41.

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Meine Mutter guckt mich ungefähr mit dem gleichen Blick an wie Nat zuvor, als ich ihr Bescheid sage, dass Alice bei uns schläft.

Meine Schwester schläft zum Glück schon, sodass sie nicht auf die Idee kommen kann, bei uns zu schlafen. Ich hole eine weitere Decke für Alice und schmeiße ihr einen Bezug zu. „Hier, damit du dich erst gar nicht wie im Hotel fühlst", necke ich sie und sie schmunzelt. „Dafür ist der Service viel zu schlecht", erwidert sie und ich tue so, als wäre ich schwer empört. Ich gehe zu ihr und ziehe das Stück Decke, das sie bereits bezogen hat, wieder aus dem Bezug. „Meinst du in etwa so was", frage ich grinsend, woraufhin sie meine Hände wegschlägt. „Arsch", sagt sie nur und versucht erneut, die Decke zu beziehen, doch ich lasse es wieder nicht zu. Kichernd schmeiße ich die Decke vom Bett, doch anstatt sie aufzuheben, stürzt Alice sich auf mich und klettert auf meinen Bauch. „Du bist tot", droht sie und hält meine Handgelenke mühelos auf der Matratze fest. Ich versuche mich zu wehren, doch sie ist stärker als ich, sodass ich keine Chance habe.

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du unglaublich nervst", fragt sie mich, doch ich schüttele den Kopf. Ich lege meinen Kopf schief und erwidere: „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du unglaublich schöne Augen hast?" Verdutzt lockert Alice ihren Griff leicht und lächelt dann verlegen. Wie so oft, wenn wir zu zweit sind, wird ihr Blick warm und sie beugt sich zu mir, um ihre Lippen auf meine zu legen. Ich erwidere den Kuss und will sie näher zu mir ziehen, doch sie lässt weiterhin nicht zu, dass ich meine Arme bewege. Sie verteilt Küsse auf meinem Kinn und meinem Hals, was mich dazu bringt zu seufzen. Als sie meine Hände freigibt, greife ich direkt nach den Knöpfen ihre Bluse und öffne sie. Sie hilft mir dabei und streift sich das Kleidungsstück von ihren Armen. Lächelnd streiche ich über ihren hübschen Bauch und genieße es zu sehen, wie selbstbewusst sie ist. Sie fährt sich mit ihrer Hand durch ihre schönen Haare und grinst leicht: „Wieso siehst du mich so an?"

Ich spüre, wie ich leicht rot werde und frage: „Wie denn?" Sanft streichelt sie meine Wange und sagt: „So wie schon auf der Party am Tag unserer Ankunft." Ich lege meinen Kopf leicht schief und frage: „Ach willst du jetzt wieder abhauen?" Sie schmunzelt über meine Aussage und schüttelt den Kopf. „Nein, ich mache das, was ich damals schon machen wollte", flüstert sie und beugt sich wieder zu mir herunter. Ihre Lippen berühren meine und ihre Hände finden den Weg unter meine Bluse. Unsere Küsse werden inniger und ich spüre nur noch ihre Haut, nehme nur noch ihren Duft wahr. Als sie mir meine Bluse über den Kopf ziehen will, bleibt sie halb hängen und sie muss mehrmals daran zerren. Lachend schmeiße ich sie in eine Ecke meines Zimmers und lasse zu, dass Alice mich wieder zu sich zieht.

Wahrscheinlich ist eine der Sachen, die ich am meisten an ihr mag, die Leichtigkeit, die sie mir gibt. Ich weiß nicht mal, ob sie weiß, wie viel wohler ich mich bei ihr fühle als bei so vielen anderen. Ich habe das Gefühl ich bin mehr ich selbst, wenn ich bei ihr bin, sogar mehr, als wenn ich allein bin. Küssend drücke ich sie in die weichen Kissen und erforsche mit meinem Mund die weiche Haut ihres Halses. Ich küsse ihren Bauch und beiße mir auf die Lippe, als sie leicht aufstöhnt. Einmal mehr wird mir bewusst, wie sehr ich ihre Stimme liebe. Egal auf welcher Sprache, sie ist zweifelsohne mein liebstes Geräusch auf der Welt. Als meine Hand wie von selbst an ihren Gürtel greift, hält sie mich auf und spannt sich leicht an. Schnell ziehe ich meine Hand wieder weg und lehne mich über sie, damit ich sie ansehen kann. „Alles gut?", frage ich und sie nickt sofort. Sie streicht über meine Wange und an meinem Hals herunter, um meine Kette zwischen ihre Finger zu nehmen. „Ich glaube ich bin nur noch nicht bereit", flüstert sie und ich nicke verständnisvoll. „Aber ich will nicht aufhören, dich zu küssen", fügt sie verlegen hinzu und bringt mich damit zum Lächeln. „Das kannst du gerne haben", flüstere ich zurück und lege meine Lippen wieder auf ihre.

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„Vermisst du deinen Vater manchmal?" Alice streicht mit ihren Fingern über mein Schlüsselbein. Wir liegen zusammen unter meiner Decke, ihre ist noch immer nicht bezogen. Nachdem wir bestimmt eine Stunde lang einfach nur rumgemacht haben, liegen wir jetzt nebeneinander und sehen uns an. Ich nicke langsam und spüre, dass ich ihr genug vertraue, um darüber zu reden. Sie hat sich mir neulich auf dem Spielplatz geöffnet und vielleicht schulde ich es ihr, auch etwas von mir preiszugeben.

„Er kommt aus einer schwierigen Familie und war selbst nie leicht, aber meine Mutter hat sich damals einfach sehr heftig verliebt", erzähle ich und merke, wie ich traurig werde. „Ich weiß nicht wirklich, warum er so viele Probleme hatte, meine Mutter wusste es selbst auch nie wirklich. Ich habe ihn noch in seiner besseren Phase erlebt, doch Finja kannte fast nur seine schlechten Phasen. Meine Mutter hat immer gesagt, er sei bipolar. Sie wollte ihn behandeln, obwohl es nicht ratsam ist, seinen eigenen Partner zu therapieren. Am Ende hat sie wegen ihm ihren Job verloren, weil Medikamente verschwunden sind. Meine Mutter hat ihre Familie für ihn aufgegeben, obwohl er es nicht wert war."

Alice schluckt und streicht mir behutsam über mein Haar. „Er hat sie geschlagen, doch sie hat es mit sich machen lassen. Sie ist erst gegangen, als er seine Hand gegen mich erhoben hat", flüstere ich und Alice Blick wird sofort besorgt. Sie zieht mich in ihre Arme und ich schmiege mich an ihren Hals. Noch nie zuvor habe ich diese Geschichte jemandem erzählt. Nat war immer hautnah dabei, weshalb das nie nötig war und einem anderen Menschen habe ich bisher nie genug vertraut. „Es tut mir so leid", flüstert Alice mir zu, doch ich schüttele den Kopf. Ich löse mich ein Stück von ihr, sodass ich sie ansehen kann und streiche über ihre Wange. „Es geht mir gut."

Sie nickt mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und haucht: „Du hast eine wundervolle Familie." Ich muss sofort leicht lächeln und erwidere: „Selbst, wenn ich versucht habe, es zu verhindern, du bist ein Teil davon." Sofort wird Alice Grinsen breiter und sie drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Sie sieht mir in die Augen und haucht: „Komm zu mir nach Schweden."

Überrascht weiten sich meine Augen, weil ich mit dieser Aussage nicht gerechnet habe. Natürlich ist mir schon der Gedanke gekommen, dass ich sie unbedingt wieder sehen will, aber ich bin nicht Teil des Austausches. Ich seufze und sage leise: „Wir haben nicht das Geld dafür." Alice lächelt noch immer leicht und küsst mich sanft. „Lass das mal meine Sorge sein." Ich muss leicht schmunzeln und frage: „Ist das die Aufgabe der reichen Zicke?" Für einen Moment grinst Alice, doch dann wirkt sie seltsam nachdenklich. Sie nickt, schaut mir dabei jedoch nicht in die Augen. „Was ist los?", frage ich vorsichtig und sie beißt sich auf ihre Unterlippe. Es ist selten, dass ich Alice verlegen erlebe, doch in diesem Moment wirkt sie unglaublich unsicher.

„Stehst du auf mich, weil ich wie Victoria bin?", fragt sie und für einen Moment bringt mich diese Frage völlig aus dem Konzept. Ich weiß noch, wie ich darüber nachgedacht habe, warum ich mich so sehr dagegen wehre, Alice gut zu finden. Nach unserem Kuss habe ich jedoch keine Sekunde mehr darüber nachgedacht, weshalb ich sie viel besser als Victoria finde. Ich schüttele langsam den Kopf und antworte einfach das Erste, was mir in den Sinn kommt: „Ich stehe auf dich, weil du nicht wie Victoria bist." Alice scheint mit dieser Antwort eindeutig nicht gerechnet zu haben und sieht mich einen Moment lang nur nachdenklich an.

„Ganz nebenbei, wer sagt eigentlich, dass ich auf dich stehe?", frage ich schnell hinterher und bringe sie damit zum Lachen. „Warte, ich zeige es dir", sagt sie lächelnd und zieht mich in einen innigen Kuss. Ich erwidere die Bewegungen ihrer Lippen sehnsüchtig und ziehe sie an ihrer Hüfte näher zu mir.

„Das ist Beweis genug", flüstert sie in den Kuss, doch ich bringe sie mit meinen Lippen zum Schweigen.


Only the rain knowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt