13. Kapitel

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Cathlyn starrte auf den Bildschirm, während in mir ein Gedankengewirr entstand. Sollte ich es ihr sagen? Was für Folgen könnte das haben? Ich schüttelte über mich selbst nur den Kopf. Vermutlich war es überhaupt nicht Tom.

Als ich mich endlich ganz der Story des Film hingab, vibrierte mein Handy erneut. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. "Oh nein", flüsterte ich. Cat sah zu mir. "Was ist los?" fragte sie und sah auf mein Handy. "Mike?" fragte sie und grinste. Ich nickte nur. "Er hat mit seiner Frau Schluss gemacht", fügte ich noch hinzu. "Wegen dir?" rief meine Freundin aufgeregt. Ich verdrehte die Augen. "Jetzt komm bitte runter, das ist nun wieder auch nicht so..." Ich stoppte, als ich sah was sie vor hatte. Sie hatte sich mein Handy geschnappt und war dabei, den Anruf anzunehmen. Ich hob warnend meinen Zeigefinger. "Wehe du"- "Am Apparat von Avery Brown, wer spricht denn da?" flötete sie gut gelaunt in mein Handy. 

Sie wurde heute von ihrem Freund abserviert, wieso konnte sie nicht einfach trostlos auf dem Sofa liegen? Ich starrte sie an und formte wortlos Ausdücke mit dem Mund. Cat bedeutete mir zu warten und lauschte Mikes Worten, dann zog sie eine Augenbraue hoch. Ich betrachtete sie weiter mit dem vergeblichen Versuch, irgendwas aus ihrer Körpersprache heraus zu lesen. Sie seufzte und zuckte die Schulter. 

"Cat gib mir mein Handy", knurrte ich. Sie reichte es mir tatsächlich ohne Widerworte. Ich hielt es mir ans Ohr, doch schon wünschte ich mir, es einfach Cat überlassen zu haben. "Und außerdem was fällt dir ein? Es ist MEIN Mann, du hast nichts überhaupt gar NICHTS in unserer Ehe zu suchen. Hör auf da rumzuschnüffeln!" Marys Worte überschlugen sich schon fast, so aufgebracht war sie. 

Ich starrte Cathlyn mit großen Augen an, doch die machte nur eine abfällige Handbewegung. Ich drückte Mikes Ehefrau automatisch weg und stellte das Handy auf Flugmodus. "Das war Mary, seine Frau", flüsterte ich, noch völlig schockiert von dem unerwarteten Anruf. Cat kuschelte sich in die Decke und sah mich an. "Wieso lässt er sie mit seinem Handy überhaupt telefonieren und so wie das klang, hat er ihr einiges erzählt", stellte sie fest und musterte mich. "Du meinst auch, dass ich dafür gesorgt habe, dass Mike sie mit ihrem Neuen sieht?" fragte ich verzweifelt. Sie nickte langsam und schien ebenfalls zu überlegen. "Dein Handy ist auf Flugmodus, oder?" fragte sie. Ich nickte. "Gut so. Ich denke, die beiden müssen erstmal miteinander reden oder sich eben anschreien. Morgen sieht alles schon wieder anders aus, glaub mir", versicherte sie mir und zog mich in eine Umarmung. 

Ich seufzte. Es gab Situationen, in denen ich ohne sie einfach aufgeschmissen wäre. "Jetzt sollten wir aber dringend den Film zu Ende schauen. Mach dir bitte wegen Mike und seiner Frau keine Sorgen. Er hatte schon länger Gefühle für dich. Der Kuss ging von ihm aus und sie hat seit längerem eine Affäre und mit der sogar vermutlich noch ein Kind. Das sind alles Dinge, in denen du nicht direkt involviert bist. Die beiden müssen das klären. Das hat erstmal nichts mit dir zu tun", versicherte sie mir erneut. 

Ich nickte und sah wieder auf den Bildschirm. Am Montag würde ich Mike erstmal aus dem Weg gehen. Er brauchte vermutlich seine Zeit, um sich zu sammeln. Und mit Mandy würde ich über ihren neuen Typen reden und heraus finden, ob es wirklich Tom war. Ich atmete tief durch. Das Leben geht weiter.

***

Der Sonntag verlief ruhig. Cathlyn hatte die grandiose Idee einen Wellness-Tag daraus zu machen. Also beschlossen wir beide, in ein Spa außerhalb der Stadt zu fahren, das auch am Sonntag oder gerade am Sonntag, ein gutes Programm anbot. Es tat gut runter zu kommen und sich verwöhnen zu lassen. Die Sorgen wegen Mike und Co. gerieten in den Hintergrund.

***

"Avery, du musst aufstehen!" seufzte Cathlyn am Montag um halb Sieben. Sie blickte auf ihre Armbanduhr und dann auf mich herab. Ich lag im Bett und hatte beschlossen, kein Lebenszeichen von mir zu geben. 

"Die Probleme und Aufgaben des Tages lösen sich nicht von selbst", fuhr sie fort. Ich hörte, wie sie wütend ausatmete. "Mein Freund hat mich abserviert. Liege ich deshalb in meinem Bett und heule rum?" fragte sie und versuchte erneut, die Decke von mir zu reißen. Ich hasste Morgensport, doch wenn es um die Verteidigung meiner Bettdecke ging, war ich bereit sie mit voller Kraft zu beschützen. 

Cats Schritte entfernten sich, bis schließlich meine Tür zu knallte. Ich atmete mehrmals tief durch und beschloss dann, mich meinen "Problemen" zu stellen. Ich fühlte mich wie ein Zombie, als ich ein Bein neben das andere stellte und mich aus dem Bett erhob. Ich stand in meinem Zimmer. Geschafft, jubelte ich innerlich und versuchte, dem Drang zu widerstehen mich als Belohnung erneut ins Bett zu legen. 

Meine Tür ging erneut auf. Cathyln sah mich erstaunt an. "Wen haben wir denn da?" fragte sie amüsiert und drehte sich um. 

"Cat sag mir nicht, dass du gerade mit nem Glas Wasser in mein Zimmer wolltest", rief ich ihr hinterher, doch sie war bereits in der Küche. 

Ich duschte und machte mich fertig. "Ich fahr dich zur Arbeit", sagte Cat und sah mich an. Ich grinste. "Wie gütig", stellte ich fest. "Naja, du hast ja deinen Fahrer Mike nicht mehr, nehme ich an", Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. "Aber wenn ich dich so ansehe, wirst du bald nen neuen Fahrer haben!" Ich haute ihr spierlerisch auf die Schulter und verdrehte die Augen. "Oh man Cat. Wann musst du denn los?" Sie sah auf die Uhr. "In paar Minuten."

Als ich das Büro betrat, stapelten sich bereits jede Menge Papierkram auf meinem Schreibtisch. Zum ertsen Mal hieß ich die Arbeit vollends Willkommen, schließlich würde sie mich für die nächsten neun Stunden ablenken. 

Kaum hatte ich mich in den ersten Auftrag vertieft, klopfte es an meiner Tür. "Blondie", flüsterte ich und antwortete mit einem lauten "Herein". Wie erwartet, tänzelte Mandy aufgeregt durch die Tür und schloss sie hinter sich. Ich betrachtete sie, wie sie auf ihren High-Heels auf meinen Sessel zusteuerte und sich dann darauf fallen ließ. "Was gibts, Miss Undercover?" fragte ich leicht gereizt. 

"Ist da wer schlecht drauf?" scherzte sie und zwinkerte mir zu. 

"Mandy zwing mich nicht dazu, dir deine falschen Wimpern abzureißen", gab ich zurück und blicke auf meinen Computer. Sie grinste noch breiter und überkreuzte ihre Beine. "Mary hat dich angerufen, oder?" fragte sie. Ich sah sie erschrocken an. "Woher weißt du das?" Sie betrachtete ihre Schuhe, bevor sie mich ansah. "Mike hat sich bei mir gemeldet", gab sie zu und seufzte. "Er war echt am Boden zerstört." Ich lehnte mich vor und starrte sie an, in der Hoffnung, sie würde mir alles haarklein berichten. Sie hob einen perfekt manikürten Finger und sagte: "Heute in der Mittagspause. Ich erzähl dir alles." 

Mit diesen Worten erhob sie sich und stöckelte erstaundlich schnell zur Tür hinaus.

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