Kapitel 62

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( M e l o d y )

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Silas nicht mehr da. 

In den darauffolgenden Tagen war er kaum zu Hause, arbeitete bis tief in die Nacht. Doch es war nicht so, dass er mir aus dem Weg ging, es fühlte sich so an, als würde er von nun an noch härter daran arbeiten, sein Versprechen einhalten zu können. 

Oftmals schlief ich bereits, wenn er wiederkam. Von dieser Nacht an, in der er mir von seinem Traum erzählt hatte, schlich er dann in mein Zimmer, gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand wieder. 

Ich bemerkte es jedes Mal, tat aber so, als würde ich schlafen. 

Nun befanden wir uns in einem Privatjet auf dem Weg zurück nach London. Silas saß an einem Tisch, vor ihm der geöffnete Laptop. Er konzentrierte sich auf die Excel-Tabelle vor ihm, machte irgendwas für die Buchhaltung der Unternehmen seiner Familie. 

Saint und ich spielten Uno, auch wenn er dies nicht freiwillig tat. Ich hatte die Karten in einer Ecke des Flugzeuges gefunden. Asher und Saint hatten Schere, Stein, Papier gespielt und Saint hatte verloren, musste mich nun beschäftigen, statt Fußball zu gucken. 

"Solltest du gleich noch eine +4 legen, werde ich diese verfluchte Spiel verbrennen", brummte er frustriert, was mich nur noch mehr amüsierte. 

"Das wirst du nicht", kam es von Silas in einem abwesenden Ton. Saint äffte ihn stumm nach. Er konnte offensichtlich nicht gut verlieren und brachte mich damit so sehr zum Lachen, dass ich Bauchschmerzen bekam. 

"Ich wusste nicht, dass ein so schlechter Verlierer in dir steckt" Gnädig wie ich war, legte ich eine +2. 

"Ich bin kein schlechter Verlierer, das Spiel nervt einfach nur", antwortete er und zog zwei Karten. 

"Wann genau ist die Besichtigung?", fragte er kurz darauf, um von seiner erneuten Niederlage abzulenken. 

Silas hatte uns einige Hausbesichtigungen organisiert, wollte schnellstmöglich umziehen. Er wollte das Anwesen hinter sich lassen, hatte entschieden dass wir nicht mehr dorthin zurückkehren. Einige seiner Leute hatten bereits angefangen, die Zimmer des Hauses leer zu räumen. 

"Wir fahren sofort vom Flughafen aus los", antwortete ich und lehnte mich mit einem siegreichen und provokanten Ausdruck zurück. 

"Dein Training fällt später aber trotzdem nicht aus", kommentierte Asher ohne den Blick von dem Bildschirm vor sich zu nehmen. 

"Aber natürlich nicht", sang ich und seufzte, als ich den Muskelkater in meinem Bauch spürte. Der Trainingsplan, den Asher mir erstellt hatte, zeigte seine Wirkung. 


~

( S i l a s )

Eine weiße Stadtvilla mit einer kleinen Terrasse vor der Eingangstür, einem Garten und einem Balkon im 1. Stock. Das Haus war gerade frisch renoviert worden. Das Wohnzimmer war hell, die Küche mit Kücheninsel brachte Melodys Augen zum Leuchten. 

"Wozu braucht unsere Haushälterin so eine Küche?", fragte er, auch wenn er ihren begeisterten Ausdruck genoss. 

"Ich werde sicherlich auch mal kochen", warf sie ein, "zu Hause habe ich immer Kuchen an Geburtstagen gebacken und das Essen für den 2. Weihnachtstag vorbereitet."

Sie wollte sich nichts anmerken lassen, doch Silas erkannte sofort, wie ihr Lächeln um wenige Millimeter verrutschte. 

Harry Thompson stand weit oben auf der Liste von Menschen, die er kontaktieren wollte, sobald er wieder in London war. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt