Kapitel 45

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( M e l o d y )

Silas zog unwillkürlich seine Mauern hoch. Ich spürte, wie sein Körper sich versteifte, sich nicht mehr an meinen schmiegte. Seine Atmung ging flacher, als wäre er auf der Hut vor irgendetwas.

Ich rutschte nach vorn, um ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen, und er ließ es zu. Gedankenverloren nippte er an seinem Glas, schien nicht einmal zu bemerken, dass Blut an seinen Fingern herunterlief.

Als ich aufstand, sah er mich fragend an. "Ich hole Tücher, ehe du das Sofa versaust", erklärte ich mit einem Kopfnicken in seine Richtung. Er folgte meinem Blick und nickte.

"Emma hat uns für Samstag zu ihrem Geburtstag eingeladen", erwähnte ich beiläufig als ich ihm die Tücher reichte. Er stellte sein Glas ab, umwickelte seine Hand damit. "Ich muss am Samstag arbeiten", erklärte er ohne mich anzusehen.

Nervös rieb ich mir über meine Oberschenkel, spielte mit dem Gedanken ihn zu fragen, ob ich alleine gehen könnte.

"Wie gesagt, du kannst deine Freundinnen hier her einladen, aber du wirst erstmal nirgendwo alleine hingehen", fügte er an als hätte er gespürt, was in mir vorging.

Ich verzog enttäuscht das Gesicht. Um Blickkontakt mit ihm zu vermeiden, visierte ich das zweite Kristallglas auf dem Beistelltisch an. Ich schnappte mir die Flasche und goss mir Whiskey ein. Silas beobachtete mich mit hochgezogener Augenbraue, als ich einen großen Schluck nahm. Er war stark und schmeckte furchtbar, doch ich verzog keine Miene.

"Saint kann mich vermutlich auch nicht begleiten?", seufzte ich und fuhr mit meinem Zeigefinger nervös den Glasrand entlang.

Silas schnaubte. "Was denkst du, wie das aussieht, wenn du das erste Mal als verheiratete Frau weggehst und nicht dein Ehemann, sondern sein bester Freund den Abend mit dir verbringt?"

Das Feuer im Kamin prasselte lauter als zuvor, als würde es seine Frage untermauern wollen.

"Verstehe", murmelte ich ohne ihn anzusehen. Die Enttäuschung in mir wuchs mit jeder Sekunde, wollte ich doch bloß etwas normales machen, wie zu dem Geburtstag meiner engsten Freundin gehen.

"Wenn du mit den Trainings durch bist, gehen wir zu der Hochzeit von Juliet" Auch wenn ich mich auf die Hochzeit freute und Juliet wirklich mochte, war das kein Ausgleich für mich. Es zeigte mir nur, wie sehr ich in dieser Welt gefangen war.

Ich stand auf, stellte mein Glas auf dem Couchtisch ab. "Wo willst du hin?", fragte er und kniff die Augenbrauen zusammen. "Ich bin müde, ich gehe schlafen", erklärte ich halbherzig und lief weiter.

"Setz dich hin", befahl er, doch ich reagierte nicht, drehte mich nicht einmal um.

Silas rutschte auf dem Sofa herum, ich hörte wie auch er sein Glas abstellte. "Setz. dich. hin.", wiederholte er scharf und ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. Ich war es Leid, unter seiner Kontrolle zu stehen, für heute hatte er genug über mich entschieden.

Ich war bereits am Türrahmen angelangt, als er mein Handgelenk packte. Mit einer gekonnten Bewegung drehte er mich um, drückte mich gegen die Wand. Silas stand nah vor mir, rahmte mich mit seinen Armen ein.

Er sah auf mich herab, in seinen Augen die Wut über mein ungehorsam. Sein ganzer Körper spannte sich an, ich sah wie die Ader an seinem Hals pochte.

"Wieso musst du immer alles so kompliziert machen, mh?", knurrte er. Meine hektische Atmung erschwerte es mir zu antworten, ließ mich nur noch abgehakt sprechen. "Ich? Du bist derjenige, der mir alles verbieten will und das obwohl ich mich wirklich bemühe"

Tränen der Wut verschleierten meine Sicht, doch Silas schnaubte bloß lachend auf.

"Vielleicht sollte ich dir mal zeigen, wie dein Leben wäre, wenn ich dir alles verbieten würde", antwortete er schroff. Eine Hand glitt an meine Hüfte, packte fest zu und drückte mich näher an ihn heran.

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt