Kapitel 68

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( M e l o d y )

Ich klopfte an der Tür des Zimmers, in dem sich Rose und ihr Sohn befanden, öffnete einen Spalt bis sie mich hereinbat.

Sie saß auf dem Teppich vor dem Bett, er lag vor ihr unter einem Gestell an dem Sterne hingen und lachte fröhlich auf.

Ich war erleichtert, sie so unbeschwert und wohlauf zu sehen.

"Hey", lächelte ich und beugte mich ein wenig vor. "Geht es euch gut? Habt ihr alles, was ihr braucht?"

"Uns geht es gut", lächelte sie zurück, auch wenn sie die Trauer in ihren Augen nicht verbergen konnte. Mit einer Hand griff sie automatisch nach ihrem Sohn. "Ich hoffe, er hat letzte Nacht nicht zu laut geweint. Er wird noch oft wach und will trinken"

"Ich habe ihn überhaupt nicht gehört", antwortete ich ehrlich.

"Die Sonne scheint, habt ihr zwei Lust auf einen kleinen Spaziergang?" Nachdenklich sah sie zwischen der Tür und mir hin und her. "Dürfen wir das denn?"

"Natürlich", nickte ich. "Zwei Leute werden uns begleiten, aber sie werden Abstand halten" Darauf hatte Silas bestanden.

Wenig später, nachdem sie Alex - ihren Sohn - warm angezogen hatte, machten wir uns auf den Weg.

Wir liefen in den Wald, der angrenzend zum Grundstück war. Dort boten wir keine freie Sicht auf uns und hatten unsere Ruhe, bis auf die zwei Männer, die uns in wenigen Metern Abstand folgten.

Die Steine und abgebrochenen Äste knarzten unter unseren Schritten, der Wind rauschte durch die Bäume. Es war beruhigend, genau wie die frische Luft.

"Konntest du schlafen?", fragte ich nach einer Weile.

"Es war komisch, aber ja", gestand sie, "Ich schätze, ich habe das alles noch nicht realisiert"

Natürlich hatte sie es noch nicht realisiert, wie konnte sie auch? Alles ging so schnell...

"Wird er sein Wort halten? Silas?", fragte sie und sah mich mit großen Augen an. Ich schmunzelte ihr aufmunternd zu. "Das wird er", bestätigte ich, "Er wird dich beschützen und dir deine Freiheit geben, wenn du deinen Teil einhältst und ihm alles erzählst. Wen ihr in den letzten zwei Jahren getroffen habt und wo... welche Geschäfte Patrick gemacht hat"

Sie nickte verhalten, schaute auf den Boden vor uns.

"Behandelt er dich gut?", fragte sie vorsichtig.

Ich nickte bekräftigend. "Ja, Rose... er ist gut zu mir."

Sie biss sich auf die Unterlippe. "Eure Hochzeit...Ich habe davon gehört. In dem Moment, als man es mir erzählte, hast du mir sehr Leid getan. Ich bin froh, dass es dir gut geht"

Es überraschte mich nicht, dass die Geschichte um unsere Hochzeit die Runde gemacht hatte. Das war genau das, war Juri gewollt hatte - der Welt seine Macht präsentieren.

"Was wirst du tun, wenn du frei bist?", ich versuchte das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, weg von diesem Monster.

"Ich weiß es nicht", schnaubte sie. "Ich habe nie darüber nachgedacht, dass das überhaupt passieren könnte"

"Hast du Familie?", fragte ich und hoffte, ich würde ihr nicht zu nahe treten.

"Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Ich hatte Familie, aber dann wurde ich in eine Mädchenschule gesteckt, in der man keinen Kontakt nach Hause haben durfte. Nach zwei Jahren stellten sie uns Patrick vor und... er hat mich ausgesucht"

Ich atmete tief ein und wieder aus, ballte meine Fäuste bei dem Gedanken, wie Patrick in dieser Schule herumstolziert war, um sich seine zukünftige Ehefrau auszusuchen.

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt