Kapitel 65

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( M e l o d y )

Der Wein schmeckte furchtbar, Patrick hatte einen grässlichen Geschmack, doch ich trank das Glas aus, brauchte etwas, um meine Nerven zu beruhigen.

Der Abend verging quälend langsam, besonders weil Patrick versuchte, uns stetig zu provozieren. Er fragte mich über die Vergangenheit meiner Eltern aus, über die Anfangszeit und sprach mit Silas über die Zeit, die er in Russland bei Juri verbracht hatte.

"Du denkst sicherlich, wir wären grausam zu ihm gewesen", seufzte er und schaute mir in die Augen, "aber wir haben ihn bloß auf seine zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Nicht wahr, Silas?"

Silas' Kiefer spannte sich an, als er sein Glas abstellte. Ohne ihn anzusehen, antwortete er. "Ich würde sagen, beides ist der Fall"

Patrick schnaubte lachend auf.

"Ohne uns wärst du danach nicht in der Lage gewesen, den Portugiesen zu töten"

Ich verschluckte mich, unterdrückte ein lautes Husten.

"Das bezweifle ich. Jeder wäre in der Lage gewesen, ihn zu töten", gab Silas unbeeindruckt wieder, zuckte nicht einmal. Seine kalte Miene jagte mir einen Schauer über den Rücken.

Patrick schmunzelte schief. "Deine Frau sieht schockierst aus", stellte er fest und ich starrte auf meinen Teller.

"Natürlich ist sie das. Ich finde, es geht sie nichts an, was ich beruflich mache und habe ihr dementsprechend nichts davon erzählt"

"Ich dachte mir, dass das deine Methode ist...", begann Patrick und strich Rose über den Nacken. "Ich hingegen finde, sie sollten wissen, mit wem sie verheiratet sind"

Dann sah ich - endlich - wie Rose eine ausladende Bewegung machte. Ich kam ihr zuvor, sprang auf und zog alle Augen auf mich. "Entschuldigt, ich gehe mich kurz frisch machen...", begann ich und sah zu Rose. "Oh, du wolltest auch gerade aufstehen, nicht wahr? Wir können gemeinsam gehen"

"Nein", antwortete Patrick in einem derart harschen Ton, dass ich leicht zuckte. Rose lehnte sich zurück, lächelte mich an. "Schon in Ordnung, Liebes. Geh du ruhig zuerst"

"Das ist wirklich sehr nett von dir, ich beeile mich"

Auf hohen Schuhen verließ ich unseren Bereich und ging auf die Toilette. Ich horchte, ob jemand hier drin war und lehnte mich gegen die Tür, schloss für zwei Sekunden die Augen und atmete tief durch.

Ich zog den kleinen Zettel aus meiner Tasche, auf dem stand, dass nach meiner Handtasche fragen sollte, wenn sie bereit wäre, mit uns zu kooperieren. Dass wir wussten, in welchem Hotel sie untergekommen waren und jemand sofort ihren Sohn holen würde.

In der hintersten Toilette positionierte ich ihn unter dem Toilettenpapier, betete sie würde ihn finden.

Ich ließ kaltes Wasser über meine Handgelenke laufen und betrachtete mich im Spiegel, versuchte die rationalen Gedanken abzustellen, wie: Was tust du hier? Wie konnte dein Leben sich bloß so verändern? Was, wenn es nicht funktioniert?

Erhobenen Hauptes verließ ich die Toilette, lief zurück zu den anderen. Patrick fixierte mich, sobald er mich sah, Silas saß mit dem Rücken zu mir. Ich hielt meine Tasche direkt vor meinen Bauch, lächelte ihn an.

Sobald ich saß, stand Rose auf und ich drehte mich leicht zu ihr, redete in einem flüsternden, klaren Ton mit ihr, damit Patrick es hören konnte. "Liebes, ich rate dir die hintere Toilette aufzusuchen. Die Gäste hier drin haben scheinbar keinen Anstand" Ich verzog vielsagend das Gesicht und sie keuchte auf. "Danke", entgegnete sie.

~

( S i l a s )

Melody hatte einen winzigen Schimmer von dem, was er tat, doch dass Patrick ihn so vorführte, hätte ihn beinahe erwischt. Beinahe wäre er aufgesprungen und hätte diesem Mistkerl mit der Gabel die Kehle aufgeschlitzt.

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt