Die Nacht hatte ich kaum geschlafen. Immer und immer wieder ging mir die Frage von Cathlyn durch den Kopf. "Hattet ihr Sex?"
und das Schlimmste dabei war: Ich wusste nicht einmal, ob wir wirklich mit einander geschlafen hatten. Und noch schlimmer: Ich musste ihn auch noch fragen, ob wir überhaupt Sex gehabt hatten.
Wie fragt man seinen Chef sowas?
Ich starrte meinen Wecker an, den ich gerade ausgemacht hatte und entschloss mich nach einer gefühlten Ewigkeit doch aufzustehen.
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte und nicht mehr mit einem Zombie zu verwechseln war, lief ich in die Küche und nahm mir den Kaffee, den Cathlyn vorher aufgestellt hatte. Sie musste heute früher weg. Tom war Gott sei Dank auch nicht da. Mein Handy vibrierte. 'ich steh unten. Wo bleibst du?' Erschrocken sah ich auf die Uhr. "Verdammt", fluchte ich, stellte die Tasse beiseite und rannte in den Flur, um meine Schuhe anzuziehen.
Mike lachte als er sah, wie gehetzt ich einstieg. "Verschlafen?" fragte er. Ich schüttelte den Kopf. "Einfach nur langsam", erwiderte ich schwer atmend.
"Wo warst du gestern?" fragte er, als wir bereits fuhren. Ich hielt mir die Hand an die Stirn und fluchte leise. "Du hast auf mich gewartet?" fragte ich. Ich hatte gestern komplett vergessen, Mike Bescheid zu geben, dass ich nicht daheim war. Er nickte und sah auf die Straße. "Es tut mir leid Mike", sagte ich aufrichtig und biss mir auf die Unterlippe, seine Antwort abwartend. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. "Keine Sorge, Kleine. Ich hab dir vergeben", versicherte er mir. Erleichtert atmete ich aus.
Als wir in der Arbeit ankamen, lief ich so schnell ich konnte in mein Büro und schloss die Tür hinter mir.
Ich war in meine Arbeit vertieft, als es klopfte. "Herein", rief ich und sah auf. Mandy trat ein und schloss die Tür hinter sich. Ich verdrehte die Augen und deutet auf sie. "Raus", sagte ich kühl. Mandy fasste sich erschrocken ans Herz und öffnete den Mund. "Was ist los, Ave?" fragte sie und stöckelte auf mich zu.
Ich durchbohrte sie mit meinem Blick, doch sie verstand nicht. "Mandy", seufzte ich und nahm meine Hand von der Tastatur. "Du hast dich einfach an meine Bekanntschaft rangemacht, obwohl du ein Date mit Parker hattest!"
Sie grinste und warf ihr Haar zurück. "Marc meinst du?" flötete sie und lachte kurz auf. "Der war wirklich süß." Ich stöhnte genervt auf und drehte mich wieder zum Bildschirm meines Computers.
"Tut mir leid, Süße", sagte sie nach einer Minute des Schweigens.
Ich sah sie kurz an und hob eine Augenbraue. "Ich verstehe dich nicht", seufzte ich. "Du wolltest doch Parker unbedingt?" Sie lächelte und nickte. "Will ich immer noch", gestand sie und entschloss sich, sich auf meinen Besucherstuhl zu setzen. Irritiert zog ich meine Augenbrauen zusammen. "Aber?" fragte ich weiter.
Sie zuckte die Schultern. "Er meinte, ich solle mich zu euch gesellen und er würde dann nachkommen", erzählte sie und schüttelte unwissend den Kopf. "Aber er kam einfach nicht."
"Oookay", sagte ich langsam und sah sie an. "Weißt du, wo er sich in der Zeit rumgetrieben hat?" Sie sah an die Decke, als könnte sie ihr Antworten geben. "Nein, keine Ahnung. Aber er war nicht in der Bar", sagte sie und schob ihre pinke Unterlippe vor, um ein Schmollen anzudeuten.
Es klopfte erneut. "Herein", rief ich. Brian stand in der Tür. "Mandy, da bist du ja endlich", rief er erleichtert und winkte sie herbei. "Mister Parker möchte dich sprechen. Er ist schon richtig wütend, weil ich dich nicht sofort gefunden habe", berichtete er und ich hörte das Schnaufen in seiner Stimme.
Mandy drehte sich erfreut zu mir, streckte beide Daumen in die Höhe und lief zu Brian. Ich schüttelte verwirrt den Kopf, als die Tür wieder zufiel und ich alleine war.
Zur Mittagspause blieb ich im Büro und schrieb Mike, dass er nicht auf mich warten bräuchte. Da ich gestern wegen meinem Kater krank gemacht hatte, musste ich eine Menge nachholen, was mir ganz gelegen kam. So konnte ich meine Gedanken wenigstens auf etwas sinnvolles lenken.
Die Zeit verging wie im Flug. Ich sah auf die Uhr. Kurz vor sechs. Gleich hatte ich aus, aber ich musste Parker noch nach unserer gemeinsamen Nacht fragen.
Ich packte meine Sachen, warf mir die Träger meiner Tasche über die Schulter und schloss meine Bürotür hinter mir. Mit kleinen Schritten lief ich auf das Büro am Ende des Gangs zu. Mister Ethan Parker stand auf der Tür. Ich blickte auf die Anzeige neben der Tür. 'Zutritt frei' zeigte sie und ich klopfte. Ein dunkles "Herein" ertönte und ich öffnete die Tür.
Parker sah von seinem Bildschirm auf, als ich die Tür hinter mir schloss. "Miss Brown, was kann ich für Sie tun?" fragte er, dabei klang seine Stimme ein wenig gereizt.
Ich räusperte mich und holte tief Luft. "Haben wir...also" Ich deutete auf ihn. "Hatten wir Sex?" fragte ich.
Die Stille, die nach dem Satz herein brach war nahezu unerträglich.
Parker erhob sich langsam und kam auf mich zu. Sein Gesicht gab nichts preis. Mein Herz begann wie wild zu schlagen und ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Dieser Mann war mehr als einschüchternd. Seine Augen fixierten mich aufmerksam und er stoppte kurz vor mir, sodass ich seinen warmen Atem spürte.
"Wir hatten keinen Sex, Miss Brown", stellte er leise aber deutlich klar. Ich nickte leicht und sah auf den Boden. "Dann kann ich ja gehen", flüsterte ich.
Gerade als ich mich umdrehen wollte, hielt er mich am Arm fest. Nicht grob, aber bestimmend.
"Sie sollten wissen, dass ich Benehmen habe", fuhr er unbeirrt fort. "Ich entjungfere keine betrunkenen Frauen."
Meine Augen weiteten sich bei seinen Worten. "W-woher..." stammelte ich. Doch meine Stimme brach ab.
Er lächelte. "Ich hatte schon viele Frauen, aber bei Ihnen war es anders. So wie Sie sich verhielten nahm ich an, dass sie noch nie zuvor Sex hatten. Trotz betrunkenem Zustand", erklärte er ruhig.
Ich blinzelte unbeholfen und spürte, wie sich meine Wangen erhitzten. War ich etwa so erbärmlich, dass man sofort merkte, wie unerfahren ich war? War das auch der Grund, weshalb Marc mich nicht mehr beachtet hatte?
"Miss Brown, machen Sie sich wegen diesem Ereignis keine Gedanken mehr. Ich habe sie in mein Zimmer gebracht und bin selbst ins Bett. Ausgezogen haben Sie sich erst als ich draußen war", sagte er, als hätte er meine innere Unruhe bemerkt.
"Übrigens habe ich Marc auf Mandy angesetzt", teilte er mir mit. Irritiert sah ich zu ihm auf. "Wie meinen Sie?" fragte ich. Ein Lächeln zierte seine Lippen. "Es war geplant, dass ich Mandy zu euch schicke und es war auch geplant, dass Marc sich zu euch setzt und nur noch Augen für Mandy hatte", ergänzte er.
Jetzt war ich noch verwirrter. Er lachte kurz auf. Sein Lachen klang schön und angenehm. Ich spürte wie sich meine Muskeln lockerten. "Ich verstehe das nicht", erwiderte ich leise.
"Miss Brown, Sie müssen nicht alles verstehen. Das werden Sie nie. Und jetzt gehen Sie, suchen Sie sich eine angenehme Gesellschaft für Ihren Feierabend. Ich bin mir sicher, Mister Warden würde Ihnen niemals einen Wunsch abschlagen."
Ich runzelte die Stirn. "Mister Warden? Meinen Sie Mike?" fragte ich irritiert. Parker nickte wissend. Ich schüttelte den Kopf. "Mike ist verheiratet", erklärte ich. Mein Gegenüber grinste nur und zuckte die Schultern. "Als ob ein Ring am Finger immun gegen schöne Frauen macht", seufzte er, sichtlich genervt über meine Naivität. Dann sah er auf die Uhr und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür. "Sie dürfen jetzt gehen."
Mit diesen Worten entließ er mich.
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My Babe
ChickLitAvery Brown lebt ein unscheinbares Leben. Mit 21 Jahren hat sie zwar einen guten Job, eine tolle Wohnung mit ihrer besten Freundin und genug Geld, um das Leben zu genießen, doch ein entscheidender Punkt fehlt ihr: die Liebe. Dass sich ihr beschaulic...