Kapitel 84

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( S i l a s )

Es war bereits früher Morgen, als er sich aus ihrem Schlafzimmer schlich. Stundenlang hatte er ihr zugesehen, wie sie friedlich in seinen Armen lag und schlief. Sie schien Ruhe, Geborgenheit bei ihm zu finden, was ihm absurd vorkam. 

Die Hände, die ihr über den Rücken streichelten, waren sprichwörtlich übersät mit Blut. 

Sein Schlafzimmer lag ihrem direkt gegenüber. 

Er trat ein und betrachtete das bisher vollkommen ungenutzte Zimmer. Das Haus, welches ihr gemeinsames zu Hause darstellte, war ihm noch unbekannt. 

Silas legte sich in das große Himmelbett. Er war so verflucht erschöpft und die Wirkung der des Joints ließ nach, sodass er die Schmerzen am ganzen Körper spürte. Ein letztes Mal kühlte er sein blaues Auge. 

Und trotzdem fühlte er sich gut. Es fühlte sich gut an, dass sein Zimmer direkt gegenüber war, irgendwie beruhigend. 

Er hatte es geschafft, er war wieder zu Hause und hatte sie nicht enttäuscht. 

Mit diesem Gedanken und einem seligen Ausdruck fand er endlich den lang ersehnten Schlaf. 


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( M e l o d y )

Silas bekam genau einen freien Tag, bevor er zurück an die Arbeit gehen musste. Es war wichtiger denn je, dass er seine Rückkehr verkündete und endlich die Veränderungen vornahm, die er sich schon so lange wünschte. 

Diesen einen freien Tag verschlief er fast komplett. 

Ich schaute jede Stunde nach ihm, stellte sicher dass ihn kein Albtraum quälte. Ich konnte mir vorstellen, dass die vergangen Monate sie noch schlimmer machen könnten. 

Auch wenn ich Silas versprochen hatte, dass er nicht über diese Zeit reden musste, machte ich mir viele Gedanken darum. 

Er schien so zu sein, wie immer - und doch ganz anders... 

Vermutlich machte ich mir zu viele Sorgen, hatte ich ihn doch erst für wenige Stunden gesehen. 

Gigi bekam für heute frei und ich stellte mich in die Küche, versuchte die Zeit zu überbrücken, in der Silas den Schlaf nachholte, den er so dringend brauchte. 

Ich suchte mir ein Rezept heraus, welches ihm gefallen könnte und fing an zu kochen. 

Während die klein geschnittenen Süßkartoffeln im Ofen waren, schnitt ich Gemüse und bereitete das Fleisch zu. 

"Was für ein Anblick"

Seine verschlafene Stimme jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Er war da und er war wach. Ich drehte mich ruckartig um, das Messer fest in meiner Hand. 

Mit chaotischen Haaren, einem schwarzen Shirt und seiner schwarzen Jogginghose lehnte er in dem Türrahmen, in einer Hand eine halb leere Wasserflasche. 

Er zog eine Augenbraue hoch, deutete mit der Flasche auf das Messer. "Das wiederum gefällt mir eher weniger"

Ich grinste. "Macht dir das Angst?"

Er nahm einen Schluck Wasser und drehte ganz in Ruhe den Deckel zu. "Angst davor, dass du dich verletzt, ja" 

Silas stützte sich von dem Türrahmen ab und kam mit einem belustigten Ausdruck auf mich zu. Er sah erholt aus, das Auge war ein wenig abgeschwollen. 

Ich betrachtete das Messer in meiner Hand, ehe mein Blick zu ihm wanderte. Silas stand vor mir, beugte sich vor und stützte sich jeweils rechts und links von mir an der Arbeitsplatte ab. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt