14. Kapitel

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Ich versuchte, mich auf die Arbeit zu konzentrieren, doch meine Gedanken wanderten ständig zu Mandy, die anscheinend wichtige Neuigkeiten für mich hatte. Doch ich war mir sicher, dass ich sie spätestens in der Mittagspause zu hören bekam, da Mandy nicht gerade bekannt für ihre Verschwiegenheit war. 

Langsam und zäh verstrich die Zeit, bis ich die Ordner zuschlug und das Programm schloss. Ich erhob mich und lief aus meinem kleinen Büro zu Mandy. 

"Ave Schätzchen", schnurrte sie wie eine Katze, die hinter den Ohren gekrault wurde. "Mandy, du kommst mit und verbringst eine wunderbare Mittagspause mit mir, in der du mir sehr viel berichten wirst", erwiderte ich und stellte mich grinsend vor sie. Mandy warf einen Blick auf ihre gold-schimmernde Armbanduhr. "Woher hast du die denn plötzlich?" fragte ich erstaunt, denn mit Sicherheit wäre mir eine Cartier Uhr heute Morgen schon ins Auge gestochen. 

Die Blondine ließ sich verträumt in ihrem Sessel zurück sinken und strahlte mich an. "Mein Neuer war heute früh kurz hier und hat mir diese Uhr geschenkt", sagte sie und bestaunte ihr Handgelenk nun selbst. Ich hob die Augenbrauen. "Der hat aber viel Geld", stellte ich fest und verbannte Tom aus meinen Gedanken, schließlich wusste ich von Cat, wie es um seine Finanzen stand und der hätte sich bestimmt keine Uhr von Cartier leisten können. Abgesehen davon war er viel zu egoistisch für solch ein Geschenk. "Also kommst du?" fragte ich erneut. Mandy blickte in die Richtung von Parkers Büro. "Jemand ist heute sehr schlecht gelaunt", erklärte sie für ihre Verhältnisse sehr leise. "Er will heute nicht, dass ich eine Pause mache. Natürlich bezahlt er mich dafür umso mehr aber wie du siehst, geht es heute leider nicht", mit diesen Worten, öffnete Ethan Parker die Tür zu seinem Büro. "Mandy, ich brauche Sie!" knurrte er mürrisch und schlug mit diesen Worten erneut die Tür hinter sich zu. Mein Gegenüber machte eine entschuldigende Geste, packte einige Unterlagen und stöckelte auf die Tür zu, die Parker gerade zugeschlagen hatte. Irgendwas ging hier vor sich. Schließlich hätte ich mitbekommen, wenn es irgendwas Wichtiges gab. Ich seufzte und drehte mich um. "Was zur-" rief jemand erbost und wich mir im letzten Moment aus. "Tut mir leid" murmelte ich und wollte weiter laufen, doch jemand hielt mich am Arm fest. "Ave," hörte ich Mikes sanfte Stimme hinter mir sagen. Ich blieb stehen und sah ihn an. "Mary ist gestern schrecklich durchgedreht und-" Er verstummte als ich meine Hand abwehrend hob. "Mich interessiert das nicht. Das ist eine Sache zwischen euch beiden", erklärte ich. "Lass es mich erklären", bat er. "Darf ich mit dir Mittag machen?" Ich überlegte. Es gab Neuigkeiten, ob ich sie nun von Mike oder Mandy hören würde, machte keinen Unterschied. Ich zuckte mit den Schultern. "Von mir aus." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und mir wurde sofort warm ums Herz.

Wir setzen uns an einen leeren Platz im hinterem Eck eines italienischen Restaurants. Es war nicht teuer, aber die Pizzen waren die besten der Stadt und wurden schnell serviert. "Also Mike. Was gibt's?" fragte ich nachdem wir bestellt hatten. Sein Blick wanderte kurz an der Wand hinter mir entlang, als ob er den richtigen Start dort finden könnte. "Mary ist ausgeflippt", seufzte er, als würde dieser eine Satz alles erklären. "Ich wollte mit ihr reden, weil-" wieder suchte er nach Worten. "Weil ich Schluss machen wollte. Ich hab ihr von dir erzählt. Ich hab ihr erzählt, dass ich mich verliebt habe. Ich hab ihr auch erzählt, dass ich sie mit ihrem Neuen gesehen habe und dass du mir von ihm berichtet hast." Ich hob eine Augenbraue und sah ihn wütend an. "Du hast dich dazu entschlossen, mich da mit reinzuziehen?" zischte ich. Mike rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. "Du bist der Hauptgrund, Avery", sagte er dann schließlich und legte seine Hand auf meine. Unschlüssig betrachtete ich unsere Hände, als wären sie Fremdkörper. "Mike", fing ich an, doch er drückte meine Hand. "Du brauchst dich nicht erklären. Du kannst nichts für die Beziehung zwischen Mary und mir und du kannst nichts für ihre Affäre und meine Liebe zu dir", sagte er und lächelte vorsichtig. Ich erwiderte es. Diese ganze Sache war komplizierter, als ich dachte und hatte sich rasend schnell entwickelt. "Ich will dich heute Abend ausführen", grinste er und zwinkerte mir zu. "Ausführen?" fragte ich irritiert. Er nickte. "Mary hat sich übrigens aus dem Staub gemacht. Ist wahrscheinlich zu ihrem Lover", er zuckte mit den Schultern. "Ich dachte nach dem ganzen Stress bin ich dir was schuldig." Ehe ich darauf eingehen konnte, kamen unsere Pizzen und die Sache war beschlossen.

Zurück in der Arbeit, kam eine SMS von Cat. 'Wann soll ich dich heute abholen?' Ich lächelte als ich tippte, Mike würde mich fahren. Ich wusste nicht genau, ob ich verliebt war. Mike wollte mich und ich ihn. Oder? Ich kaute auf meiner Lippe, während die Zahlen auf dem Bildschirm zu einer undefinierbaren Masse verschwommen und meine Gedanken in den Vordergrund traten. Mandys neuen Lover werde ich schon noch rechtzeitig kennen lernen, schließlich wirkt sie schwer verliebt und an ihrer Liebe lässt sie oftmals jeden teilhaben. Ich arbeitete die restlichen Stunden durch, bis es um Punkt 5 Uhr an meiner Tür klopfte. Ich fuhr mein Programm herunter und rief "Herein". Mike trat ein und lächelte. Er sah etwas müde aus, doch seine Augen strahlten. "Bereit?" fragte er. Ich stockte. "Ich dachte, ich könnte mich noch frisch machen und umziehen oder so.." Er schüttelte den Kopf. "Du siehst wunderschön aus, komm einfach mit, der Tisch ist schon reserviert." Ich gab mich geschlagen und folgte ihm auf den Flur. Parker kam uns entgegen. Er sah mich kurz an und nickte Mike dann zu. Er wirkte gestresst und seine typische Gelassenheit war verschwunden. "Unser Chef hat anscheinend schon alle Hände voll zu tun", murmelte Mike mir zu. Ich nickte und seufzte. "Manchmal bin ich echt froh, dass ich nicht die Verantwortung für eine Firma tragen muss." "Ohja", stimmte er mir zu.

"Gibt's eigentlich was Neues von Mary?" fragte ich, als wir im Auto saßen und Mike sich langsam in den Verkehr einfädelte. Er schnaufte und warf einen kurzen Blick über die Schulter, ehe er sich links einordnete. "Sie will die Scheidung und mit dir reden." Ich stockte und richtete mich im Beifahrersitz auf. "Sie will was?" fragte ich. "Sie will mit dir reden. Jedenfalls hat sie mich heute im Büro angerufen und meinte irgendwas mit Mandy und dir und dass sie reden will", erklärte er. Seine Stimme klang angespannt und erschöpft und um ehrlich zu sein, hatte ich auch wenig Lust, das Ganze noch zu vertiefen. "Wenn sie was will, soll sie sich einfach bei mir melden", sagte ich schließlich und er nickte erleichtert. Schweigend fuhren wir durch den dichten Feierabend-Verkehr. Ich konzentrierte mich auf die Umgebung, die langsam an uns vorbeizog. Irgendwann bogen wir in einen großen Parkplatz ab und hielten vor einem schönen Restaurant. "Asiatisch", erklärte er und stellte den Motor ab. "Magst du das?" Ich nickte eifrig. "Ja, sehr gern sogar." Wir stiegen aus, liefen ins Restaurant und bekamen einen Platz. Ich war irritiert. Mike war einerseits so bedacht darauf, mit mir was zu machen und datemäßig unterwegs zu sein und auf der anderen Seite wirkte er dann wieder so angespannt und fast schon genervt von mir. Ich räusperte mich. "Alles gut?" fragte ich zögerlich. Er sah mich an und lächelte. "Ja, Ave. Sorry. Ich will nicht so wirken, aber zur Zeit geht irgendwie alles drunter und drüber." Ich nickte. "Ich versteh dich, wirklich, aber ich kann doch nichts dafür. Ich bin da reingeraten, weil du mich geküsst hast und dann kam irgendwie alles zusammen und" Ich holte tief Luft, ehe ich fortfuhr: "und ich hätte echt vieles anders gemacht, jetzt im Nachhinein. Aber so ist es halt jetzt." Er nickte langsam und schaute auf seine Hände. "Avery, du bedeutest mir sehr viel", sagte er sanft. "Magst du es vielleicht mit mir probieren?" Ich stutze. Das kommt jetzt dezent unerwartet. "Was probieren?" hakte ich nach. "Eine Beziehung", antwortete er, ohne zu zögern. Ich sah ihn an und suchte in seinem Gesicht nach nem Anzeichen, dass er scherzte, doch er sah mich nur ernst an. Ich nickte langsam. Keine Ahnung, was ich da gerade tu, aber ich hatte Sex mit ihm, also kann ich ja auch gleich eine Beziehung mit ihm probieren, oder? Er lächelte erleichtert. "Ehrlich?" fragte er und seine Stimme klang auf einmal fröhlich und unbeschwert. Ich nickte erneut, während eine Stimme in meinem Kopf mich beschimpfte, in was ich mich da denn wieder reinreiten würde. Mike griff über den Tisch nach meiner Hand, nahm sie und streichelte sanft mit seinen Fingern über meinen Handrücken. "Danke, Ave. Danke, dass du mir eine Chance gibst. Ich werd es nicht versauen." Ich lächelte. "Du bedeutest mir viel, Mike. Ich will auch nicht, dass unsere Freundschaft aufs Spiel gesetzt wird. Ehrlich!" Er nickte. "Ich will das auch nicht. Wir gehen es einfach langsam an, okay?"

Als ich am Abend ins Bett fiel, war Cat nicht daheim. Mein Kopf war aber auch viel zu voll, um jetzt noch ein anständiges Gespräch führen zu können. Ich hatte jetzt echt ne Beziehung und zwar mit Mike, einem sehr guten Freund. Bin ich eigentlich komplett verrückt geworden? Ja anscheinend schon. Cat ist wahrscheinlich feiern. Hab ich überhaupt Bock auf eine Beziehung? Warum ist Parker so angespannt, wenn es was wichtiges im Büro gibt, dann sollte er mir das doch sagen. Wieso scheint Mandy mehr zu wissen als ich und wer ist ihr neuer Freund? Ich vergrub mein Gesicht im Kissen und seufzte. Das Gedankenkarusell muss aufhören.

My BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt