(S i l a s )
Mit einer Flasche Whiskey in der Hand saß er auf dem Sofa, starrte den Kamin an, in dem kein Feuer brannte. Das Glas reichte ihm schon lange nicht mehr.
Ihre leisen Schritte, die sich langsam näherten, ließen ihn aufblicken.
Seit Stunden dachte er darüber nach, wie es weitergehen würde. Die vergangenen Monate waren nichts außer Intrigen, Lügen und Zwang für die Frau, die ihn nun mit ihren großen Augen ansah.
Sie trug einen dunkelgrünen Jogginganzug, ihre Haare noch nass vom Duschen. Er erinnerte sich daran, wie sie auf ihn wirkte, als er sie das erste Mal wahrgenommen hatte. Ein wenig einfach, man erkannte sofort, dass sie nicht auf das Internat passte, doch das Funkeln ihrer Augen war nicht zu übersehen.
Er wusste nicht, ob es an den Trainings lag, die ihr von seiner Familie auferlegt worden waren, doch selbst in diesem Jogginganzug war ihre Ausstrahlung nun weicher, edler und ihrer würdig.
"Hey", flüsterte sie leise, verschränkte die Arme vor der Brust. Er stellte die Flasche auf den Couchtisch, drehte sich zu ihr. "Hey, komm her", sagte er sanft, streckte seine Hand nach ihr aus.
Es war ungewohnt für ihn, so zu ihr zu sein. Nein, es war WIEDER ungewohnt, hatte er es sich die letzten Wochen wieder abtrainieren müssen, um keinen Verdacht auf sich zu ziehen - und auf sie.
Sie zögerte, setze sich neben ihn, hielt dabei einen kleineren Abstand als er erwartet hatte.
Noch am selben Abend hatte er ihr alles detaillierter erklärt. Wie gefährlich es gewesen wäre, wenn man ihn erwischt und sie dafür bestraft hätte. Dass er so zu ihr sein musste, es hatte kein Weg vorbeigeführt.
Und auch jetzt mussten sie vorsichtig sein.
Silas folgte einem strikten Plan. Heute hatte er die Leute, die seit jeher für Juri arbeiteten und seine Familie ausspionierten, davon gejagt. Doppelt so viele seiner Leute hatten sich nun in und um das Haus positioniert.
Wie lange das ausreichen würde, wusste er nicht. Der heutige Abend würde über alles entscheiden.
"Wie lange wird es dauern?", fragte sie, durchbrach seine Gedanken.
"Ich weiß es nicht", antwortete er ehrlich, sah sie dabei nicht an. "Es kann sein, dass ich in einer Stunde wieder aus dem Keller komme, vielleicht aber auch erst morgen früh"
Bei dem Gedanken an das, was er diesem Mann antun würde, fühlte er nichts. Sein ganzes Leben wurde von einem grausamen, brutalem Mann bestimmt und jeder der für ihn arbeitete, war nun sein Feind.
Melody nickte, biss ihre Zähne fest aufeinander.
Seit der inszenierten Hochzeitsfeier sahen ihre Begegnungen immer gleich aus. Sie verschanzte sich in ihrem Zimmer, kam abends nach unten und fragte ihn, ob es etwas Neues gäbe.
Es machte ihn wütend, dass er bisher keine richtige Antwort auf diese Frage geben konnte. Der Mann, den sie im Keller festhielten, war darauf geschult worden, nichts zu sagen. Folter, Erpressung, Drohung, Familieninformationen.... nichts schien ihm etwas anhaben zu können.
Doch Silas wusste, dass jeder eine Schwachstelle hatte.
"Was, wenn er wieder nichts sagt?", fragte sie und ihre verzweifelten Augen fanden seine. Sie war besorgt darüber, was passieren würde, würde Juri seinen Putschversuch bemerken.
"Er wird sprechen, Love. Er wird sprechen...", antwortete er wie ein Mantra, welches ihm helfen sollte.
Es war still um sie, als ihr Gesichtsausdruck sich schlagartig veränderte. Sie sah ihn eindringlich an, dachte über etwas nach.
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Secrets of London I Dark Romance / Abgeschlossen
General FictionWas wärst du bereit zu tun, wenn deine Familie in Schwierigkeiten steckt? Was, wenn der Prinz von London dich zu seinem Eigentum ernennen will? Nicht der aus dem Königshaus, sondern der echte. Ausschnitt: "Fass mich nicht an", schrie ich und versu...