Kapitel 94

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( M e l o d y )

Ich stand in meinem Zimmer, sortierte meine Klamotten in Business-, Casual- und Party. 

Gerade hielt ich den grünen Pullover in der Hand, den Silas so sehr hasste. Ich schmunzelte, er erinnerte mich an alte Zeiten. 

Ich zuckte zusammen. Ein lautes, schmerzhafte Geräusch hallte durch das ganze Haus. Das Echo war gewaltig, ich realisierte schnell dass es sich um einen Schuss handelte. 

Ohne nachzudenken rannte ich nach unten. Ich schrie seinen Namen. Immer und immer wieder, doch ich konnte Silas nirgendwo entdecken. 

Verzweifelt drehte ich mich im Flur im Kreis, überlegte wo ich noch suchen konnte. 

Ich entdeckte Blut. 

Ein kleines bisschen Blut drang unter der Tür seines Büros hervor. 

"Nein", schrie ich auf. "NEIN!"


"Darling"...."Darling"...."Melody"

Schweiß gebadet wachte ich auf, meine Atmung unkontrolliert, meine Augen weit aufgerissen. 

"Es war nur ein Traum, Love", beruhigte Silas mich. Er setzte sich vor mich, damit ich ihn sehen konnte, berührte mich nicht. Er gab mir die Zeit, die ich brauchte, um wieder in der Realität anzukommen. 

"Oh mein Gott", keuchte ich und rieb mir über mein Gesicht. Sobald ich sicher war, dass diese Szene nicht echt gewesen war, liefen mir heiße Tränen über die Wange. Ich war so erleichtert und so schockiert. Albträume bekam jeder Mensch ab und an, doch nie hatte ich einen so realen, so furchtbaren wie diesen. 

Silas nahm mich in den Arm und ich krallte mich an seinem Shirt fest. 

"Oh mein Gott", wiederholte ich und drängte mich an ihn. Ich musste seine Wärme spüren, seine Atmung, seinen Puls. 

Er strich mir über den Kopf, wiegte mich beruhigend hin und her. 

"Alles ist gut, ich bin bei dir", flüsterte er. 

Ich brauchte mehrere Minuten, um mich zu beruhigen. Silas nahm mein Gesicht in beide Hände, musterte mich und wischte die letzten Tränen ab. 

Er gab mir einen Kuss, strich mit seinen Daumen über meine Wangen. 

"Ich habe geträumt, dass du... dass du..." ich konnte es nicht aussprechen, meine Sicht war erneut verschwommen. 

Silas schüttelte den Kopf. "Du musst es mir nicht zu erzählen. Du musst nur wissen, dass es nicht echt ist. Ich bin hier, ich lebe und es ist nichts passiert"

Ich nickte, realisierte erst Sekunden später, was er da sagte. "Woher weißt du, dass dir in meinem Traum etwas zugestoßen ist?" 

"Weil es mir ähnlich geht, Love", Silas schluckte schwer, "Die Albträume, in denen du vorkommst, sind die schlimmsten"

Silas lehnte sich an das Kopfende des Bettes und zog mich zu sich. Ich lag halb auf ihm, schloss erleichtert die Augen, während er meinen Rücken streichelte. 

"Ich hätte dich heute Nacht nicht alleine lassen sollen", seufzte Silas schuldbewusst. Ich schüttelte den Kopf, die Augen weiter geschlossen. 

"Du brauchst deinen Schlaf, der Termin kann sehr anstrengend werden"

Es war bereits weit nach Mitternacht. An dem heutigen Tage würde Silas seinen Austritt aus dem Empire besprechen. Die wichtigsten Leute mit oberstem Rang wären dabei, würden ihn anhören und über seinen Vorschlag entscheiden. Dieser Termin war alles andere als ungefährlich, hatte Silas durchsickern lassen, dass er gewisse Dinge in der Hinterhand hatte. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt