vorbei

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„Moment mal, bitte was?", rufe ich entsetzt, als ich das Gästezimmer betrete und tatsächlich Hannah und Fabi vor mir stehen, „Wegen dir hat sich Maxi das angetan? Und dann wagst du es, ins Krankenhaus zu kommen, bei uns zu sein, mit uns zu feiern?" „Lu, ich wollte für dich da sein", gibt Hannah kleinlaut von sich. 

„Für mich da sein?", lache ich frustriert, „Sag mal, weißt du überhaupt wie das geht? Du bist meine beste Freundin und treibst meinen Bruder in die Überdosis, fast in den Suizid! Mein mittlerweile einziger Bruder." „Fabi wusste es genauso", behauptet Hannah kalt, sodass ich meinen Kopf schüttele. „Ich hab doch gerade richtig gehört, dass er von dir verlangt hat, es mir zu sagen." „Ich glaube ich habe noch einigermaßen viel Verständnis dafür aber, dass du mir damit gedroht hast, Alex von Lu und mir zu erzählen war es mir nicht wert", klärt Fabi mich auf. „Das hast du-" 

„Wie bitte, was?", gibt Alex plötzlich entsetzt von sich. Ich drehe mich vorsichtig um. Shit, ich bin wohl nicht die einzige, die durch Türen hören kann. „Lu, sag mir die Wahrheit." So viel Druck auf einmal. Scheiße. Was soll ich denn sagen? Nein, ja? Ja, wir hatten was aber das ist lange her.. Ich habe mich nicht getraut, es dir zu sagen.. Scheiße, was sage ich? „Gut zu wissen", gibt Alex passiv aggressiv von sich und dreht sich um, wahrscheinlich um zu gehen. Also gehe ich ihm schnell hinterher. 

„Alex, warte, bitte", flehe ich ihn an, weil ich schon jetzt spüre wie verdammt wütend er ist. Trotzdem bemühe ich mich um einen ruhigen Ton, um neben all den anderen Leuten kein Aufsehen zu erregen. „Wozu, Luisa? Dass du mich anlügen kannst?", blafft mich Alex an, sodass ich erst einmal verstumme. Er ist zwar bemüht ruhig, doch die Tonlage kenne ich nicht von ihm. Gut, er ist berechtigterweise wütend. 

„Ich habe dich nicht betrogen, Alex. Vor allem nicht mit Fabi." „Wann lief da was?", fordert er zu wissen. „Vor mehr als zwei Jahren.. es war nicht mehr als Rumgemache.. aber-" „Da warst du mit Mike zusammen." „Ja", gestehe ich gequält. „Gut zu wissen, Luisa. Es ist aus." „Nein, Alex, warte. Das hat doch mit dir nichts zu tun, zwischen uns-" 

„Ich hab dir damals am Friedhof gesagt, dass ich keine Lügen mehr hören will. Ich habe mehrmals erwähnt, dass du ehrlich zu mir sein sollst. Du hast gesagt es gibt keine Geheimnisse mehr zwischen uns", zischt mich Alex einigermaßen unauffällig an. Zum Glück beobachtet uns noch keiner. Als ich ansetzen möchte, um mich zu verteidigen, unterbricht mich Alex schnell. 

„Du hast gewusst oder zumindest ahnen können, dass ich das wissen wollen würde, dass es mich fertig machen würde, zu wissen, dass da doch was lief. Mike hatte die ganze Zeit Recht und Fabi und du habt mich von vorne bis hinten belogen." „Ich wollte nicht, dass du dir deshalb Gedanken machst", murmele ich und fühle mich dabei wie ein kleines, dummes Mädchen. Wie konnte ich es so weit kommen lassen? 

„Das ging wohl schief", meint Alex trocken und dreht sich um. Ich eile ihm nicht hinterher. Er geht schnellen Schrittes Richtung Ausgang. Dort stehen Mike und Maxi, die sich gerade unterhalten. Als Alex an ihnen vorbeigeht werfen sie erst ihm und dann mir einen irritierten Blick zu. Das war's? So einfach, so schnell, mit so einer Leichtigkeit? Er geht einfach davon? Nicht dass ich ihm einen Vorwurf machen würde. Alex hat Recht. 

Er hat mir damals gesagt, dass er genau so etwas nicht erleben möchte. Er hat mich nicht angeschrien, hat keine Szene gemacht. Alex ist nicht nur wütend, er ist enttäuscht, er ist entsetzt. Er hat geglaubt, dass Mike ihn angelogen hat. Dass Fabi nur auf mich steht und nie was lief. Und ich habe ihn in dem Glauben gelassen. Ich habe diese Beziehung verbockt. Klassisches Diehn-Gen. 

„Lu, er kriegt sich sicher-" „Halt ja die Klappe", zische ich Hannah an, nachdem ich mich umgedreht habe und ziehe sie und Fabi zurück in den Raum, in dem wir soeben noch standen, „Wie konntest du es wagen, mich so dreist zu hintergehen? Dir meinen Bruder angeln nur um ihm dann das scheiß Herz zu brechen wo wir noch geglaubt und darüber gelacht hatten, er hätte gar keines!" „Lu, du musst mir glauben, ich hatte keine Ahnung, dass er es ernst meinen würde. Woher hätte ich denn ahnen können, dass er-" 

„Was ist hier los?", fragt ausgerechnet Maxi, der mit Mike zu uns stößt und mich dann ernst ansieht, „Ist alles okay bei dir? Alex ist wütend davon gestapft." „Wieso hast du nichts gesagt?", entgegne ich Maxi stattdessen enttäuscht, „Du hast keine Amnesie, Maxi. Wieso hast du nicht ein einziges Mal erwähnt, dass Hannah diese Frau ist, von der du gesprochen hast? Wie konntest du zulassen, dass wir nach dem was passiert ist, zusammen sitzen? Wie schaffst du das? Ziehst du dir wieder was rein?" 

„Nein, verdammt!", brummt mir Maxi entgegen, sieht dabei an mir vorbei. Hannah steht hinter mir. Wieso ist mir nie aufgefallen, dass er sie so ansieht? „Was hat das mit Alex zu tun?", fragt Maxi Hannah kalt. „Lu sollte nichts wissen von dem was zwischen uns passiert ist. Das wolltest du doch auch." „Ich hab's herausgefunden und wollte es Lu sagen", meldet sich Fabi zwischen, „Hannah wollte Alex von der einen Situation zwischen Lu und mir erzählen, wenn ich es ihr sage." 

„Ich wollte doch nur nicht, dass alles den Bach untergeht. Ich wollte dir nicht weh tun, Maxi. Ich hätte nie gedacht, dass du das ernst meinst und-" „Du müsstest es doch am besten wissen!", brüllt Maxi so leise es eben geht, „Die ganze Zeit bin ich für dich das große Arschloch und wenn ich den Mut aufbringe und dir verdammt nochmal meine Gefühle, mein Herz auf dem Silbertablett präsentiere, dann verarsche ich dich auf einmal? Du hast doch immer kritisiert, dass ich Lea gegenüber nicht emotional genug war." 

Ich habe Maxi noch nie so verletzlich gesehen. Ich spüre die Gänsehaut an meinen Armen. Wie sehr musste er sich gequält haben, um diese Gefühle für so lange Zeit zu verbergen? Als Maxi uns von dieser Frau, die er so mag, erzählt hat, habe ich mich von Herzen für ihn gefreut. Genauso sehr wie seine Augen damals gestrahlt haben, so leer sind sie jetzt. „Maxi-" „Ich denke es ist besser, wenn du gehst", bitte ich Hannah noch höflich, „Jetzt. Das war's, Hannah." „Lu, nein, ich-" 

„Geh, Hannah", fordert Mike sie nun knurrend auf. Dieses eine Mal werde ich sie nicht vor ihm verteidigen. Er hatte Recht was sie angeht. Also sehe ich nun meine beste und so gut wie einzige Freundin davon laufen. Ich werfe Maxi einen leeren Blick zu. „Ich hab ihr gesagt, dass sie sich fern halten soll aber ich wollte es nicht unnötig tief thematisieren", erklärt er mir sofort aber ich schüttele meinen Kopf. „Es geht mich nichts an", meine ich schlicht und erkläre die Feier für mich für beendet. Mein Bett ruft. 

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