ernste Gespräche

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„Warte was?", entgegene ich ihm entsetzt, nachdem ich seine Aussage verarbeitet habe. „Ich dachte es wäre uns beiden aufgefallen", meint Alex überrascht, „Er hatte diesen Blick drauf und.. Hätte ich gewusst, dass du es nicht geahnt hast, dann hätte ich es dir anders gesagt." 

„Andreas, was denkst du?", frage ich ihn panisch in der Hoffnung, dass Alex sich täuscht. Andreas sagt nichts, er wirft mir nur einen bemitleidenswerten Blick zu. „Lass uns zuhause darüber reden", schlägt Alex vor, „Welche Entscheidung sollst du treffen?" „Nur eine Entscheidung zu meinem Geschenk zum Abschluss." Ich muss mir wohl über einiges klar werden.

„Was hast du vor?", fragt mich Alex schließlich, als wir im Bett liegen. Ich weiß, dass er von Maxi spricht. „Ihr seid euch sicher, hm?" „Gras kann es nicht sein, dafür sieht er so gewöhnlich aus. Ich tippe auf Koks oder LSD, irgendwas, das ihn wach hält. Kein Wunder bei seinem Leben." 

„Scheiße, Maxi", seufze ich ängstlich. Egal was er nimmt, ich habe Angst um ihn. „Wir sollten mit ihm reden", schlägt Alex vor, „Ich habe keine Ahnung wie man das am besten angeht, aber dann merken wir vielleicht wie ernst das Problem ist." „Dann lass uns so vorgehen", stimme ich zu. „Das Essen lief gut. Ist das noch ein Grund, um mit mir zusammen zu ziehen?", lächelt mich Alex an und ich nicke automatisch. 

Es besteht für mich kein Zweifel daran, dass ich mit ihm zusammen ziehen möchte. Ich muss mir nur einen Plan überlegen wie ich meine Eltern davon überzeugen kann, dass es gut gehen wird und ich mich nicht entscheiden muss. „Ich brauche zwar keinen weiteren Grund aber das ist einer, ja", grinse ich ihm entgegen und kuschle mich an seine Brust.

Ich kann Alex zwar eine Weile hinhalten, möchte es jedoch selbst nicht gerne hinauszögern, sodass wir uns dafür entscheiden, schon bald zusammenzuziehen. Nach nur zwei Wochen haben Fabi, Alex, Maxi und ich eine Zeit gefunden, zu der wir uns alle gemeinsam um meinen Umzug kümmern. Ich werde Hannah vermissen und sie ist traurig darüber, aber versteht mich auch. Wir wohnen ja noch in der gleichen Stadt. 

Das Leben zu zweit war aber so lustig, dass ich es vermissen werde, mit ihr zusammenzuwohnen. Eine neue Ära beginnt. Für mich ist das schon eine Ära, denn mit Mike bin ich trotz mehrer Jahre Beziehung nie zusammengezogen. Er war auch ziemlich enttäuscht, als ich mit Hannah statt mit ihm die Wohnung ausgesucht habe. Mike ist natürlich nicht da, um uns zu helfen. Welch Ironie das wäre. Immerhin sind Fabi, Maxi und Hannah da.

„Hier, das letzte Teil", meint Maxi und wirft mir eine meiner Handtaschen zu. „Wie viele meiner Monatsgehälter ist die wert?", fragt mich Alex spaßeshalber also lege ich sie beiseite und tue so als hätte ich ihn nicht gehört. „Der damalige Preis entspricht wohl einem Monatslohn, mit Versteigerung liegen wir mittlerweile bei drei Gehältern", klugscheißert Maxi stattdessen. Ein Blick zu Alex und ich grinse. Er ist kein Fan dieses Lebens aber er nimmt es mittlerweile mit Humor. 

„Da wäre noch etwas worüber wir mit dir reden wollten", beginne ich dann ernst. Es wird keinen richtigen Moment dafür geben. Alex und ich waren uns einig, dass wir es bei der nächsten Gelegenheit ansprechen würden. „Ihr heiratet doch nicht, oder? Für den Ring müsstest du noch eine Weile sparen", scherzt Maxi und ich lächle leicht. 

Es tut gut zu sehen, dass er lustig drauf sein kann und in seltenen Momenten von dem ganzen Stress loslässt. „Falls das Thema wird, gebe ich dir früh genug Bescheid", dämpfe ich die lustige Stimmung, „Nimmst du Drogen, Maxi?" Maxi's Blick verfestigt sich sofort und er sieht betroffen zwischen uns hin und her. „Was auch immer du dir einbildest, Lu-" 

„Nein, Maxi. Du wirst jetzt nicht wieder etwas Fieses sagen nur um vom Thema abzulenken." „Alkohol ist auch eine Droge", versucht sich Maxi anderweitig rauszureden, „Schonmal gezählt wie oft ihr Drogen genommen habt?" „Maxi, bitte", seufze ich, „Was nimmst du und wie oft?" „Ach, Lu, das bisschen Kok-" 

„Koks?", rufe ich entsetzt und fuchtele wie wild mit meinen Armen durch die Luft, „Koks, Maxi? Sag mal-" „Ich denke was Lu damit sagen möchte ist, dass wir besorgt sind und Koks keine leichtfertige Droge ist", schaltet sich Alex ruhig ein wofür ich dankbar bin. Ich könnte Maxi schlagen so entsetzt bin ich. Natürlich nur im übertragenen Sinne. 

„Ich weiß eure Anteilnahme zu schätzen, danke. Dennoch bin ich ein erwachsener Mann." „Seit wann nimmst du das Zeug?", frage ich bewusst ruhig und beobachte Maxi skeptisch. Gerade sieht er nicht zugedröhnt aus. „Seit.. seit dem Unfall. Ich weiß, dass du den Namen nicht erwähnt haben willst." 

„Maxi", hauche ich berührt und gehe sofort zu ihm rüber, um ihn zu umarmen, „Es tut mir leid, dass ich dich damit alleine gelassen habe." „Okay, also nachdem ihr euch immer näher kommt, sollten wir darüber reden wie wir mit der Situation umgehen. Drogen sind und bleiben ungünstig." „Ungünstig trifft bei mir wohl nicht zu", scherzt Maxi, „Selbst für Drogen bezahle ich erstaunlich viel." 

„Nicht lustig, Maxi", warne ich ihn ernst, als wir uns wieder voneinaner lösen, „Also.. Wie viel nimmst du? Wie oft?" „Nur vor besonderen Anlässen. Ehrlich, Lu", gibt Maxi zu und klingt ehrlich. Blöd nur, dass besondere Anlässe unterschiedlich definiert werden und bei uns häufiger vorkommen als bei anderen Familien. 

„Besondere Anlässe gibt es aus Sicht eines normalen Menschen bei uns jeden Tag." „Ich meine Anlässe wie zum Beispiel meinen Geburtstag oder dein Abschluss damals. Jeder Anlass, bei dem unsere Eltern ihre traurige Welt kaschieren, ist ein Anlass für toxische Dinge." „Verständlich", nickt Alex und wippt mit seinem Kopf auf diese Art und Weise als würde er abwägen, ob er Maxi zustimmt. „Alex!" 

„Entschuldige, aber deine Familie ist ein berechtigter Grund für den Konsum von Drogen", meint Alex schulterzuckend, „Aber du hast Recht. Auch wenn ich es verstehen kann, solltest du es lassen, Maxi. Ich habe keine Lust darauf, den Lehrer raushängen zu lassen und möchte es mir nicht anmaßen, über dich zu urteilen. Es wäre nur schön, wenn du deine Probleme nachhaltig angehst und dich nicht selbst schädigst. Du bist nicht so übel wie gedacht. Wäre schade." 

„Soll das etwa eine Liebeserklärung sein?", schmunzelt Maxi, „Ich hoffe du hast Lu deine Gefühle romantischer gestanden." „Maxi, bitte." „Ich weiß, dass ihr Recht habt, okay? Es tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereite, Lu. Ich will das auch nicht. Ich bin nicht damit zufrieden und am liebsten würde ich mein Leben radikal ändern. Ich muss nur noch abwarten bis Vater und ich eine Einigung über die Firmenanteile treffen dann wird es besser." 

„Du solltest nicht auf seine Zustimmung zu deinem Leben hoffen, Maxi-" „Ich weiß, ich weiß. Ich bemühe mich, es zu lassen, okay? Nur bitte kontrolliert mich nicht. Ich habe es bisher nie richtig probiert, aufzuhören, aber das ändert sich jetzt. Gib mir einen Vertrauensvorschuss, bitte." 

Ein Blick zu Alex und ich weiß was er sagen will. Wir dürfen ihn nicht drängen und wir können keinem davon erzählen. Es würde nur mehr Probleme bereiten, wenn andere davon erfahren würden. Wir müssen ihm vorerst vertrauen und einschreiten, wenn es Überhand nimmt. 

ANOTHER LOVEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt