Kapitel 21

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( M e l o d y )

Die Zeit ging nicht um. 

Ich hatte noch nie zuvor einen Tag erlebt, der so lang war wie dieser. 

Das Zimmer, das ich in meinen Gedanken immer häufiger *Mein Zimmer* nannte, schien mir kleiner geworden zu sein. Die Bücher, die ich unbedingt lesen wollte, kamen mir plötzlich unendlich langweilig vor und die verfluchte Zeit ging einfach nicht um. 

Hatte ich in den ersten Tagen schon das Gefühl, hier eingesperrt zu sein, wurde ich jetzt eines besseren belehrt. 

Seufzend ließ ich mich mit dem Kopf auf die Kissen meines Bettes fallen und starrte an die Decke. Ich kaute wütend auf meiner Unterlippe herum und musste langsam aber sicher den Grund für meine Nervosität akzeptieren. 

Ich machte mir Sorgen. 

Sorgen darüber, dass sich heute im Laufe des Tages Männer hier einfinden würden, die nicht davor zurückschreckten, einen anderen auf brutale Art und Weise für was auch immer zu bestrafen. Die aller Wahrscheinlichkeit nach noch zu viel schlimmeren Dingen fähig waren. 

Ich machte mir auch Sorgen um Silas - und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. 

Silas ging mir unter die Haut. Er holte die schlimmsten Seiten an mir hervor, aber er selbst schien sie überhaupt nicht schlimm zu finden. Keine Ahnung, ob es das besser oder schlechter machte. 

Fünf Minuten. 

Genau fünf Minuten waren vergangen, seit dem ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte, deshalb beschloss ich, den Fernseher einzuschalten und mich von irgendeiner Serie ablenken zu lassen. 

Etwas, dass ich noch nicht kannte und daher nicht so leicht abdriften könnte. 

Das einzige, was noch bescheuerter als meine aktuelle Situation war, waren die neuen Staffeln Riverdale. Ich wusste nicht mehr, wo und wann ich aufgehört hatte, es zu sehen, startete einfach mittendrin. 

Tatsächlich funktionierte mein Plan - jedoch nur so lange, bis ich ein Foto machen wollte, um mich daran zu erinnern, mit Emma über die neuen Folgen zu sprechen. 

Ich hatte mein Handy unten vergessen. Dadurch, dass ich mit niemandem kommunizieren konnte, ließ ich es andauernd irgendwo liegen. Ich benutzt es lediglich dafür, so viele Fotos wie möglich zu schießen, damit ich sie mir ansehen konnte, sobald ich wieder zu Hause war. Und als Beweis, falls mir jemand meine Geschichte nicht glauben sollte. 

Es war vermutlich noch in meiner Jackentasche, denn ich hatte zuletzt Fotos von dem herbstlichen Garten geschossen. 

Ich hätte warten können, bis Gigi in drei Stunden vorbeikommen und mir mein Abendessen bringen würde, aber ich war nervös und ungeduldig, fand darin einen Grund, mein Zimmer zu verlassen. 

War das eine gute Idee? Vermutlich nicht. 

Würde Silas mich wütend anschreien, wenn er mich unten entdecken würde? Vermutlich ja. 

Dennoch stand ich auf, öffnete meine Tür einen Spalt und horchte. 

Minutenlang war nichts zu hören. Nicht ein einziger Laut. Entweder waren sie noch nicht da oder sie waren in Silas Büro, das einem Bunker gleich kam. Ich hörte nie auch nur einen Mucks daraus. 

So oder so würde es niemand mitbekommen, wenn ich nur kurz zu der Garderobe im Flur laufe und nach meinem Handy schaue. 

Mit leisen Schritten ging ich die Treppe hinunter, hielt nach jeder Stufe an und horchte, ob ich etwas oder jemanden hörte. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt