5. Kapitel

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"Oh mein Goott, Avery", rief Mandy und lief auf mich zu. "Kennst du die?" flüsterte mir Marc irritiert zu. Ich stöhnte auf. "Ja, leider!"

Mandy war inzwischen an unserem Tisch angekommen und strahlte. "Hey Ave!" sagte sie, beugte sich zu mir hinab, sodass ihre Brüste kurz davor waren, auf den Tisch zu fallen, und gab mir jeweils einen Kuss links und rechts auf die Backe. Dann strahlte sie Marc an. "Hallo, ich bin Mandy", raunte sie und streckte ihre Hand hin. Warte...War Mandy wirklich gerade dabei meine Bekanntschaft anzuflirten? Sie war doch mit Mister Parker hier?

Ich lehnte mich zurück und rief eine Bedienung herbei. Alkohol ist vielleicht keine Lösung für diese nervige Lage, aber immerhin ein Anfang.

Während Mandy sich an unserem Tisch abstützte, mit Marc redete und stolz ihr Dekolleté präsentierte, machten Cathlyn und Tom rum. Parker war verschwunden. Kein Wunder bei so einem männerjagendem Date wie Mandy. Ich fühlte mich wie im falschen Film. Ganz so als wären irgendwo versteckte Kameras und jeden Moment würde jemand hervorspringen und "Verarscht" rufen. 

Als ich mir einen Long Island Icetea bestellt hatte, lehnte ich mich wieder vor und beschloss, Mandy zu verscheuchen. "Mandy", unterbrach ich sie gespielt höflich. "Wo ist denn dein Date?"

Sie richtete sich auf und fuhr sich durch ihre blonden Haare. "Ich hab den heißesten Mann in L.A.", erklärte sie und sah sich um. "Nur keine Ahnung, wo er ist", murmelte sie. Marc lehnte sich vor und grinste. "Dann setz dich doch zu uns, Prinzesschen", schlug er zwinkernd vor. Warte...Was? Prinzesschen? Halloo, hier sitzt noch jemand!

Meine Erlösung kam mit dem Kellner. Alkohol. Während Mandy sich zu uns gesellte, sahen Cathlyn und Tom kurz auf, beachteten sie aber nicht weiter, sondern küssten sich erneut.

Stumme Traurigkeit breitete sich in mir aus. Ich war überflüssig. Die Erkenntnis traf mich ohne Vorwarnung und am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte die Bar heulend verlassen. Ich entschied mich dagegen. Bleib stark. Ich zog am Strohhalm und sofort breitete sich der bittere Geschmack des Cocktails in meinem Mund aus. Das war das Gute am Long Island Icetea, er bestand fast nur aus Alkohol.

"Naja und Avery und ich, wir beide planen Events für die Firma. Charity Veranstaltungen und sowas", erklärte Mandy und lächelte verträumt. "Wow, das klingt echt spannend", entgegnete Marc.

Ich trank den Cocktail in großen Schlücken aus und stützte meinen Kopf gelangweilt auf meiner Hand ab. Die Wirkung des Alkohols kam langsam. Meine Zunge wurde lahm, meine Augen hatten große Mühe einen Punkt zu fixieren.

Marc erhob die Hand. "Ladies", sagte er. "Ich geb noch eine Runde aus." Mandy klatschte begeistert in die Hände. "Ich will einen-" Sie lehnte sich näher zu ihm. "Sex on the beach", flüsterte sie dann in sein Ohr.

Oh Gott, war das schlecht. Darf ich mich bitte übergeben?

Marc lächelte und nickte, dann drehte er sich zu mir. "Und du, meine Schöne?" Bitte hör auf mit deinen Kosenamen!

"Ich nehm zwei Tequila Shots", teilte ich ihm mit. Er runzelte die Stirn. "Zwei?" fragte er. Ja verdammt zwei, du Blödarsch. Wenn du mich schon links liegen lässt.

Ich nickte lächelnd. "Okay", sagte er und rief den Kellner herbei.

Die beiden unterhielten sich wieder angeregt und ich starrte auf den leeren Cocktail vor mir.

Ich kam mir so unendlich blöd vor. Es gab Momente, in denen ich einfach los reden konnte und mir tausend neue Sachen einfielen und dann gab es diese Momente, in denen mir entweder nichts einfallen wollte oder es einfach bescheuert war. Also saß ich hier stumm und wartete auf meine zwei Shots. Toller Abend. Super. Großartig.

Ich sah mich in der Bar um. Parker war wirklich gegangen. Kein Wunder. Ich würde Mandy niemals verstehen. Zuerst schwärmte sie von Parker, dann ließ sie ihn links liegen. Es passte nicht einmal zu einem Mann wie Parker, sich so etwas gefallen zu lassen.

Als meine Shots kamen, exte ich sie und stand auf. Meine Umgebung schwankte bedrohlich unter meinen Füßen und ich hatte Mühe aufrecht stehen zu bleiben. Ich krallte mir meine Lederjacke und zog sie mir an. "Tschüss", rief ich. Doch wie erwartet, fiel es niemandem auf, dass ich ging. Ich hatte das Gefühl in einem Traum festzustecken. In so einem Traum, in dem man alles tun konnte, aber einfach nicht bemerkt wurde. Ätzend.

Als ich auf den Ausgang zu lief, wurde ich von dem Kellner aufgehalten. "Miss, sie haben noch nicht bezahlt", stellte er fest und sah mich merkwürdig an. Ich lächelte an ihm vorbei. "Der Mann mit dem dunklen Haar, neben der blonden Tusse zahlt für mich", berichtete ich stolz und setzte meinen Weg weiter fort. Diesmal wurde ich nicht mehr aufgehalten.

Sekunden später stand ich auf der Straße und die kühle Nachtluft umgab mich. "Kalt, kalt, kalt", flüsterte ich vor mich hin und stolperte in die Richtung, in der ich meine Wohnung vermutete. Ich war noch nie zuvor in dieser Bar gewesen, daher hatte ich auch keine Ahnung, wie ich von hier aus heim kommen sollte.

"Na du", rief mir ein älterer Mann von der anderen Straßenseite zu. Es war Mittwoch, weshalb die Straße ziemlich menschenleer war. Das richtige Nachtleben begann erst Donnerstag. Er sah gruselig und soweit ich beurteilen konnte, ziemlich schmierig und selbstgefällig aus. Ich winkte ab. "Nö nö", rief ich taumelnd. "Kein Interesse!"

Er lachte auf und überquerte die Straße, die uns trennte. "Hübsches Ding", sagte er als er neben mir her lief. Ich starrte müde auf den Boden und setzte meinen Weg fort. "Wohin geht's denn?" fragte er schließlich und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich seufzte und spürte, wie meine Beine immer schwerer wurden. Erschöpft lehnte ich mich an die nächste Hauswand und atmete schwerfällig durch. "Ich bring dich heim", flüsterte er nah an meinem Ohr und drückte sein Becken gegen meins. "Eww", sagte ich angewidert und versuchte, ihn von mir zu stoßen, doch er hatte meine Hände bereits mit seinen an der kalten Wand fixiert. "Du bist so geil", stöhnte er und sah mich an. "Trägst du überhaupt was unter dem Kleid?"

Bevor ich etwas erwidern konnte, spürte ich eine warme Hand an der Innenseite meiner Oberschenkel. Ich schrie auf. "Lass mich los!" Hilflos versuchte ich, mit meinen Knien gegen ihn zu stoßen, doch er war stärker. Ein dreckiges Lachen entfuhr ihm. "Hilfe!" schrie ich, doch mir war bewusst, dass mich keiner hören würde. "Du kleine Schlampe darauf stehst du, oder?" fragte er und beugte sich vor, um mich zu küssen, doch ich drehte meinen Kopf weg, um ihm zu entgehen.

Und da sah ich ihn. Mister Parker griff den Mann am Kragen seiner Jacke und schleuderte ihn von mir. Der Mann lag am Boden und versuchte sich aufzurappeln, doch Parker stieß mit seinem Schuh gegen die Weichteile des Mannes. Er schrie grunzend auf und hielt sich seine Körpermitte.

"Wollen Sie noch einen Schlag?" fragte Parker und sah auf ihn hinab. "Nein!" rief der Mann und versuchte, weiter weg zu robben. "Was hatten Sie mit der jungen Frau vor?" fragte er weiter und lief wieder zwei Schritte auf den Mann zu. "Ich...ich...wollte nichts machen!" stotterte er. "Ich..wollte.." - "Sie vergewaltigen", beendete Parker den Satz und sah ihn an. "Richtig?" fragte er. "Nein!" rief der Mann. Parker knurrte, griff ihn erneut am Kragen und ließ seine Faust in sein Gesicht schlagen. Der Mann hielt sich seine mittlerweile blutende Nase, rappelte sich auf und rannte in die Dunkelheit der Nacht. Parker erhob sich und drehte sich zu mir. Seine Augen funkelten bedrohlich und ich musste schlucken.

Langsam lief er auf mich zu. "Was machen Sie hier alleine, Miss Brown? Es ist dunkel und Sie sind betrunken", stellte er fest. Ich konnte nicht anders und musste lachen. Der Alkohol setzte seine berauschende Wirkung ohne Rücksicht auf Verluste fort.

Plötzlich spürte ich den Boden unter meinen Füßen nicht mehr. Ich schwebte. Oh man, ich kann fliegen!

"Würdest du bitte aufhören?" unterbrach Parker meinen Höhenflug und sah mich streng an. Jetzt kapierte ich es. Er trug mich auf seinen Armen und ich hatte meine Arme weit ausgestreckt und Flugbewegungen gemacht.

Das war peinlich! Nein war es nicht -versicherte der Alkohol mir- das war cool.

Ich lächelte, zufrieden mit mir und der Welt und kuschelte mich näher an Parker. "Parker?" murmelte ich kurz bevor ich einschlief. "Ja?" fragte er leise. "Sie sind der attraktivste Mann, den ich jemals gesehen habe", flüsterte ich und schlief ein.

My BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt