Kapitel 52

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( M e l o d y )

Nervös trat ich vor den Spiegel, gekleidet in dem schweren, weißen Kleid, welches ich mir vor einiger Zeit ausgesucht und auf meine Maße ändern lassen hatte. 

Es war kein Brautkleid im eigentlichen Sinne, immerhin wusste mittlerweile jeder darüber Bescheid, dass die Hochzeit "spontan in einem familiären Rahmen" stattgefunden hatte. Dennoch war es lang und ausladend, Spitze betonte den Ausschnitt sowie das Korsett meine Taille. 

Mein Spiegelbild sah so aus, wie ich mich fühlte - müde und unwohl, aber in Perfektion gekleidet.

Ich trat vor den Vorhang. Emma, Leonora, Maria und Katherine saßen auf weißen Sesseln, in der Hand ein Glas Champagner und warteten gespannt, bis ich vortrat. Erst war es merkwürdig, Silas' Mutter mit den Mädchen aus dem Internat zu sehen, doch sie war freundlich zu ihnen, hatte sich sogar ihre Namen gemerkt. 

"Wow", hauchte Emma und alle Augen richteten sich auf mich. 

Katherine stand auf, betrachtete das Kleid von nahem. Ich drehte mich auf ihre Anweisung, rüttelte an dem Korsett und hob die Arme in die Höhe. 

"Es ist perfekt", lächelte sie und nickte der Verkäuferin zu, die daraufhin erleichtert lächelte. 

Unsere Augen trafen sich, als Katherine sich zu mir drehte. Für einen Moment war mir, als würde sie mir tief in die Seele blicken. Eine mitleidige Miene huschte über ihr Gesicht, ehe sie meine Freundinnen anwies, mir ein Glas zu bringen, damit wir gemeinsam anstoßen konnten. 

"Auf Melody und Silas, auf die Hochzeitsfeier und auf dieses wunderschöne Kleid", rief Maria und wir stießen an. Mein Lächeln war schmerzhaft, weshalb ich es umgehend in dem Champagner ertränkte. 

~

( M e l o d y )

Es dauerte eine Weile, bis die Verkäuferin mir auf dem Kleid geholfen hatte. Während die anderen draußen auf uns warteten, besprachen Katherine, die Verkäuferin und ich, wann sie das Kleid am Samstag auf das Anwesen bringen sollte.  

"Geh ruhig mit deinen Freundinnen etwas essen, wenn du möchtest", lächelte Silas Mutter, ehe wir vor die Tür traten. Überrascht sah ich sie an. "Silas sagte, ich darf noch nicht..."

"Silas ist nicht da, oder?", sagte sie achselzuckend und ich schluckte schwer. In diesem Moment ertrug ich ihre Nettigkeit nur schwer. Ich war so enttäuscht von ihrem Sohn, wollte den Schmerz den er mir zugefügt hatte, einfach loswerden und vergessen, doch in meinem Kopf hallten ihre Worte wieder. 

Ich war nun eine De Clare, musste solche Dinge hinnehmen und Silas den Rücken stärken. Das war im Grunde das, wofür ich da war. Die Gefühle, von denen ich dachte dass wir beide sie hegten, wären lediglich ein schöner Zusatz gewesen. 

"Das wird dir gut tun", fügte sie an und bedachte mich mit einem Blick, als wüsste sie genau, wie es gerade in mir aussah. "Ich sage Asher Bescheid" Ich nickte, bedankte mich leise bei ihr ehe wir das Brautmodengeschäft verließen. 

Gemeinsam fuhren wir in ein Restaurant in der Innenstadt mit direktem Blick auf die Themse. Leise Musik dröhnte durch die Boxen, überall standen hohe Pflanzen, die die einzelnen Tische voneinander trennten. 

Anfangs fragten sie mich über die Hochzeit aus und wie mein Leben aktuell aussah. In letzter Zeit bekamen sie wenig von mir mit - oftmals sogar nur über Zeitschriften - doch als ich mich dafür entschuldigte, winkten sie ab. 

"Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie verrückt das alles sein muss", sagte Maria mit großen Augen und die anderen stimmten zu. 

Ich war ihnen dankbar, als sie das Thema wechselten. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt