passive Aggression

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„Danke, dass wir bei euch spielen konnten." „Ist doch klar, Hannah", erwidere ich sanft, damit sie weiß, dass sie sich wirklich keine Sorgen machen muss. Wir haben ein Tennisfeld im Garten also brauchen wir nicht irgendwohin fahren, wo sie nur Geld für eine Mitgliedschaft ausgibt. Das muss nicht sein, wenn wir hier alles haben. „So kennt man uns doch. Wir sind Wohltäter", mischt sich Maxi ein, als er zu uns in den Garten stößt und im Gartenhaus seinen Tennisschläger holt, „Ich habe Vater immer gesagt, dass ein Feld nicht reicht." 

„Du bist auch überall wo man Spaß hat, um den zu verderben, oder?", entgegnet ihm Hannah genervt und ich grinse leicht. Ich kann mir nicht erklären warum, aber die beiden haben diese Hass-Liebe, die eigentlich nur aus zweiterem besteht. „Wenn ich dich lachen sehe, komme ich doch gerne und spiele den Bösen", kontert Maxi und ich entscheide mich dafür, den beiden ihren kurzen Streit zu lassen und räume die Tennissschläger weg, bevor ich mir in der Küche etwas zu trinken nehme. 

„Fabi war ziemlich enttäuscht, dass du ihn wegen seines Bruders so vernachlässigst", begrüßt mich Mike mehr oder minder freundlich. „Kann dir das nicht egal sein?", erwidere ich desinteressiert. „Fabi ist mein Freund." „Ahja." „Und weil er mein Freund ist wundere ich mich ohnehin warum du gerade ihn ignorierst." 

Da ich gerade trinke, rolle ich nur mit meinen Augen. Welchen Plan verfolgt er nun wieder? „Nach eurem Kuss.. da dachte ich, er wäre dir wichtig aber so wie du ihn jetzt behan-" Vor Überraschung spucke ich das Wasser, das ich gerade trinken wollte, wieder raus. Er weiß davon. Er weiß, dass wir uns damals geküsst haben. Aber woher? Wieso spricht er mich jetzt darauf an. „Wenn du mich erpressen willst.. wieso jetzt? Was bringt dir das?" 

„Von deiner Familie hat er ja schon erfahren. Dass aber noch ein paar Geheimnisse offen sind, scheint dir keine Sorgen zu bereiten. Ich bin doch nur freundlich. Er soll nicht das gleiche durchmachen wie ich, weißt du?" So wie er redet habe ich schon gar kein schlechtes Gewissen mehr. Es ist das eine, mich frustriert darauf anzusprechen, aber ich kenne diesen Blick. 

Er will lediglich Macht. Er will mir das Gefühl geben, dass er jederzeit mit Alex reden könnte. Jetzt müsste ich nur wissen wem ich noch trauen kann. „Woher weißt du's?", frage ich also gefasst. Ich darf mir nicht anmerken lassen, dass er mir damit wirklich die Angst macht, Alex könne davon erfahren. Fabi und ich sind nur - nur noch - Freunde, aber das würde er verständlicherweise anders sehen. 

„Dachtet ihr echt das erfährt keiner? Fabi hat mit Maxi darüber geredet so wie du es Hannah erzählt hast." Na klasse.. „Es tut mir leid, Mike", meine ich ernst und versöhnlich, „Das hätte nicht passieren dürfen." „Pass nur besser auf, dass es nicht wieder vorkommt", warnt er mich gereizt und geht. Immerhin bin ich endlich alleine in der Küche.


Hannah's Sicht:

Hätte nur mein Vater nie solche Deals gemacht. Wir hätten nie alles verloren, was wir hatten und ich müsste nicht im Garten der Diehns Tennis spielen, sondern könnte in einen Tennisclub gehen. Dann müsste ich auch Maxi nicht sehen. Er macht mich noch wahnsinnig. Nur weil dieser eine Fehler passiert ist geht er mir mehr denn je auf die Nerven und kann nie seinen Mund halten, wenn er mich sieht. 

„Ist dein Kontingent für schlechte Witze endlich aufgebraucht?", frage ich Maxi genervt und sehe an ihm vorbei. Es ist Herbst und es wird langsam kälter, aber es ist noch warm genug, dass wir draußen Tennis spielen konnten. Der Pool ist aber schon abgedeckt. Wie gern ich Maxi da einfach reinschmeißen würde. Er würde sich darüber aufregen, dass seine Kleidung in die Reinigung müsste. 

Wobei er die dort ja nicht einmal selbst hinbringen muss. Die Diehns haben wirklich für jede noch so kleine Haushaltsarbeit jemanden, der sich darum kümmert. „Nein, davon gibt's noch viele mehr", meint Maxi neutral, grinst aber langsam schelmisch, „Ich genieße nur die Sicht. Ich bin ziemlich froh, dass ihr Frauen euch immer die knappesten Sporttops kaufen müsst. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich das schon." 

„Jetzt hör mir mal zu ja", zische ich ihm angewidert zu, „Nur weil ein Mal etwas passiert ist, das ich bis heute zutiefst bereu, heißt das nicht, dass du mich anglotzen oder ständig nerven darfst. Das ist wirklich pervers, wenn du so besessen von mir bist. Was würde Lea bitte sagen, wenn sie das wüsste? Denkst du eigentlich auch mal an andere als an dich selbst?" Maxi lacht auf, kommt mir aber entgegen meiner indirekten Bitte nur noch näher. 

„Denkst du etwa sie würde dir irgendetwas glauben? Ich sag dir was passieren wird, Han. Lea würde mir Vorwürfe machen und ich würde sie beruhigen. Sie würde mir glauben und dich für eine Lügnerin halten. Eine falsche Freundin. Lu.. die ist nicht so blöd. Sie würde es wohl glauben aber weißt du was dann los ist? Zwei Freunde innerhalb kürzester Zeit weg. Laura ist doch auch nur eine Mitläuferin. So schnell wärst du alleine und für mich würde sich nichts ändern. Du hast schon deine Familie verloren, Wohlstand, Ansehen, deinen Vater. Verliere nicht auch noch deine Würde." 

Aus Wut und Angst schubse ich Maxi an der Brust von mir. Ich hätte mich damals nie so betrinken dürfen und erst recht nicht mit ihm heimgehen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Moment.. Das will er doch. Maxi will doch, dass ich durchdrehe und ihn anschreie. Er will mir zeigen, dass er eine gewisse Macht über mich hat. Ich habe es in der Hand, den Spieß umzudrehen. 

„Mir ist ja wirklich egal was Lu dazu sagt, aber Leo.. seine Meinung würde mich schon interessieren", grinse ich ihm überlegen entgegen, „Gott der arme Leo. Er konnte dich schon als Kind nicht leiden, genauso wenig wie Luisa. Wer will auch schon freiwillig was mit dir zu tun haben? Selbst deine Freundin lässt sich nur von dir berühren, weil du der Sohn deiner Eltern bist. Und darauf bist du stolz? Ich frage mich nur.. Warst du schon immer so oder was hat dich kaputt gemacht?" 

Maxi sieht mich sprachlos an und ich empfinde seinen Blick als ernsthaft traurig. Tja, so schnell geht's. Man sollte sich nie mit jemandem anlegen, der schon alles verloren hat. „Wer denkst du eigentlich wer du bist?", höre ich Mike's Stimme hinter mir und könnte mich selbst dafür schlagen, dass er das mitbekommen hat. 

„Wo ist deine Würde geblieben, Hannah? Du kommst hierher in das Haus deiner Freundin und fängst einen Streit mit ihrem Bruder an, beleidigst ihn. Wofür? Ich hatte wirklich gehofft, dass die Verhaftung deines Vaters nicht auch deine Würde mitgenommen hat aber man sieht ja was passiert ist. Abgesehen davon, dass der Todestag näher rückt. Und dann bringst du auch noch Lu dazu, einen anderen-" 

„Hannah hat gar nichts gemacht. Sie hatte keinen Einfluss auf unsere Trennung", stellt Lu klar, die auch neben uns steht, mich aber traurig ansieht, „Komm, lass uns gehen." Ich nicke und sehe die Jungs nicht weiter an. „Ich meinte das nicht so, Lu", versuche ich, eine Entschuldigung zu formulieren, doch sie schüttelt ihren Kopf. Sie hat nicht alles mitbekommen, zum Glück. Sie ist aber trotzdem enttäuscht. 

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