Teil 8

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Ich kann mich den gesamten restlichen Arbeitstag nicht mehr konzentrieren und beschließe, dass ich um vier Uhr aufhöre. Ich muss ohnehin noch ein paar Erledigungen in der Stadt machen.
Mr Billingsley hinterlasse ich nur ein kurzes Memo, dass ich nach Hause gehe und er sich an jemand anderen wenden soll, wenn er etwas braucht. Ich habe heute definitiv genug von ihm und seinen Stimmungsschwankungen.

Zum Abendessen treffe ich mich mit Kelly in dem Sushirestaurant, das wir schon kennen, seit wir beide letztes Jahr hergezogen sind.
Ich bestelle mir das Gleiche wie immer und Kelly probiert heute mal den Lachs mit Nudeln.
Das Essen schmeckt mal wieder köstlich und nach ein paar Minuten räuspert sich Kelly. "Ist heute irgendetwas Spannendes passiert?", fragt sie neugierig.
Ihre Frage schockiert mich, aber ich schüttle schnell den Kopf. "Was sollte denn passiert sein?", frage ich betont beiläufig. Ich hoffe, dass sie meine Anspannung in der Stimme nicht hört.
Sie hebt eine Augenbraue und nimmt einen Schluck von ihrem Weißwein. Kelly liebt Wein. Ich auch, aber der einzige Unterschied ist, dass sie lieblichen Wein mag und für mich könnte der Wein gar nicht trocken genug sein.
Sie lässt das Thema schnell fallen und beginnt, mir von ihrer Arbeit zu erzählen. Ich bin überglücklich über den Themenwechsel, da ich beschlossen habe, mit Niemandem über das, was in seinem Büro passiert ist, zu reden.

Dienstagmorgen...
...stapfe ich in mein Büro und hänge meinen nassen Regenschirm an die Garderobe.
Es regnet ununterbrochen seit heute Morgen und abrupt habe ich schlechte Laune. Meine Laune wurde schon immer vom Wetter beeinflusst und ich denke auch nicht, dass ich das jemals aus mir herausbekommen werde.
Gerade als ich mich hinsetzen will, kommt Riley ins Büro und schüttelt einmal seine durchnässten Haare. Sein Hemd hat ein paar Regentropfen abbekommen und darunter zeichnen sich ein paar Tattoos ab.
Ich frage mich, wie viele Tattoos er wohl am Körper trägt. Sofort werde ich rot und wende den Blick ab, da er mich zum Glück noch nicht gesehen hat.
"Morgen, Ms Koslow."
Als er endlich nach oben schaut und mich sieht, schüttelt er den Kopf und zitiert mich sofort in sein Büro. Was will er denn jetzt schon wieder?
Ich folge ihm und schließe diesmal direkt hinter mir die Tür.
"Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Mr Billingsley?", frage ich und stelle mich mit verschränkten Armen vor seine Tür.
Er legt seinen dünnen Schal auf dem Fensterbrett ab, das wahrscheinlich um die drei Meter lang ist, und ich verfolge jede seiner Bewegungen.
Sobald er mich Starren sieht, lacht er kleinlaut. "Sind Sie fertig mit dem Starren?"
"Wer weiß", sage ich selbstbewusst. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, woher dieses plötzliche Selbstbewusstsein kommt, aber irgendwie mag ich es.
"Wie auch immer. Habe ich Ihnen nicht gestern gesagt, dass ich dieses Kleid nicht noch einmal sehen will?", kommt er auf mich zugelaufen.
Ich lache etwas. "Das ist offensichtlich nicht dasselbe Kleid wie gestern, Mr Billingsley."
Er steht nur noch etwa einen Meter von mir entfernt und ich spüre seine Präsenz jetzt schon tief in mir.
"Das ist eins zu eins das gleiche Kleid nur in einer anderen Farbe. Wen wollen Sie hier für dumm verkaufen, Ms Koslow?", zieht er das W meines Nachnamens in die Länge.
Jetzt lasse ich meine Arme neben mir hängen und weiß nicht, was ich darauf sagen soll. "Entsch..", will ich gerade sagen. Aber wie so oft unterbricht er mich, indem er die Lücke zwischen uns schließt und jetzt ganz dicht bei mir steht, was mir sofort wieder eine Gänsehaut einbringt. Ich versuche, die Gänsehaut zu verbergen, aber natürlich sieht er es und lächelt. "Mache ich Sie nervös?"
Ich finde keine Worte, also nicke ich zögerlich. "Das ist gut." Seine Stimme hat einen sanften Ton angenommen. "Ich habe Ihnen gesagt, dass Ihr Verhalten Konsequenzen haben wird."

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt