Kapitel 40

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( M e l o d y )

Eine Ewigkeit stand ich unter der Dusche, das wärme Wasser prasselte auf mich ein, doch es konnte das ungute Gefühl nicht von meiner Haut waschen.

Ich versuchte herauszufinden, wie ich mich fühlte, doch ich wusste es einfach nicht. Wie konnte es sein, dass ich es einfach nicht wusste?

Das Badezimmer heizte sich immer weiter auf, doch mit der Zeit begann ich zu zittern und hüllte mich in ein frisches Handtuch. Im Spiegel sah ich mein müdes, benommenes Gesicht, wendete mich kopfschüttelnd ab. Ich konnte mich selbst nicht ansehen. Nicht jetzt. 

Silas hatte mir einen Pullover und eine Jogginghose auf mein Zimmer bringen lassen. Scheinbar war ab sofort eine andere Haushälterin für uns zuständig. Eine ältere Frau, die kein Wort mit mir gesprochen, mich dafür aber argwöhnisch gemustert hatte. 

Mein Zimmer.

Würde ich jetzt immer hier schlafen? Und würde ich überhaupt nochmal zurück zu meinen Eltern gehen? Es gab so vieles, was ich nicht wusste. 

Es klopfte an der Tür, gerade als ich mich im Schneidersitz auf das Bett setzte.

„Herein", rief ich und meine Stimme klang müde und kratzig.

Die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt. „Ich bin es"

„Saint, komm rein", erneut stiegen mit Tränen in die Augen.

Als er mein Zimmer betrat, riss ich meine Augen weit auf. Saint sah furchtbar aus. Er hatte eine blaues, angeschwollenes Auge, seine Lippe war aufgeplatzt und ein tiefer Kratzer ging quer über seine Wange.

„Oh Gott, Saint", keuchte ich und hielt mir entsetzt eine Hand vor den Mund. Er lächelte mich an, als wüsste er nicht, wovon ich spreche.

„Darf ich mich zu dir setzen?", fragte er und zeigte auf den Platz neben mir. Ich nickte, rutschte noch ein Stück zur Seite.

Saint ließ sich auf mein Bett fallen und seufzte.

„Wer hat dich bloß so zugerichtet?", fragte ich. Von nahem sah sein Gesicht noch schlimmer aus. Sein Auge war fast vollständig zu geschwollen.

„Weißt du, vorhin als ihr... in diesem Zimmer wart... fiel mir plötzlich ein, dass ich mit einem der drei Männer vor dem Fenster noch eine Rechnung offen hatte. Und Matteo war ziemlich sauer auf den anderen, naja..." Saint zwinkerte mir zu. 

„Jedenfalls waren alle drei ganz schön abgelenkt, als wir wütend reingestürzt und auf die anderen losgegangen sind...ungefähr eine halbe Stunde lang"

Ich gab ein ungläubiges Schnauben von mir.„Du hast sie von uns abgelenkt?", fragte ich und Saint zuckte bloß mit den Schultern.

„Das alles war nicht richtig, Melody... das sollte euer Moment sein, eurer ganz allein"

Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Eine Träne lief mir über die Wange und ich griff nach Saints Hand.

„Du bist ein wahnsinnig guter, bester Freund", schluchzte ich und er grinste. „Naja, ich hatte ja kein Weihnachtsgeschenk für dich, deshalb..."

Ich lachte. Richtig laut und aus tiefstem Herzen. „Es ist ganz schön gefährlich, dir Geschenke zu machen"

Mit einem Mal, verschwand der größte Teil des dunklen, unangenehmen Gefühls und wurde durch das Gefühl von Zusammenhalt und Freundschaft ersetzt.

„Danke für das Geschenk", sagte Saint und hob sein Handgelenk an. Vor einiger Zeit war mir das Armband an seinem Handgelenk aufgefallen. Es war abgenutzt. Ich schenkte ihm ein neues und der Anhänger, der an dem alten befestigt war, baumelte nun an diesem. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt