33.

1K 65 1
                                    

Wie immer sitze ich auf der Tribüne neben Nat und greife hin und wieder in ihren Popcorneimer. Victorias Freundinnen sitzen etwas weiter unten, doch ausnahmsweise will Kristen sich nicht zu ihnen setzen. Sie kommt zu uns und Alice folgt ihr.

Die Schwedin trägt ihre Jeansjacke und ihre Haare ausnahmsweise hochgesteckt. Sie sieht wie immer super aus und ausnahmsweise gebe ich das gerne zu. Kristen setzt sich neben mich und erzählt mir direkt, wie nervig der Verkehr war. Ich höre ihr nur halbherzig zu und schaue an ihr vorbei zu Alice, die mir ein kurzes Lächeln schenkt. Das Spiel beginnt und ich merke schnell, dass Kristen sich lieber neben Per hätte setzen sollen. Sie interessiert sich nicht für den Sport, sondern quatscht mich die ganze Zeit zu. Die Jungs spielen nicht so gut wie sonst, trotzdem gehen sie schließlich in Führung. In der Halbzeit kommen einige von Alice Freundinnen zu uns und sie wirkt wie immer wie ausgewechselt. Victoria kommt zu mir und Nat und fragt uns, wie uns das Spiel gefällt. Wir unterhalten uns etwas mit ihr und sie macht mir nochmal ein Kompliment zum gestrigen Spiel. Ich bedanke mich, fühle mich dabei aber nicht wirklich wohl. Als sie wieder geht, fängt die zweite Halbzeit an und ich trinke einige Schlucke Cola gegen meinen trockenen Mund. Ich versuche mich auf das Spiel zu konzentrieren und es funktioniert gut, bis ich gegen Ende auf Toilette muss.

Ich sage Nat Bescheid, doch sie ist so vom Spiel gefesselt, dass sie mich nur mit ihrer Hand wegschickt. Ich dränge mich an Kristen vorbei und auch an Alice, die mich jedoch sanft an meiner Hand festhält. „Wo gehst du hin?", fragt sie leise und ich antworte ihr, dass ich aufs Klo will. Sie steht direkt auf und murmelt: „Ich komme mit." Wir laufen die Tribüne herunter und es erinnert mich daran, dass ich das gleiche vor zwei Wochen mit Victoria erlebt habe. Mit Alice fühlt es sich jedoch ganz anders an. Sie neckt mich auf dem Weg damit, dass ich auf den Treppen fast gestolpert wäre und ich schubse sie leicht.

In den Toiletten angekommen, greift sie nach meiner Hand und zieht mich in eine der Kabinen. Sie schließt ab und keine Sekunde später spüre ich ihre Lippen auf meinen. Überrascht von ihrer Offensive erwidere ich den Kuss und lege meine Arme um ihre Hüften. Nach wenigen Sekunde löst sie sich von mir und sagt: „Sorry." Ich runzele leicht die Stirn und frage: „Wofür?" Sie wirkt beinahe schüchtern, als sie meint: „Ich sollte vielleicht aufhören, dich ungefragt zu küssen." Ich schüttele langsam den Kopf und ziehe sie an ihrer Hüfte etwas dichter zu mir: „Solltest du nicht." Sie grinst leicht und lässt zu, dass ich meine Hand in ihren Nacken lege, um meine Lippen wieder auf ihre zu legen.

Wie schon bei unseren Küssen zuvor, kribbelt meine Haut und ich bekomme Gänsehaut. Als Geräusche von draußen ertönen, löst Alice sich von mir und hält mir den Mund zu, weil ich lachen muss. Sie zeigt mir mit ihrem Finger leise zu sein und ich nicke. Man kann hören, dass jemand die Toilette betritt und in die Kabine neben uns geht. Ich muss leicht grinsen und streiche mit meiner Hand über Alice Hüfte. Sie wirft mir einen warnenden Blick zu, kann ihr Lächeln jedoch auch nicht verstecken. Als ihr Shirt leicht hochrutscht und ich aus Versehen die Haut an ihrem Bauch mit meiner Hand streife, verändert sich ihr Blick. Ich halte meinen Atem an, weil der Ausdruck in ihren Augen meine Knie weich werden lässt. Die Person neben uns verlässt ihre Kabine zum Glück wieder, wäscht sich die Hände und kurz darauf erklingt der Knall der Tür.

Alice löst erleichtert ihre Hand von meinem Mund und ich atme aus. „Du Depp", sagt sie zu mir, doch ihre Stimmfarbe klingt nicht so wie sonst. Ich grinse leicht und frage: „Sehen wir uns heute Abend?" Sie schüttelt direkt den Kopf, lässt aber trotzdem zu, dass ich sie in einen weiteren Kuss ziehe. Ich öffne mit meiner Zunge ihre Lippen und sie seufzt in den Kuss hinein. Ihr Hand streicht sanft über meine Wange und sie flüstert: „Na gut, vielleicht." Grinsend lehne ich mich gegen die Wand und schaue auf in ihre Augen. Sie sind so warm und wirken so ehrlich, dass ich mich direkt in ihnen verlieren könnte.

„Musst du eigentlich wirklich aufs Klo?", fragt sie und mit einem Mal fällt mir wieder ein, warum ich eigentlich hier bin. „Schon", meine ich und sie grinst leicht, als sie meint: „Ich nicht." Dann schnipst sie mir leicht gegens Ohr und verschwindet aus der Kabine, bevor ich mich an ihr rächen kann.

----

Die Jungs gewinnen ihr Spiel und Nat nimmt mich noch mit zu Caleb, wo wir am Pool den Sieg mit Pizza feiern. Toby hat wieder seine Schwedin eingeladen und es sind auch zwei andere von Alice Freundinnen da. Sie werfen mir hin und wieder abschätzige Blicke zu, doch ich ignoriere es, so gut es geht. Nat und ich kickern gegeneinander und gehen danach in den Pool. Hin und wieder spüre ich ihren Blick auf mir, der mir sagt, dass sie mich eigentlich gerne etwas fragen würde. Nat kennt mich gut genug, um mein Verhalten merkwürdig zu finden. Allerdings sind wir zu keiner Zeit wirklich allein, sodass sie mich schließlich mit Per nach Hause bringt und mir zeigt, dass wir telefonieren sollten.

Also liege ich wenig später auf meinem Bett und warte darauf, dass sie mich anruft. Ich scrolle durch Instagram und lande nicht zum ersten Mal auf Alice Profil. Sie ist nicht öffentlich und bisher habe ich es nicht wirklich in Betracht gezogen, ihr zu folgen. Schließlich wollte ich nicht, dass sie weiß, dass ich sie leiden kann. Ich überlege, auf den Folgen-Button zu drücken, als mein Display jedoch Nats Nummer anzeigt. Bevor ich überhaupt etwas sagen kann, meint sie gleich: „Okay, erklär mir sofort, was zwischen dir und Vicky passiert ist auf der Party."

Ich seufze und fahre mir übers Gesicht. Wie soll ich ihr erklären, was mit mir los ist, ohne Alice zu erwähnen. Ich denke zurück an die Party und meine dann: „Ich war mit ihr allein, aber es war irgendwie nicht so wie ich es mir vorgestellt habe." Ich höre, wie Nat am anderen Ende der Leitung ihre Zähne putzt und nuschelt: „Liegt das daran, dass es wirklich kacke war oder dass deine Erwartungen zu hoch waren?" Ich schaue an die Decke meines Zimmers und muss daran denken, wie Alice in der Nacht neben mir lag. Ich hatte keine Erwartungen, doch es hat mich völlig überwältigt, was sie in mir ausgelöst hat. „Vielleicht beides", murmele ich und Nat brummt nachdenklich.

Ich wünschte, ich könnte ihr von Alice erzählen, weil ich genau weiß, wie sehr sie sich für mich freuen würde. Die schönen Dinge in meinem Leben waren immer erst dann perfekt, wenn Nat sie mit mir geteilt hat. „Ich weiß nicht genau, was ich will", gebe ich zu und Nat drängt mich nicht dazu, mehr zu sagen. „Wenn du reden willst, bin ich hier, ja Kiki?", sagt sie noch und wird dann auch schon von ihrem Vater gerufen. Sie murmelt noch etwas von nervigen Eltern und legt dann auf. Bevor ich über unser Gespräch nachdenken kann, sehe ich eine Nachricht von Alice mit einem Standort.

Sofort muss ich leicht grinsen, springe auf und schnappe mir meine Jacke.


Only the rain knowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt