Kapitel 41

4.5K 132 12
                                    

( M e l o d y )

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war Silas verschwunden. Das Bett auf seiner Seite war gemacht und ich ging nicht davon aus, dass er die ganze Nacht hier verbracht hatte, schließlich konnte er nur alleine schlafen. 

Ich hielt mir meine pochende Schläfe, spürte wie ein dumpfer Schmerz meinen Fuß durchzog. 

"Gott", schimpfte ich, fühlte mich wie überfahren. 

Mit einem Mal schossen mir die Bilder des gestrigen Abends durch den Kopf. Die Männer, die in unserem Haus aufgetaucht waren, Juri und seine Leute...und Silas, wie er nackt auf mir lag. Mein Unterleib krampfte genau in dem Moment, als sich die Bilder meiner Entjungferung vor meinem geistigen Auge abspielten.

Ich ließ meine Hand sinken, starrte auf den Ehering an meiner Hand. Mit einem Mal wurde mir so übel, dass ich aufsprang und in das angrenzende Badezimmer humpelte. 

All das war zu viel für meine Nerven, für meinen Körper. Ich übergab mich, als würde der Schmerz der letzten 24 Stunden aus mir herausbrechen. 

"Miss Thompson?", ertönte die Stimme der neuen Haushälterin Nika. "Einen Moment", keuchte ich und wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser. 

Nika stand kerzengerade in meinem Zimmer, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie musterte mich, als ich aus dem Bad kam und mich sofort zurück ins Bett legte. "Fühlen Sie sich nicht gut?" 

Ich schüttelte den Kopf. 

"Ich habe Frühstück für Sie", Nika zeigte auf das Tablett, welches sie auf dem Sessel vor dem Fenster abgestellt hatte. "Außerdem soll ich ihnen von Mr. De Clare ausrichten, dass sie beide heute Abend mit seinen Eltern essen werden"

Ich atmete schwer aus. Ein Essen mit Silas Eltern hatte mir gerade noch gefehlt. Sie waren nun meine Schwiegereltern und sicherlich nicht gerade begeistert über diese Tatsache. Doch das bedeutete auch, dass wir uns irgendwie miteinander arrangieren mussten. 

"Okay, danke", antwortete ich kraftlos, hoffte Nika würde mein Zimmer verlassen. Stattdessen lief sie zu meinem Schrank. 

Sie durchforstete die Kleider, die darin hingen, bis ihr Blick an einem dunkelroten, lockerem Kleid hängen blieb. "Sie werden das hier anziehen", verkündete sie und hielt das Kleid in die Höhe. 

Allmählich ging mir diese Frau auf die Nerven. "Hat Juri ihnen gesagt, sie sollen mir meine Kleidung heraussuchen?", zischte ich und kniff die Augenbrauen zusammen. 

"Nein, aber Ihr Ehemann", antwortete sie trocken, ignorierte meinen Tonfall. 

Ich zuckte zusammen. "Großartig", schnaubte ich und wühlte mich erneut in die Kissen, wollte zurück in meine Traumwelt, in der mir die Ernsthaftigkeit des Lebens entging. "Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, bis heute Abend sind es noch ein paar Stunden und ich bin müde" 

Nika blieb vor meinem Bett stehen. "Tut mir Leid, aber das geht nicht", antwortete sie, zog mir die Bettdecke weg.

Entsetzt blickte ich zu ihr, konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatte. "Nika, ich bin wirklich nicht in der Stimmung für sowas..."

"Sie haben Verpflichtungen, Miss Thompson", unbeeindruckt faltete sie die Decke zusammen. Erneut sprach sie mich mit meinem Mädchennamen an, was mich irritierte, doch ich wollte sie nicht verbessern. 

"Und die wären?", langsam schob ich mich nach oben, lehnte meinen Oberkörper gegen das Kopfende des Bettes und akzeptierte, dass ich diese Frau so schnell nicht loswerden würde. 

"Ein Fototermin mit ihren Eltern zur Verkündung der Hochzeit" 

Sofort sank ich wieder auf die Matratze. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt