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Als ich Nat von meinem Gespräch mit Victoria erzähle, freut sie sich sehr und holt mir direkt einen Shot. Wir setzen uns wieder zu den Jungs und ich beobachte Toby belustigt dabei, wie er mit der Schwedin flirtet. Sein Englisch lässt ziemlich zu wünschen übrig, doch er gibt sich wirklich große Mühe. Kristen sitzt in der Gruppe von Victorias Freunden, obwohl diese selbst noch immer draußen unterwegs ist. Auch Alice sitzt dort mit ihren Freundinnen, wirkt jedoch wie so oft relativ unbeteiligt. Ich probiere erst gar nicht, ihren Blick aufzufangen, da ich sowieso keine Reaktion erwarte.

Ich spiele mit Nat und Caleb ein Kartenspiel und gehe dann auf Toilette. Als ich wiederkomme, hat Kristen sich zu uns gesetzt und man sieht ihr direkt an, dass sie bessere Laune als zuvor hat. Ich lasse mich neben ihr aufs Sofa fallen und höre ihrem Gespräch mit Nat zu. Keine Minute später spüre ich, wie sich jemand neben mich setzt und brauche mich gar nicht umdrehen, um zu wissen, wer es ist. Dieses Parfum würde ich mittlerweile unter hunderten wieder erkennen. „Und ich dachte, ich sei dich los", begrüße ich Alice und drehe mich zu ihr. Sie grinst direkt und hält mir ihr Glas vor die Nase. Es scheint eindeutig wieder Bacardi zu sein, was mich langsam wirklich hinterfragen lässt, ob sie es doch mag.

„Bitte, trink es", sagt sie und ich nehme es ihr kopfschüttelnd aus der Hand. „Du bist schon ein bisschen dämlich, oder?", necke ich sie und sie versucht empört auszusehen, lacht jedoch gleichzeitig. „Ich rede mit dir, also eindeutig", erwidert sie und ich nicke zustimmend. Ich will noch etwas erwidern, als sich jedoch einige von ihren schwedischen Freundinnen zu uns gesellen. Direkt verändert sich ihre Haltung etwas und sie nimmt mir das Glas wieder aus der Hand. Sie dreht sich zu ihnen, lehnt sich jedoch gleichzeitig mit ihrer Schulter gegen meine. Da ich ihr Verhalten mittlerweile nicht mehr hinterfrage, klinke ich mich einfach in das Gespräch von Nat und Kristen ein. Trotzdem spüre ich die ganze Zeit die Wärme von Alice Arm an meinem und weiß, dass ich vielleicht die Einzige bin, die weiß, dass sie den Bacardi in ihrer Hand überhaupt nicht trinken möchte.

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An diesem Sonntag spielen wir auswärts, weshalb kaum Zuschauer mitkommen. Es ist ein gutes Spiel, doch ohne die Unterstützung von der Tribüne fällt es uns etwas schwerer. Wir erkämpfen uns schließlich ein Unentschieden und fahren erschöpft nach Hause. Ich schaue mit meiner Schwester das Sandmännchen, doch es fühlt sich nicht so an wie sonst. Der Platz neben ihr ist leer und so sehr ich es versuche zu ignorieren, fehlt mir Alice Anwesenheit. Sie hat mich oft genervt, aber in den letzten Tagen habe ich begonnen, sie gern zu haben. Ich überlege kurz, ihr zu schreiben, lasse es dann jedoch.

Als hätte ich es herauf beschworen, vibriert mein Handy nach einigen Minuten. Ich schaue darauf und muss grinsen, als es eine Nachricht von ihr ist. Sie hat ein Bild vom Fernseher bei Kristen geschickt, auf dem Arte läuft. Dazu hat sie geschrieben, dass sie gerade lieber das Sandmännchen gucken würde. Ich schmunzele und schicke ihr ein Bild von Finja, die wie gebannt auf den Bildschirm schaut. Dazu schreibe ich, dass bei uns noch Platz ist. Es ist angenehm an diesem Abend wieder in meinem Bett zu schlafen, obwohl das Zimmer noch immer nach Alice riecht. Ich frage sie, wie ihr erster Tag war und sie antwortet mir direkt. „Sie nervt weniger als du", schreibt sie und ich schicke den Smiley, der die Augen verdreht.

Wir necken uns über ein paar Nachrichten, dann lege ich das Handy weg und gehe schlafen.


Only the rain knowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt