Kapitel 24

5.4K 158 4
                                    

( M e l o d y )

Erschöpft durch die vergangenen Tage - viel mehr die letzten zwei Wochen - packte ich meinen Koffer aus. Ich sah mich in meinem Zimmer um und fühlte mich irgendwie leer. Anfangs hatte ich es vermisst, doch jetzt wo ich wieder zu Hause war, konnte ich mich nicht freuen. 

Die meisten meiner Klamotten ließ ich im Koffer, denn morgen waren die Ferien vorbei. 

Ich schrieb Emma, dass ich aus dem Gefängnis zurück bin und sie antwortete mir in einem langen Text, wie sehr sie Silas doch hasste. Er wäre ein vollkommener Psychopath, der sich ständig über neue Grenzen hinweg setzen musste, um seinen Größenwahn zu befriedigen. 

Die Worte waren hart, doch sie schien recht damit zu haben. 

Seufzend lehnte ich mich gegen meine Kissen auf dem Bett. Sie waren nicht so bequem wie die, in dem Gästezimmer. Frustriert rieb ich mir über meinen Nasenrücken. Ich konnte doch nicht die ganze Zeit nur an ihn denken. Das durfte nicht sein. 

Silas hatte sich in den vergangenen zwei Tagen überhaupt nicht mehr blicken lassen. Er war wie vom Erdboden verschluckt, ich war mir fast sicher, dass er nicht einmal zum Schlafen nach Hause gekommen war. 

Meine Anwesenheit war ihm vermutlich missfallen, blöd nur dass er derjenige gewesen war, der mich dazu gezwungen hatte, zwei Wochen in seinem Gästezimmer zu verbringen. 

Es war unfair, dass er nun ganz unbeschwert seinem Leben weiter nach ging, während ich mir traurig Gedanken machte. 

Ich musste vollkommen bescheuert sein. 

Aber unter diesen Umständen konnte ich auch nur bescheuert werden. 


~

( M e l o d y )

"Wie waren deine Ferien, Schatz?", fragte mich meine Mutter beiläufig beim Abendessen. Ich war nicht gerade überschwänglich begrüßt worden. Selbst Summer hatte sich eher zurückgehalten und mich beschlich der Gedanke, dass meine Eltern sie davon abgehalten hatten. 

Nicht, dass ich etwas großes erwartet hätte, aber trotzdem hatte es mich verletzt. 

Ich schien nirgendwo wirklich willkommen zu sein. 

"Langweilig", antwortete ich und sie warf mir einen wartenden Blick zu. Ich seufzte. "Ich habe meine Hausaufgaben erledigt, gelesen und mich ein, zwei Mal mit Silas unterhalten" 

Mein Vater schaute nicht einmal von seinem Teller auf, doch seine Wangen waren gerötet. 

"Aber das klingt doch gar nicht so schlecht", murmelte meine Mutter leise, sah kurz zu meinem Vater und dann wieder auf ihren Teller. 

"Überragend", flüsterte ich ironisch und mein Vater räusperte sich. 

Summer erzählte von ihren Ferien, wie schön es auf dem Land war und dass sie Reitunterricht genommen hatte. Ich freute mich, dass ihre Ferien schön waren, doch es tat weh, nicht dabei gewesen zu sein. 

"Es war bloß schade, dass du nicht da warst", sagte sie traurig und nahm schnell einen Schluck Wasser. "Das nächste Mal, versprochen", lächelte ich und strich ihr über den Oberarm. Sie nickte lächelnd zurück. 


~

( M e l o d y )

Es war bereits nach 11, als ich nervös vor der Tür zum Büro meines Vaters auf und ab lief. 

Er hatte mich keines Blickes gewürdigt. Nach dem Essen war er wortlos aufgestanden und verschwunden. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt