8. Kapitel

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Ich lief aus dem Büro und sah Mike. Er lehnte grinsend am Auto und sah mich an. "Da bist du ja", sagte er, als ich vor ihm stand. "Gehen wir?" fragte ich und lächelte zu ihm hoch. Er nickte, stieß sich vom Auto ab und öffnete mir die Tür. Ich dankte ihm und setzte mich.

Hatte Parker vielleicht Recht? Konnte Mike wirklich was von mir wollen, aber ich war nur zu blind um es zu sehen?

Mike saß nun auch im Auto und startete den Motor. "Ich bring dich also heim?" fragte er. Ich nickte. Als er aus der Tiefgarage fuhr, wagte ich den Test. "Willst du vielleicht was mit mir trinken gehen?" fragte ich. Er zog seine Augenbrauen erstaunt hoch, doch seine Lippen zierte ein Lächeln. "Natürlich, sehr gerne", erwiderte er, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.

Ich richtete mich auf und räusperte mich. "Wo willst du hin?" fragte ich und blickte ihn erwartungsvoll an. "Mir egal, ich richte mich nach dir", sagte er. Dabei klang seine Stimme ungewohnt fröhlich.

"Was ist mit Mary?" fragte ich. Sein Grinsen verschwand bei dem Namen seiner Frau. "Die ist daheim, wieso?" fragte er schnell. Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen. "Weil sie doch mit dir rechnet?" entgegnete ich. Er zuckte die Schultern. "Sie weiß, dass es manchmal später werden kann", erklärte er kurz. "Okay", gab ich zurück.

Mary tat mir leid. Er machte sich nicht einmal die Mühe, ihr zu schreiben. Vielleicht reagierte ich auch gerade nur über, weil Parker mir so einen Floh ins Ohr gesetzt hatte. Bei dem Gedanken an unser Gespräch verdrehte ich unbewusst die Augen.

"Was ist denn?" fragte Mike, der meine genervte Geste eindeutig bemerkt hatte. "Ach nichts", erwiderte ich langsam und sah aus dem Fenster. "Weißt du was, ich glaube, ich will doch lieber heim", gestand ich. Mike hielt an einer roten Ampel und nutzte den Moment, um mich verwirrt zu mustern. "Wieso das jetzt plötzlich?" fragte er mit einem merkwürdigen Unterton. Ich zuckte die Schultern und sah unschludig zu ihm. "Ich bin müde", log ich. Er seufzte, dann bog sich sein Mund zu einem Lächeln. "Ich bring dich heim", sagte er leise, sah wieder nach vorn und fuhr an.

***

"Cat?" rief ich, als ich zu Tür rein kam. "Halloo?" Ich schloss sie hinter mir und streifte meine Schuhe von den Fersen. Ich lief in die Küche. leer. Das Wohnzimmer. leer. Ihr Zimmer. leer. Also war ich alleine. 'bin bei Tom, Kuss Cat.' stand auf einem Zettel, der an ihrer Tür haftete. Ich seufzte und lief in mein Zimmer.

Als ich mich umgezogen hatte - in Jogginghose und Pulli- lief ich in die Küche, holte mir Chips und Schokolade und setzte mich vor den Fernseher. Perfekter Abend.

Gerade als ich mich bequem hingelegt hatte, klingelte es. Ich stöhnte genervt auf. Wieso vergaß Cathlyn immer ihre Schlüssel?

Ich drückte den Türöffner und öffnete unsere Wohnungstür. Langsam lief ich wieder zurück ins Wohnzimmer und setzte mich hin.

"Cat, gewöhn dir bitte an, deinen Schlüssel mitzunehmen!" rief ich, als ich hörte, wie jemand die Tür schloss.

Doch die Schritte, die auf mich und die Couch zuliefen, waren schwerer und langsamer als Cats. Irritiert stand ich auf, legte die Chipstüte beiseite und lief zum Gang.

Ich hatte doch keinem Mörder gerade aufgemacht? Würde zu mir passen.

"Hallo?" rief ich und stellte mit Erleichterung fest, dass ich die Person im Flur kannte.

Ich fasste mir ans Herz und grinste. "Mike!" stellte ich fest und gerade als ich seinen Namen ausgesprochen hatte, merkte ich, wie ungewöhnlich es war, ihn hier anzutreffen. Er war noch nie bei mir daheim gewesen.

"Ehm...was machst du hier?" fragte ich weiter. Er lächelte mich an, doch er sah unsicher dabei aus. "Ich...", er starrte auf seine Füße und trat vom einen auf das andere Bein. "Ich fand es schade, dass du nichts mehr trinken gehen wolltest und da dachte ich mir-", er sah mich gespannt an. "-ob du vielleicht hier einfach was machen willst?"

Mein Herz setzte einen Schlag aus, um gleich darauf wie wild zu pochen.

Ich runzelte die Stirn. "Ehm ja klar", murmelte ich.

Das hatte ich nicht kommen sehen.

Er lächelte erleichtert und sah dann an mir vorbei zum Fernseher. "Willst du was anschauen?" fragte er.

Ich nickte schnell. "Was willst du sehen?" mit diesen Worten öffnete ich unseren DVD Schrank und gewährte Mike einen Einblick. Er überflog die Cover schnell, bis er an einem hängen blieb.Ich stöhnte auf. "Nein nicht dein Ernst", sagte ich.

Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Er machte keine Anstalten seine Auswahl zu überdenken.

Geschlagen legte ich also Friends with Benefits ein und setzte mich aufs Sofa. "Setz dich doch", sagte ich und deutete auf die Couch.

Da saßen wir also. Peinlich schweigend einen Teenie-Film anschauend. Wenigstens machten die Chips, die ich dabei aß Geräusche und ich fühlte mich mit vollem Mund nicht dazu verpflichtet, etwas zu sagen. Mike saß - zum Glück- am anderen Ende des Sofas und sah konzentriert auf den Bildschirm. Mike war echt ein toller Freund, aber hier auf meiner Couch wollte ich ihn nicht gerne sehen.

Irgendwann drehte er sich zu mir und lächelte. Ich erwiderte es irritiert, doch sah dann sofort wieder gebannt auf den Fernseher.

"Du bist wunderschön", flüsterte er plötzlich. Eine leichte Welle Adrenalin schoss in meine Adern und wurde durch meinen Körper gepumpt. Ich schluckte und öffnete die Wasserflasche auf dem Couchtisch, um zu trinken. Mein Mund wurde in unangenehmen Situationen immer trocken. Ich spürte, wie ich mich anspannte und meine Wangen heiß wurden. Auch das noch.

Oh nein, bitte nicht rot werden!

"Avery", er rutschte näher und saß jetzt viel zu nah bei mir. "Als du gefragt hast, ob wir was trinken wollen", sein Atem berührte meine Schulter. "Da dachte ich, dass es dir vielleicht ähnlich geht wie mir."

Ähnlich?

Ich würde vorher erst gerne wissen, was genau er meinte.

Hilfe, was hatte ich mir da nur angetan?

Ich drehte mich ein wenig zu ihm, doch sah ihn nicht an. "Was meinst du?" hakte ich unsicher nach.

"Ich habe schon länger Gefühle für dich", gestand er. Sein Blick huschte von meinen Augen zu meinem Mund und wieder zurück.

Okay - kleiner Schockmoment für mich.

"Mike, ich...", setzte ich an, doch er unterbrach mich, indem er mein Kinn nahm und mich somit zwang ihn anzusehen. "Ich will nichts mehr hören, Ave", erwiderte er sanft.

Und dann passierte es. Seine Lippen legten sich auf meine. Sie waren warm und angenehm.

Meine Zunge fand seine. Er fuhr mit einer Hand über meinen Rücken zu meinen Po, während ich durch sein Haar fuhr. Ich spürte, wie sich seine andere Hand an meine Taille legte, um dann hoch zu meinen Brüsten zu gelangen. Als er sie packte, entkam ihm ein Stöhnen.

Dann brachen zwei Gedanken gleichzeitig über mich hinein.

Ethan Parker und Mikes Ehefrau.

My BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt