Kapitel 72

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( M e l o d y )

Ein schwarzes Kleid, eine schwarze Strumpfhose, schwarze hohe Schuhe, ein schwarzes Band in meinem Haar. 

Ein schwarzer, offener Mantel über dem Kleid. Silberne Ohrringe, eine silberne Kette, mein Ehering. 

"Am besten gehst du gleich schon mal in das Büro, während ich noch kurz mit dem Leiter spreche", sagte Saint als wir in den Fahrstuhl stiegen. 

Ich nickte. 

Letzte Nacht war er geblieben, auch wenn ich stundenlang nicht einschlafen konnte. Er war müde, genau wie ich, doch wir funktionierten beide - nur für ihn. 

Silas wurde seit 24 Stunden vermisst. Bisher hatte niemand etwas gehört, noch einen Hinweis über seinen Aufenthaltsort. 

Der einzige Anhaltspunkt, den ich hatte, war Oliver. Ich hatte niemandem etwas davon erzählt, weil ich noch nicht wusste, inwieweit diese Information uns helfen konnte. 

"Das Büro ist da hinten", sagte Saint und gab mir den Schlüssel. Ich ging den Gang entlang, an den Toiletten für die Gäste vorbei bis zum Ende. 

Ich öffnete die Tür, hinter der sich ein chaotisches Büro befand. Rund um einen Schreibtisch herum standen Aktenschränke - und Akten lagen überall, auf dem Boden, auf dem Tisch, auf den Schränken. 

Ich seufzte, hatte keine Ahnung, was Saint und ich uns gleich ansehen würden.

Um mir einen Überblick zu verschaffen, zog ich meinen Mantel aus und setzte mich an den Schreibtisch. Ich schaute mir die Akten an, die dort lagen, versuchte sie in Personal-, Buchhaltungs- und Einkaufsakten zu sortieren. 

"Hallo... Melody", riss mich eine Stimme aus den Gedanken, die mir eine Gänsehaut bereitete. Ich erstarrte, als ich Oliver an der Tür sah. Leise ließ er sie ins Schloss fallen, drehte den Schlüssel von innen um. 

Ich schluckte schwer, ließ die Akten wieder auf den Tisch fallen. "Oliver", sagte ich, presste den Kiefer zusammen. 

"Du bist mir noch etwas schuldig", sagte er und ich stand auf. Ich verschränkte die Arme, drehte mich von ihm weg. 

Mein Herz raste, als ich aus dem Fenster über die Stadt blickte. 

"Ich bin hier, um dich daran zu erinnern", redete er weiter und ich biss mir auf die Zunge, um die Tränen zu unterdrücken. 

"Daran brauchst du mich nicht zu erinnern", gab ich trocken von mir. "Ich habe dir versprochen, dass ich dir helfe und das tue ich"

Oliver wirkte überrascht, auch wenn er sich nichts anmerken lassen wollte. Er beobachtete mich genau, jeden Schritt, jeden Blick. Er vertraute mir kein bisschen. 

"Weißt du, warum Silas mich heiraten musste?", fragte ich und sah ihm direkt in die Augen, schien ihn noch mehr zu verwirren, "Weil er ein 15-jähriges Mädchen davor bewahren wollte, von Juri auf den Strich geschickt zu werden" 

Ich war bloß zwei Jahre älter als sie... 

"Auch wenn ihr Silas mitgenommen habt, hast du dafür gesorgt, dass er mir so etwas oder schlimmeres nicht antun kann", mein Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen, doch das war mitunter das, was mich nachts wach gehalten hatte. Oliver hatte mich, mein Leben, gerettet. 

"Und dir wurde unrecht getan, also ja, ich helfe dir"

Olivers Schultern entspannten sich ein wenig, auch wenn sein Mund vor Verwirrung offen stand. 

"Emma wird mich morgen besuchen. Ich gehe davon aus, du weißt, wo wir nun wohnen", wieder drehte ich mich von ihm weg, setzte mich wieder auf den Platz am Schreibtisch, "17 Uhr, verkleide dich als Pizza-Lieferant. Ich werde dich ins Haus bringen, du wirst sie wiedersehen und wir werden gemeinsam eine Lösung finden"

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt