( M e l o d y )
Wie ernst dieses Dinner werden würde, merkte ich am nächsten Tag, als drei Frauen vor mir standen, die bloß Italienisch sprachen. Sie fuchtelten mit Maßbändern, Nadeln und Stoffen vor meinem Gesicht, zerrten mich auf ein kleines Podest.
Sie waren schnell, präzise und passten mir ein wunderschönes, schwarzes Samtkleid an, welches ich am nächsten Abend tragen sollte.
Während ich still da stand, wurde ich daran erinnert, wie ich vor einigen Monaten mit meiner Mutter in einem Laden stand und für ein Ballkleid posierte. Damals fing gerade alles an. Silas, eigentlich viel mehr mein Vater, hatte mich dazu gezwungen, hinzugehen.
Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich den klaren Unterschied erkannte. Diesmal fühlte ich mich nicht bedrängt, nicht so als wäre ich eine Spielfigur. Diesmal stand ich Seite an Seite mit meinem Ehemann. Wir kämpften den selben Kampf, wir vertrauten uns und wir liebten uns.
Meine Gedanken kreisten wieder einmal um meine Familie und meine Freunde. Ich vermisste sie alle schmerzlich, tröstete mich damit dass ich wenigstens meine Freundinnen wiedersehen könnte, sobald wir wieder in London waren.
Nur Summer und meine Mutter nicht...
Saint betrat gerade das Wohnzimmer, als eine der Frauen fest an dem Stoff um meine Taille zog. Er biss amüsiert in einen Apfel, beobachtete das Spektakel.
"Wie lange stehst du da schon?", fragte er und lehnte sich gegen den Türrahmen.
"So lange, dass ich mir nicht mehr sicher bin, wie man von diesem Podest steigt", seufzte ich und fing mir einen strafenden Blick von der Seite an, schließlich bewegte ich mich wenige Millimeter durch das Sprechen.
"Begleitest du uns morgen zu dem Dinner?", fragte ich und ignorierte die Nadel, die gefährlich nah an meiner Haut war.
Saint schüttelte den Kopf. "Nein, Mattheo wird euch begleiten. Asher und ich haben etwas zu tun"
Etwas an ihm machte mich stutzig. Er schien angespannt, seine Mimik versteifte sich, sobald es um das Dinner ging.
"Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte ich. "Natürlich, Bella", lächelte er sein charmantes Lächeln, das mich an den Jungen hinter der Theke des Gemeinschaftsraumes im Eton erinnerte.
"Gut, dass wir bald wieder fliegen, sonst bist du nicht mehr bloß ein Idiot, sondern ein Idiot, der mit italienischen Vokabeln um sich wirft", ertönte Silas Stimme hinter ihm, der ihn provokant ansah.
"Kein Grund zur Eifersucht, ich kann auch dich Bella nennen, wenn du möchtest", zwinkerte Saint ihm zu.
Im selben Moment gab Silas ihm einen Umschlag, den er in einer einfachen Bewegung an sich nahm. Beide waren sowas von geübt in dieser Heimlichtuerei.
~
( S i l a s )
Sie fuhren in einer schwarzen Limousine in die Stadt rein. Die Sonne ging unter, auf den Straßen glitzerten die Lichter der Geschäfte und Laternen.
"Es ist schön hier", schwärmte Melody in ihrem atemberaubendem Kleid. Sie lehnte sich zur Seite, schaute aus dem Fenster und lächelte.
Er schaute nur sie an. "Finde ich auch"
Silas war nervös, auch wenn er sich das niemals anmerken lassen würde. Das hatte genau zwei Gründe: Dass dieses Essen endgültig seinen Plan absichern könnte und dass er Patrick wiedersehen würde.
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Secrets of London I Dark Romance / Abgeschlossen
General FictionWas wärst du bereit zu tun, wenn deine Familie in Schwierigkeiten steckt? Was, wenn der Prinz von London dich zu seinem Eigentum ernennen will? Nicht der aus dem Königshaus, sondern der echte. Ausschnitt: "Fass mich nicht an", schrie ich und versu...