Kapitel 7

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( M e l o d y )

Vor wenigen Stunden erst hatten wir die Schule für das Wochenende verlassen. Nun waren wir zurückgekehrt, um der angeblich geheimen Party im Gemeinschaftsraum beizuwohnen, die von Silas und seinen Freunden organisiert wurde. 

Auf der Einladung stand sogar ein Dresscode und ich fragte mich, ob gleich ein Türsteher auf uns warten würde, der prüfte ob die eingeladenen Gäste sich entsprechend gekleidet hatten. 

Es war absurd. 

Leider waren nur Emma und ich eingeladen. Ich hätte Maria und Leonora gerne mitgenommen, allerdings ließ der Satz *Es wird niemand reingelassen, dessen Name nicht auf der Einladung steht* wenig Raum für Interpretation. 

Das Dröhnen der Musik wurde lauter, so wie meine Nervosität stärker wurde. 

Zu Hause hatte ich kaum mit meinen Eltern gesprochen. Da ich ihr Hoffnung, dass das zwischen Silas und mir freiwillig passieren würde, nicht anstacheln wollte, habe ich ihnen nur gesagt, dass ich bei Emma übernachten würde. 

Ich schnaubte auf, als ich sah wer vor der Tür des Gemeinschaftsraumes stand. 

Niemand sonst als der Muskelprotz von neulich, dessen Aggressionsproblem ihn zu einem Hardin Scott auf Anabolika machte. 

Auch er schien mich wieder zu erkennen und hob eine Augenbraue. 

"Einladung?", fragte er mit einem Unterton, der uns zu verstehen gab, dass er nicht daran glaubte, dass wir eine besaßen. 

Emma hielt ihm das Papier direkt vor die Nase und er riss es ihr unsanft aus der Hand. 

Vermutlich hatte er die Einladung noch nie so intensiv geprüft, wie bei uns.

Etwas unverständliches vor sich hin murmelnd öffnete er die Tür. Emma nahm meine Hand und wir traten ein. 

Meine Augen brauchten einen Moment, um sich an das dunkle, schwummrige Licht zu gewöhnen. Ungefähr 30 Leute hatten sich verteilt, einige tanzten, andere saßen auf den Sofas und unterhielten sich, während wieder andere an der Bar standen. 

Diese Bar war kein Provisorium, sie war fest eingebaut. 

Es überraschte mich nicht, dass der Gemeinschaftsraum der Jungs größer, schöner und irgendwie wertvoller aussah. 

Als ich meinen Blick weiter durch den Raum schweifen ließ, entdeckte ich Silas auf einem Sessel. Er fixierte mich mit einem undurchdringlichen Blick, dem ich nicht standhalten konnte. 

"Sollen wir etwas trinken?", fragte ich Emma und wir bahnten uns den Weg zur Bar. 

Die überraschten Blicke mancher Mädels entgingen mir nicht. Jeder wusste, dass wir die Außenseiter waren. Sie hätten uns gemobbt, wären wir an einer anderen Schule. Hier jedoch schickte es sich ganz und gar nicht. Sollte so ein verhalten an die Öffentlichkeit dringen, hätte die Schüler ein riesiges Problem. 

Diese Leute mobbten anders. Sie waren dazu in der Lage, die Eltern von jemandem zu feuern, den Namen in der Öffentlichkeit zu ruinieren oder das Haus der Familie aufzukaufen und sie dann rauszuschmeißen. 

"Hey, was bekommt ihr?", fragte eine Stimme, die mir bekannt vor kam. 

Ich stockte, schaute dem Typen hinter der Bar in die Augen. Es dauerte nur einen Moment, da fiel es mir wieder ein: Er war der Stalker. 

"Wir kennen uns, oder?", fragte ich ohne auf seine Frage einzugehen. 

Sein Mundwinkel zuckte, doch er antwortete nicht. "Lasst mich raten, Wodka-Soda?" 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt