Ich erwachte durch einen leichten Schmerz. Meine Beine zogen, als hätte ich Sport gemacht und zwischen meinen Beinen spürte ich ein leichtes Brennen. Ich kannte das Gefühl nicht, doch plötzlich kamen die Erinnerungen hoch.
"Fuck", flüsterte ich und schreckte auf. Mike lag neben mir und antwortete nur mit einem müden Grummeln, ehe er sich weg drehte und weiter schlief. Ich starrte ihn nur an, unfähig auf diese fremde Situation zu reagieren. Alles, was ich hörte, war mein eigener Atem.
Als meine Schockstarre nachließ, erhob ich mich langsam und lief so leise wie möglich ins Badezimmer. Ich war nackt, also schloss ich die Tür und stieg in die Dusche. Das warme Wasser schmiegte sich über meinen Kopf an meinen Körper. Ich spürte, wie sich meine Haare mit Wasser voll saugten und schwerer wurden.
Während ich meine Augen schloss, kamen die Erinnerungen von letzter Nacht hoch. Ich schluckte und drehte das Wasser stärker auf. Ich wusste nicht weshalb das Gefühl aufkam, ich müsste mich gründlicher denn je säubern.
Ein Klopfen druchbrach meine Gedanken. "Ja?", rief ich. "Avery?" ertönte Mikes fragende Stimme von außen. "Ich bin gleich fertig", rief ich und duschte schnell zu Ende. Als ich kurz darauf in einem Handtuch gewickelt in mein Zimmer lief, war von Mike nichts zu sehen. Ich zog meine Leggins und einen großen gemütlichen Pullover an, dann lief ich in die Küche.
Mike stand dort mit dem Rücken zu mir und machte Rührei. "Morgen", begrüßte ich ihn und setzte mich auf einen Barhocker am Tisch. Er drehte sich um und schenkte mir ein Lächeln. "Guten Morgen", raunte er und wollte sich vorbeugen, um mich zu küssen, doch ich stoppte ihn. "Mike bitte", flüsterte ich. Irritiert sah er mich an. "Was ist denn?" fragte er. "Mary", murmelte ich schuldbewusst und sah zur Kaffeemaschine, die bereits fertig war. Ich erhob mich und holte zwei Tassen aus dem Schrank. "Mary hat mich betrogen", sagte er verteidigend. Ich nickte nur und schenkte Kaffee ein. "Na und Mike. Und jetzt sind wir beide nicht besser", erwiderte ich und streckte ihm eine Tasse entgegen. Dankend nahm er sie an.
"Wir sollten vielleicht Abstand halten", fuhr ich fort. Er nickte leicht. "Ave, tut mir leid, wenn ich dich mit dieser Situation überfordert habe", sagte er aufrichtig und nahm die Pfanne vom Herd. "Ich geh jetzt besser." Ich seufzte. "Du kannst ruhig hier frühstücken." Er schüttelte den Kopf und ging in den Flur, um sich dort Schuhe und Mantel anzuziehen.
"Es war echt schön mit dir", sagte er zum Abschied. Dann fiel die Tür zu. Eine Weile stand ich regungslos da und starrte die Tür an, während eine Stimme in mir immer wieder schrie 'Was hast du bloß getan'. Meine Augen brannten und kurz darauf liefen warme Tränen meine Wangen hinab. Ich wischte sie weg und lief zur Küche. Dort schüttete ich den Kaffee weg und lief in mein Zimmer.
Zwei Stunden später klopfte es. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging die Tür auf. Cat trat ein. Als sie mich im Bett zusammen gerollt sah, erschrak sie. "Avery", flüsterte sie und setzte sich zu mir auf die Bettkante. "Was ist passiert?" Ich schüttelte bloß den Kopf und versuchte, die Tränen zurück zu halten. Eigentlich war das Ganze nicht so dramatisch, wie es vermutlich den Eindruck machte, doch irgendwas hinderte mich daran mit dem Weinen aufzuhören.
Ich spürte ihre Hand auf meinem Rücken. "Du kannst mir alles sagen", versicherte sie mir. Ich nickte und vergrub mich unter der Decke.
"Okay, ich bring dir ein Eis", sagte sie und verschwand. Sekunden später senkte sich die Matratze erneut. Ich blickte auf. Cathlyn hatte ein Ben&Jerry's sowie zwei Löffel geholt und blickte mich erwartungsvoll an. Ich rappelte mich auf und wir aßen schweigend.
Nach der Hälfte musterte sie mich von der Seite. "Und?" fragte sie vorsichtig. Ich konnte nicht anders und erzählte ihr alles. Sie nickte nur und hörte mir aufmerksam zu. Als ich fertig gesprochen hatte, sah ich sie an, in der Hoffnung sie hätte den perfekten Ratschlag für mich. Doch sie umarmte mich nur. "Avery, du solltest nochmal mit Mike reden und Mike mit Mary", sagte sie dann schließlich.
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich hab keine Lust auf alles", sagte ich nur und starrte auf den Boden. "Wieso ist das alles nur so kompliziert?" Sie seufzte. "Keine Ahnung", flüsterte sie. "Man sagt, es gibt für jeden Mensch einen Lebensgefährten, doch wenn einer den falschen nimmt, geht's für den Rest nicht mehr auf." Sie lächelte schwach und erst jetzt sah ich die Traurigkeit in ihrem Blick. "Alles gut bei dir?" fragte ich besorgt. Sie schüttelte den Kopf. "Was ist passiert?" Sie blinzelte gegen ihre Tränen an. "Tom hat Schluss gemacht", flüsterte sie. "Nein", brachte ich nur hervor und zog sie sofort in eine Umarmung.
Meine eigenen Probleme haben mich blind für ihre gemacht. "Hat er gesagt weshalb?" fragte ich nach einer Weile. "Es gibt eine andere", schluchzte sie. Ich konnte nur ahnen, wie sehr es für sie schmerzen musste. "Es tut mir so leid, Cat", flüsterte ich. Für den Rest des Tages saßen wir auf der Couch, aßen und sahen uns Serien an. Geteiltes Leid ist halbes Leid, hatte Cat gesagt, bevor wir uns gemeinsam in eine Decke rollten und auf den Fernseher sahen. Trotz allem verging der Tag schneller als gedacht.
"Neun Uhr Abends an einem Samstag und wir sitzen hier zu zweit", stellte sie frustriert fest. Ich lachte auf und nickte. "So ist das manchmal", bestätigte ich sie und sah auf mein Handy. '3 verpasste Anrufe'. Ich drückte auf die Nummer. Mandy. Ich verdrehte die Augen. "Was los?" fragte Cat. "Ach, nur eine Kollegin. Ich ruf sie kurz zurück" mit diesen Worten verschwand ich in meinem Zimmer. "Avery, na endlich kommst du aus deinem Versteck. Was hast du bloß getrieben, sag jetzt nicht mit Mike den Tag verbracht!" begrüßte mich Mandy aufgebracht. "Nein Mandy. Den Tag hab ich mit meiner Mitbewohnerin verbracht", stellte ich klar.
"Mary und Mike haben sich getrennt", teilte sie mir ohne Vorwarung mit. Ich stockte. "Sie haben was?" - "Du weißt genau, was ich gesagt habe", sagte Mandy und seufzte. "Sieht so aus als würde Mike mehr für dich empfinden, als du gedacht hast." Ich schüttelte nur den Kopf und lehnte mich gegen die Wand. "Wie du meinst."
Sie schnaubte am anderen Ende der Leitung. "Mein ich nicht, weiß ich. Ich muss jetz auflegen, mein Neuer ist da. Hey Schatz", hörte ich sie sagen. Im Hintergrund ertönte eine mir sehr wohl bekannte Stimme. "Warte Mandy ist das Tom?" fragte ich erschrocken, doch sie hatte schon aufgelegt. "Oh nein Mandy", zischte ich und nahm mir vor, am Montag mit ihr zu reden. Als ich ins Wohnzimmer ging, sah Cat mich an. "Alles gut, Ave?" fragte sie. "Du sieht angespannt aus." Ich nickte nur und setzte mich zu ihr. "Alles gut."
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My Babe
ChickLitAvery Brown lebt ein unscheinbares Leben. Mit 21 Jahren hat sie zwar einen guten Job, eine tolle Wohnung mit ihrer besten Freundin und genug Geld, um das Leben zu genießen, doch ein entscheidender Punkt fehlt ihr: die Liebe. Dass sich ihr beschaulic...