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Zuhause habe ich nicht mehr lange Zeit, bis ich wieder losmuss. Wir haben wieder ein Heimspiel und die Trainerin setzt auf mich.

Beim Aufwärmen spüre ich, dass ich gut drauf bin und habe ein gutes Gefühl fürs Spiel. Ich jongliere vor mich hin, als Nat und Caleb auf den Sportplatz kommen. Statt direkt zur Tribüne zu gehen, machen sie einen Stopp an dem Geländer neben mir. „Ich erwarte einiges, Kiwi", meint Caleb und ich schlage mit ihm ein. Nat zieht mich kurz in eine Umarmung und nuschelt dann mit vollem Mund: „Macht die mal fertig, die Trikots sind hässlich." Ich schmunzele über ihren Rat und laufe dann zurück zu meinem Team.

Als wir einlaufen ist die Tribüne ziemlich gut gefüllt und ich erkenne direkt Victorias Freundesgruppe mit ihr in der Mitte. Sie lächelt mir zu und ich versuche es halbwegs zu erwidern. Ausnahmsweise bin ich froh, dass sie in der Schule meistens nicht viel mit mir redet. Alice und Kristen sind nirgends zu erkennen, was auch daran liegen kann, dass das Fußballteam nicht gerade zu Kristens Interessen gehört. Das Spiel läuft gut und wir schaffen es, die Gegner knapp zu schlagen. Nat lädt mich und die Jungs auf Milkshakes ein und wir sitzen noch etwas in der Sonne bei der Eisdiele. Als Victoria mit ihren Freundinnen vorbeikommt, bleibt sie kurz an unserem Tisch stehen und lächelt mich an. „Sehr nices Spiel", sagt sie, beugt sich zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Wie von selbst laufe ich rot an und bin erleichtert als sie weitergeht. Caleb und Nat grinsen bereits breit, mir ist die Situation ziemlich unangenehm. Niemand hier weiß, was gestern Abend passiert ist, weshalb auch niemand weiß, dass ich gerade keine innerlichen Freudensprünge mache. Ich muss an Alice denken und an ihre Sorge, dass ich Vicky küssen könnte.

„Sie ist ganz wo anders", scherzt Caleb und ich verdrehe die Augen über ihn. Nat mustert mich nachdenklich, doch als ich lächele, scheinen ihre Sorgen zu verschwinden. Es fällt mir unglaublich schwer, ihr nicht von gestern zu erzählen, doch ich habe es Alice versprochen. Also spiele ich einfach mit und lasse die Scherze meiner Freunde über mich ergehen.

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Beim Abendbrot merke ich, dass meine Mutter mich sehr gerne auf heute Morgen ansprechen möchte. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie es nicht tut und mich fürs erste verschont. Als mein Handy klingelt und ich Alice Name auf dem Display erkenne, muss ich leicht grinsen. „Darf ich?", frage ich meine Mutter und sie winkt mich nur weg. Also gehe ich schnell in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir, bevor ich abhebe.

„Hey, wie war dein Spiel? Sorry, dass ich nicht da war, wir sind mit Kerstins Familie essen gegangen", sagt sie und ich muss schmunzeln. „Langsam machst du es mit Absicht", erwidere ich und höre an ihrem Lachen, dass ich Recht habe. Ich erzähle ihr von dem Spiel und sie fragt bei jedem Tor nach, wie es genau entstanden ist. Im Gegenzug frage ich sie über das Essen mit Kristens Familie aus und sie redet sich nahezu in Rage über die Gesprächsthemen. Irgendwann unterbricht Alice mich mitten im Satz und meint: „Ich muss leider los. Wir sehen uns morgen beim Spiel der Jungs." Ich wünsche ihr eine Gute Nacht und höre das Grinsen in ihren Worten als sie sagt: „Ach ja und wenn ich dir morgen einen genervten Blick zuwerfe, stell dir vor es sei ein Lächeln."

Schmunzelnd lehne ich meinen Kopf in mein Kissen und lasse mein Handy auf die Matratze sinken. Ich hätte nie gedacht, dass sie jemand sein könnte, der exakt meinen Humor teilt. Ich bin mir sicher, dass mich Victoria nie so zum Lachen bringen könnte, wie sie es vermag.


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Danke für das fleißige Voten und Kommentieren!

Ich bin ziemlich im Flow und werde versuchen, euch jeden Tag neue Kapitel zu liefern.

Only the rain knowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt