Auf dem Weg zur Bahnhaltestelle erzähle ich Alice von Vickys Angebot der letzten Nacht und ich kann ihr ansehen, dass es sie nicht glücklich macht. Ich erzähle ihr nicht von dem Foto, auf das ich bis jetzt nichts geantwortet habe, um sie nicht noch mehr zu verunsichern.
Um ihre Stimmung etwas zu heben, greife ich nach meinem Rucksack und fische ein Armband aus dem vorderen Fach. „Ich habe was für dich", meine ich und Alice Gesichtsausdruck wird gleich etwas wärmer und neugierig. Sie bleibt stehen und ich reiche ihr das selbstgemachte Armband. „Meine Schwester hat es in der Schule für dich gemacht", sage ich und spüre, dass ich etwas aufgeregt bin. Finja hat sich bei dem Armband wohl etwas zu sehr an meinen Armbändern orientiert, da es aus Regenbogenfarben besteht. Sie weiß nicht, was ich damit aussage, geschweige denn, dass es ein Problem für Alice sein könnte. Für einen Moment betrachtet die Schwedin das Band in ihrer Hand nur, doch dann lächelt sie warm.
„Es sieht aus wie deins", sagt sie und greift nach meinem Handgelenk. Ich nicke nervös, weil ich noch immer daran denken muss, wie sie mich damals auf der Party allein gelassen hat. Sie schaut auf in meine Augen und sagt dann lächelnd: „Ich liebe es." Erleichtert beiße ich mir auf die Lippe und unterdrücke den Drang in mir, sie zu küssen. Stattdessen zieh ich sie in eine kurze, enge Umarmung, die sie überrascht erwidert. Sie hält mir ihr Handgelenk hin, sodass ich ihr das Armband umlegen kann. Neben ihrem silbernen Armband, das sicherlich ein Vermögen wert ist, wirkt das selbstgemachte Band fehl am Platz. Alice Augen beginnen jedoch sofort stolz zu strahlen und mein Herz klopft mal wieder schneller dank ihr.
Als wir in der Bahnhaltestelle sitzen, lehnt sie sich leicht gegen mich und fragt: „Soll ich nachher zu euch kommen?" Ich zucke die Achseln und erwidere: „Wir können dich auch abholen." Sie nickt nur stumm, da fällt mir auf, dass ich es auch noch schaffe meine letzten Momente mit ihr zu verschenken. „Obwohl du könntest auch ein bisschen früher zu mir kommen", sage ich schnell und Alice grinst leicht. „Ich muss mich nur schick machen, dann bin ich da", erwidert sie und ich schmunzele leicht. Ich lehne meinen Kopf seitlich gegen das Glas hinter uns, sodass ich sie ansehen kann und murmele: „Ich habe das Gefühl dein Schick ist etwas zu viel für diese Veranstaltung." Sie hebt herausfordernd eine Augenbraue und fragt: „Also willst du es nicht sehen?" Wieder muss ich mir auf die Lippe beißen, weil ich sie so gern küssen würde. Sie grinst leicht, sicherlich weiß sie genau, was ich denke. Um nicht weiter in ihre Augen sehen zu müssen, lasse ich meinen Kopf gegen ihre Schulter sinken und brumme: „Doch, will ich." Ich höre eine Bahn kommen und lasse widerwillig zu, dass Alice aufsteht. Sie zwinkert mir vorm Einsteigen nochmal zu und meint: „Es wird dich umhauen." Grinsend schaue ich ihr nach und weiß ganz genau, dass sie damit Recht behalten wird.
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Zuhause angekommen helfe ich meiner Schwester sich fertig zu machen und komme nicht mal dazu, meine Haare zu machen, als es bereits klingelt. Finja rennt zur Tür und gibt mir damit wenigstens Zeit, nochmal Kaffee aufzusetzen. Sie redet wie am laufenden Band als sie mit Alice an der Hand in die Küche kommt. Ich will schon übersetzen, als mir jedoch die Worte wegbleiben. Ich habe mit vielem gerechnet, aber sicherlich nicht damit, dass Alice ausnahmsweise etwas Dunkles trägt und dann auch noch etwas, dass ich sofort auch selbst anziehen würde. Das dunkle Hemd betont ihren hellen Schmuck und die blonden Haare, die sie mal wieder offen trägt und die trotz der kurzen Zeit nach dem Training einfach nur perfekt liegen. Das bunte Armband fällt bei ihrem dunklen Outfit direkt ins Auge und ich kann meiner Schwester ansehen, dass es ihr die Welt bedeutet, dass Alice es trägt.
Die Schwedin grinst über meinen Anblick und ich versuche mich zu fangen, indem ich sage: „Hey." Sie mustert mich und legt leicht den Kopf schief: „Gehst du so?" Ich schüttele schmunzelnd den Kopf und sage dann zu meiner Schwester: „Ich glaube Alice will dich gerne schminken." Finja klatscht sofort aufgeregt in die Hände und zieht Alice mit sich. Meine Freundin kann mir nur noch einen verwirrten Blick zu werfen, doch ich winke ihr grinsend hinterher. Ich trinke meinen Kaffee und schaue den beiden dann ein wenig dabei zu, wie sie sich ohne Worte beim Schminken verständigen. Alice geht so behutsam mit meiner Schwester um, dass es mich immer wieder überrascht, wie kalt sie sonst sein kann. Sie lässt zu, dass Finja ihr einen Schmetterling auf die Wange malt, auch wenn es mehr nach einem Farbklecks aussieht.
Als ich auf die Uhr schaue, bemerke ich, wie wenig Zeit uns bleibt und verschwinde schnell in meinem Zimmer. Ich ziehe mir eine dunkle Hose an und krame dann ein paar Oberteile aus meinem Schrank. Eine schlichte weiße Bluse, die ich zu allen möglichen Anlässen anhabe, einen teuren beigen Pullover, den mir meine Großeltern mal geschenkt haben und eine rote Bluse, die ich liebe, jedoch nie trage, weil ich mich nicht traue. Ich ziehe mein Shirt aus und will gerade nach der weißen Bluse greifen, als meine Zimmertür aufgeht.
„Weißt du wie man jemanden wie dich in Schweden nennt?", fragt Alice, verstummt jedoch als sie mich sieht. Anders als beim letzten Mal als sie in mein Zimmer geplatzt ist, sieht sie mich diesmal ganz ungeniert an. „Hast du mal was von anklopfen gehört?", frage ich, doch sie schließt nur grinsend die Tür hinter sich und kommt zu mir. „Kann ich dir irgendwie behilflich sein?", fragt sie und komischerweise fühle ich mich nicht mal unwohl. Ich habe normalweise ziemliche Probleme damit, Haut vor anderen Menschen zu zeigen, doch wie immer scheint sie meine Ausnahme zu sein. „Wenn du schon mal hier bist", sage ich schulterzuckend und drehe mich wieder zu meinem Bett. „Welches Oberteil soll ich anziehen?", frage ich und erwarte, dass sie neben mich tritt.
Stattdessen spüre ich sie dicht hinter mir und keine Sekunde später streichen ihre Hände sanft über meinen Bauch. Sie legt ihre Arme von hinten um meine Hüfte und ihr Kinn auf meiner Schulter ab. Sofort bekomme ich Gänsehaut und schließe meine Augen, während ich meine Wange an ihre schmiege. Mit ihren Fingern streicht sie federleicht über meinen Bauch und erzeugt das altbekannte Kribbeln in mir. Sie verteilt sanfte Küsse an meinem Hals und haucht mir ins Ohr: „Egal welches du anziehst, ich werde nicht viel vom Stück mitbekommen." Wieder schießt eine Gänsehaut in meinen Nacken und ich drehe mich zu ihr, um sie küssen zu können. Sofort erwidert sie den Kuss innig und ich spüre, wie sie mir gefehlt hat. Meine Hand fährt wie von selbst in ihre Haare, während ihre noch immer die nackte Haut meiner Hüfte streichelt. Der Kuss ist viel intensiver als die bisherigen und macht mich förmlich süchtig. Ihre Haut fühlt sich unter meinen Fingern so gut an und als sie mir leicht in die Lippe beißt, kann ich ein leises Stöhnen nicht unterdrücken.
Erst das Klopfen an meiner Tür bringt mich wieder zurück in die Realität und dazu, mich von Alice zu lösen. Schweratmend fällt mir auf, dass ich einige Knöpfe ihrer Bluse aufgeknöpft habe und sehen kann, dass sie einen hübschen dunkelblauen BH trägt. Noch immer grinst sie leicht und ihr Blick ist verhangen. Ich würde sie am liebsten sofort wieder an mich ziehen, doch leider müssen wir los. Widerwillig löse ich mich von ihr und gehe zum Bett, um mich fertig zu machen.
„Vergiss nicht, die Spuren zu beseitigen", sagt Alice grinsend und zeigt dann auf ihre Hand, um mir auf die Sprünge zu helfen. Ich schaue auf meine Hand und erkenne die Farbe ihrer Wange daran. „Ach Mist", fluche ich und fasse mir mit meiner sauberen Hand an meine eigene Wange. Auch dort klebt natürlich Farbe, was Alice sichtlich zu amüsieren scheint. Ich schüttele nur schmunzelnd den Kopf und sage: „Dann erklär du meiner Schwester mal, warum ihr Kunstwerk jetzt so aussieht."
Alice zeigt mir grinsend ihren Mittelfinger und drückt mir noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie auf eine der Blusen zeigt und dann das Zimmer verlässt, um mir Zeit zu geben, mich umzuziehen.
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Only the rain knows
Lãng mạnKyra ist seit sie denken kann verknallt in ein Mädchen, das nicht mal weiß, dass sie existiert. Sie ist zu schüchtern, um den nächsten Schritt zu wagen, als aus dem Nichts jemand in ihr Leben tritt, der alles verändern wird. Es ist sehr viel leicht...