Auf der Fahrt zum Haus der Schweden fragt Kristen Per über jede Villa, die wir passieren, aus und schwärmt über die schönen Alleen. Ich schaue nur aus dem Fenster und ignoriere den brennenden Blick meiner Schwedin auf mir. Sie soll selber sehen, wie scheiße es sich anfühlt, nicht beachtet zu werden.
Als wir schließlich durch ein großes Tor auf ein Grundstück fahren, das man wirklich nur als Anwesen bezeichnen kann, werden auch meine Augen groß. „What the fuck?", bringt Nat neben mir heraus und ich weiß genau, was sie meint. Der Wagen fährt über einen gepflasterten Weg, der vor einer Treppe endet, die zu dem Eingang einer riesigen Villa führt. Ein wunderschönes Gebäude, das so wirkt, als sei es schon hunderte Jahre hier und trotzdem noch perfekt erhalten. Hübsche Fensterläden umrahmen die großen Gläser, die das Sonnenlicht ins Innere lassen und an der Seite des Hauses stehen zwei schicke Autos.
„Ich will Juwelier werden, wenn ich groß bin", murmelt Nat und ich sehe, wie Per vor Scham rot anläuft. Alice scheint das Ganze ziemlich egal zu sein, weil sie uns gar nicht beachtet und stattdessen irgendetwas in ihr Handy tippt. Der Fahrer hilft uns bei unserem Gepäck und Per führt uns zur Haustür. Auch im Inneren ist das Haus ein wahrgewordener Traum jedes Inneneinrichters und ich bekomme echt Angst, dass Kristen noch in Tränen ausbricht vor Freude. Nat ist genauso fasziniert wie ich von den edlen Möbeln und den hohen Wänden. „Wo schlafen wir?", fragt Kristen ganz aufgeregt und Per wirft seiner Schwester einen auffordernden Blick zu. Sie verdreht leicht genervt ihre Augen und meint dann: „Ich zeig dir dein Zimmer." An ihrer Stimme erkenne ich sofort, dass sie darauf absolut keinen Bock hat. Es gibt die alte Alice also doch noch. Als sie an mir vorbeigeht, kann ich mir ein kleines triumphierendes Lächeln nicht verkneifen und sofort verengen sich ihre Augen etwas mehr.
„Wollt ihr auch gleich die Zimmer sehen?", fragt Per uns, als die beiden durch einen Flur verschwunden sind. Nat schüttelt den Kopf und erwidert: „Zeig uns die coolen Sachen hier." Sofort umspielt ein Lächeln Pers Mund und er zeigt uns, wo wir unser Gepäck ablegen können. Dann führt er uns durch eine Art Salon hindurch zu einer großen Glastür, die auf eine Terrasse führt. Ich erinnere mich an Bilder von dem Garten, doch in echt sieht er noch beeindruckender aus. Sie haben einen Pool, doch er ist bei weitem nicht der Eyecatcher dieses Gartens. Per führt uns an einigen großen, alten Bäumen vorbei zu einer Hütte, die er mit einem Schlüssel öffnet. Im Inneren findet man sich in einem süßen Raum mit einem kleinen Kamin und einer Sitzecke wieder. Diese Hütte sieht aus, als hätte man sie direkt aus einem Reiseführer für Schweden in diesen Garten gestellt.
„Als Alice vierzehn war, hat sie hier mal zwei Monate drin gewohnt, weil sie sich geweigert hat mit meinen Eltern unter einem Dach zu wohnen", erzählt Per und Nat lacht leicht. Ich muss daran denken, was Alice mir über diese Zeit erzählt hat und kann mir in etwa die Gründe vorstellen, die dazu geführt haben. „Mittlerweile nutze ich sie mehr als sie", gibt er zu und erklärt uns, dass wir hier jederzeit reinkönnen. Dann zeigt er uns einen kleinen Teich mit hellrosa Seerosen und will gerade in einen anderen Teil des Gartens gehen, als ein Bellen von der Terrasse ertönt und ein kleines Fellknäuel auf uns zugeschossen kommt. Ich erkenne Tomte sofort und er ist in echt noch süßer als bei jedem Videocall. Der kleine Hund springt an Per hoch und leckt ihm über seine Hand, als er ihn krault. Dann kommt er zu mir und Nat und ich knie mich lächelnd zu ihm.
„Hey Tommy", sage ich, weil Alice ihn auch immer so nennt und er schnuppert direkt neugierig an meiner Hand. Ich kraule ihm so hinter seinem Ohr, wie Alice es mir mal bei einem Telefonat erklärt hat und er schmiegt sich sofort an mich. „Nicht schlecht, er ist meistens schüchterner, wenn er neue Leute kennenlernt", sagt Per und ich erwidere: „Ich bin einfach gut mit Hunden." Nat lacht direkt auf und wirft mir dann einen belustigten Blick zu: „Ja, geeenau." Ich verdrehe die Augen als ein Pfeifen von der Terrasse erklingt und Tomte sich sofort wieder auf den Weg zu ihr macht. Sein dunkles Fell verschwindet hinter den Treppen, die anderen sind wohl mit ihrer Wohnungstour fertig.
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Only the rain knows
RomanceKyra ist seit sie denken kann verknallt in ein Mädchen, das nicht mal weiß, dass sie existiert. Sie ist zu schüchtern, um den nächsten Schritt zu wagen, als aus dem Nichts jemand in ihr Leben tritt, der alles verändern wird. Es ist sehr viel leicht...