich bin auch ein Idiot.

„Man, Herr Ebers ist ja richtig cool." „Und mit einer Millionärin zusammen." „Naja, in dem Artikel steht, dass sie noch keine ist, nur eine Millionärserbin." „Guten Morgen", räuspere ich mich erstmal beim Betreten des Klassenzimmers, „Hatten wir nicht was besprochen? Ich hab euch eine Frage beantwortet und ihr solltet euch aus meinem Privatleben raushalten. Das heißt insbesondere, dass ihr mit wem auch immer ich befreundet bin nicht ansprecht."

„Tut uns auch echt leid, aber wir haben ihre Freundin in der Stadt gesehen und sie hatte so eine teure Tasche, also wirklich wirklich teuer. Dann ist uns klar geworden, warum sie uns so bekannt vorkommt. Kein Wunder, dass sie einen fünfstelligen Betrag für eine Tasche ausgeben kann. Also-"

„Fünfstellig?", spuke ich tatsächlich schockiert das Wasser, das ich gerade trinken wollte, wieder raus. Man, ich muss echt aufpassen. Als Lehrer sollte mir das nicht passieren und eigentlich sollte ich auch gar nicht so viel mit meinen Schülern über meine Beziehung reden. Aber eine Tasche im fünfstelligen Bereich? Für eine Tasche? Dafür bekommt man ein Auto.

„Ja, wirklich! Als wir sie gesehen haben ist uns dann auch klar geworden wer eigentlich vor uns steht. Sie war doch letztens erst bei der Eröffnung der neuen Stadtwerke. Überall waren Bilder zu sehen." Unglaublich aber wahr, ich als Lehrer lese keine Zeitung. Lokalnachrichten interessieren mich nicht. Ich lese Bücher über meine Fachbereiche. Was hat Luisa denn bei der Eröffnung der neuen Stadtwerke verloren?

„Ich hab euch doch keinen Namen genannt", wundere ich mich. „Haben sie auch nicht, aber ihre Freundinnen haben sie Luisa genannt. Dann ist uns ein Zeitungsbericht eingefallen, bei dem es mal um die Kinder eines Unternehmers ging und das sind sie. Sehen sie hier." Eine meiner Schülerinnen hält mir das Handy vor's Gesicht, ein Zeitungsbericht von Luisa und Maxi bei einer Veranstaltung. 

„Treten die Kinder des Unternehmerpaars David und Valentina Diehn bald in die Fußstapfen der Millionäre?" heißt der Titel. Betitelt werden die beiden als Millionärserben. Dagegen ist ein fünfstelliger Betrag wohl nichts. Gott, Ich muss mir das alles mal in Ruhe ansehen. Wieso hat sie nicht mit mir geredet? Und wieso nur fängt der Dienstag so an?

„Sie wussten das gar nicht?" „Okay, genug von mir. Wir müssen im Stoff vorankommen", beschließe ich schnell, bevor ich mich weiter bereden lasse. „Das ist gerade aber viel spannender! Wie ist es jetzt mit einer Millionärin zusammen zu sein?"

„Schluss jetzt, Leute. Wir machen mit dem Unterricht weiter." Auch wenn ich mich nur wenig auf den Unterricht konzentrieren kann, werde ich nicht die Zeit damit vergeuden, mit meinen Schülern über meine Freundin zu reden.

ANOTHER LOVEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt