3. Kapitel

15.1K 356 12
                                    

"Mike, fahr mich einfach ganz weit weg!" rief ich, als wir uns am Ausgang trafen. Er grinste und zog fragend eine Augenbraue nach oben. "Was ist passiert?" fragte er amüsiert.

Ich blieb stehen und fuhr mir mit einer Hand über das Gesicht. "Das war so peinlich!" Ich erzählte ihm von Mandy und Mister Parker. Und von dem 'Etwas an den Lippen'.

Mikes Grinsen wuchs und als ich das mit den Lippen erwähnte lachte er. "Nicht dein Ernst?" Ich verschränkte protestierend die Arme vor der Brust. "Anstatt mich auszulachen könntest du mich aufmuntern", motzte ich. Er zuckte mit den Schultern und hielt mir die Tür auf. "Gehen wir jetzt Mittagessen oder willst du unserem neuen Chef noch irgendetwas sagen?" fragte er provizierend. Ich verdrehte die Augen, schnaubte und stolzierte an ihm vorbei.

Zehn Minuten später saßen wir in einem hübschen Restaurant unweit der Firma.

"Ihre Bestellung?" fragte die Kellnerin und sah uns abwartend an. Ich klappte die Karte zu und sah sie an. "Einen gemischten Salat bitte", sagte ich und holte mir einen erstaunten Blick von Mike. "Seit wann isst du gesund?" fragte er und wendete sich dann ebenfalls an die Kellnerin. "Ich nehm das Rindersteak", sagte er und grinste mich an. Sie verschwand mit einem Nicken. "Ich höre", forderte er mich auf.

"Ich hab seit der peinlichen Aktion im Büro einfach keinen Hunger", erklärte ich knapp. "Ach komm", stöhnte er. "So schlimm war das auch wieder nicht."

Ich wollte gerade etwas erwidern, als sein Blick grinsend hinter mich fiel. Ich drehte mich um und erstarrte. "Mister Parker und Mandy gehen essen", flüsterte er spielerisch. Ich drehte mich wieder zu ihm und schlug ihm leicht auf den Arm. "Sei leise", zischte ich.

Mandys Lachen erfüllte das Restaurant. Ich ließ meinen Kopf in meine beiden Hände sinken und atmete genervt aus. Dieses Lachen!

Mike stupste mich an. "Jetzt mach dir keinen Kopf. Wir wollen die Mittagspause genießen", erinnerte er mich. Ich nickte, doch in Gedanken stellte sich mir immer dieselbe Frage: Was in aller Welt machten Mandy und Parker gemeinsam?

Ich saß mit dem Rücken zu den beiden und konnte nicht sehen, was sie machten, ob er genervt war oder ob sie flirteten. Aber das würde mich doch sowieso nicht interessieren. Parker war arrogant und selbstverliebt. Die beiden passten zusammen.

"Avery was ist los?" fragte Mike. Ich zuckte zusammen und sah ihn an. "Sorry", murmelte ich.

Unsere Bestellung kam und wir aßen. Als wir das Restaurant verließen, waren Mandy und Parker so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie uns nicht einmal bemerkten.

"Was wollen die beiden?" fragte ich Mike, als wir wieder auf der Straße standen und Richtung Büro liefen. Er zuckte die Schultern. "Die Frage ist wohl eher, was stört es dich so sehr?" konterte er.

Ich seufzte. "Du wirst wohl nie aufhören Gegenfragen zu stellen", stellte ich fest. Er grinste. "Nö, hab ich erstmal nicht vor."

Die restliche Zeit im Büro lief gut. Ich kam gut durch mit den heutigen To-Dos und die Pläne der nächsten Events. Fünf Minuten vor Schluss klopfte es. "Herein", rief ich und sortierte meine Dokumente.

"Heey", quiekte Mandy. Ich sah kurz auf und fuhr mit meiner Arbeit fort. Sie schloss die Tür hinter sich. Genervt legte ich die Blätter beiseite und sah sie an. "Mandy, bitte. Ich hab jetzt echt keine Lust!" Sie ignorierte mich gekonnt und setzte sich auf den Besucherstuhl mir gegenüber. Ein Strahlen lag auf ihren Lippen. Sie sah aus wie eine Bombe, die gleich voller Neuigkeiten explodieren wollte. "Ja?" fragte ich, um sie zum Reden zu animieren.

Sie setzte sich noch aufrechter hin und ihr Grinsen wurde breiter, falls das überhaupt noch möglich war. Als nichts kam, erhob ich mich und packte meine Tasche.

Mandy blickte mich erstaunt an. "Ich hab Feierabend", erklärte ich genervt. "Und da du nicht den Mund aufbekommst" - "Ich hab ein Date mit Parker!" sprudelte es aus ihr heraus.

Erstaunt zog ich die Augenbrauen hoch und betrachtete sie. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in mir aus.

"Okay", sagte ich schließlich betont unbeeindruckt. "Na dann viel Spaß."

Sie erhob sich nun auch und folgte mir zu Tür. "Ich werde ihn sowas von flachlegen", berichtete sie stolz von ihren Plänen und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Und dir alle Einzelheiten erzählen, wie er so ist."

Ich lächelte. "Danke Mandy, aber ich schätze das ist nicht nötig. Genieß deinen Abend."

Ein Teil von mir - der nette Teil - gönnte ihr das Treffen mit Parker, schließlich hatte Mandy lange Zeit nur Sex, nie ein richtiges Date. Der andere Teil fand die Aktion nur peinlich. Mehr Klischee als Verstand. Die Assistentin und der Chef.

Es war doch immer heikel, mit Kollegen etwas anzufangen.

Ich nahm mir vor, niemals in so eine Situation zu kommen. 

My BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt