Teil 23

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Vor der Damentoilette ist eine riesige Schlange und ich beschließe, erst einmal nach außen zu gehen und frische Luft zu schnappen.
Die frische Luft lässt mich noch ein wenig mehr taukeln und ich setze mich auf die Stufen der Haustür gegenüber.
Unüberlegt hole ich mein Handy aus der Tasche und bevor ich realisiere, was ich tue, habe ich auch schon Rileys Nummer gewählt.
Es klingelt ein paar Mal und ich will gerade wieder auflegen, da höre ich Rileys Stimme an meinem Ohr. Er hört sich verschlafen an, als wäre er gerade aufgewacht.
"Lina?", höre ich seine kratzige Stimme, "was ist los? Ist etwas passiert?"
Ich lache. "Nein, alles ist super", lalle ich etwas.
Seine Stimmlage verändert sich und er wirkt jetzt auf einmal hellwach. "Hast du getrunken?", fragt er mich das Offensichtliche.
"Vielleicht etwas."
Er schnaubt am anderen Ende der Leitung.
"Wo bist du gerade?"
Ich halte das Handy ein Stück weit von mir weg und erst jetzt wird mir klar, wen ich da gerade am Telefon habe.
"Sie hätten mir ruhig sagen können, dass sie schon mehrere Frauen in unserer Firma gevögelt haben." Meine Stimme ist belegt. Wahrscheinlich mache ich mich gerade total lächerlich, aber das ist mir egal.
"Bleib wo du bist, ich komme dich holen." Er legt auf, ohne dass ich protestieren kann.
Schnell gehe ich wieder in die Bar hinein. Ich stolpere zu unserem Tisch, wo mich verwirrte Gesichter ansehen.
"Sorry Leute, ich habe gerade eine alte Bekannte getroffen und sie will unbedingt, dass wir noch einen trinken gehen. Ich schreibe euch dann morgen."
Ich sprinte aus der Bar und setze mich wieder auf die Stufen. Ich sollte nicht mehr trinken, denn genau dann mache ich so etwas Blödes.
Wieso rufe ich eigentlich immer Riley an, wenn ich zu viel getrunken habe? Ich rolle mit den Augen und schließe sie.

Als ich meine Augen wieder öffne, steht Riley vor mir und hält mir die Hand hin.
Ohne nachzudenken, greife ich danach und er zieht mich schwungvoll nach oben.
Er legt einen Arm um meine Hüfte und ich schlage ihn sofort weg. Er starrt mich perplex an. Als ich einfach weitergehe, umgreift er meinen Arm und dreht mich ruckartig zu sich herum.
Ich schaffe es nicht, ihm in die Augen zu sehen.
Riley legt seine Finger unter mein Kinn und zwingt mich so, ihn direkt anzusehen. "Was ist los, Baby?", fragt er mich ruhig. Zu ruhig.
Ich rolle mit den Augen, weil ich genau weiß, dass er das überhaupt nicht leiden kann.
"Ich bin nicht dein Baby", gifte ich ihn an. Er lacht nur und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Seine Berührung sendet sämtliche Elektroschocks durch meinen Körper, doch ich lasse mich davon nicht beeindrucken.
Ich straffe die Schultern und blicke ihn eindringlich an.
"Wie viel hast du getrunken?"
"Das ist doch absolut scheißegal gerade", motze ich ihn an. Er setzt zum Reden an, doch ich bin noch nicht fertig. "Was ist eigentlich los mit dir? Die wievielte bin ich, die du in der Firma gevögelt hast?"
Er starrt mich verwirrt an und schüttelt den Kopf. "Die Erste", zuckt er desinteressiert mit den Schultern. Ich fasse es nicht, dass er mir gerade ins Gesicht lügt und nicht einmal rot wird. Ich stöhne wütend auf und entreiße mich seinem Blick. "Wo hast du geparkt?" Ich sprinte beinahe.
"Da vorne um die Ecke."

Ich biege in die Straße ein und sehe dort einen großen schwarzen BMW. Hätte ich mir ja denken können, dass er einen BMW fährt, denn das tun ja irgendwie alle Arschlöcher.
Ich stehe vor der Tür und zittere mittlerweile, bis er endlich das Auto aufsperrt und den Motor mit seinem Schlüssel anlässt.
Für einen Moment bin ich fasziniert, doch dann überkommt mich wieder die Wut und ich reiße die Autotür auf.
Ich schließe sie genau so herrisch, wie ich sie aufgemacht habe.
Er setzt sich neben mich auf den Fahrersitz und sieht mich mit großen Augen an. "Mein Auto ist kein Panzer, also nur so am Rande, falls das noch nicht klar war."
Jetzt versucht er auch noch, witzig zu sein.
Nur leider hat er anscheinend übersehen, dass ich absolut keine Lust auf ihn hab.
Ich rolle mit den Augen, schnalle mich an und richte meinen Blick auf die Straße vor uns, um ihm zu signalisieren, dass er losfahren kann oder besser gesagt soll.
Die gesamte Fahrt ist es still im Auto. So still, dass es schon fast wieder unangenehm ist.
Er biegt in eine Straße ein und ich schüttle schnell den Kopf. "Nein", schreie ich fast und schnalle mich schon ab, um aus dem Wagen zu springen.
"Entspann dich", sagt er lässig. Ich werde schon wieder wütend. Oh nein.
Ich springe aus dem Wagen, als er auf seinem Stammparkplatz vor dem hohen Gebäude parkt. Es hat angefangen zu regnen, aber ich brauche gerade diese Abkühlung, sonst könnte es sein, dass ich bald in die Luft gehe. Meine Zündschnur ist quasi nicht mehr existent.
Er steigt aus und läuft zu mir herüber. Er tritt immer näher an mich heran und ich strecke meinen Arm aus, um ihn daran zu hindern, noch näher zu kommen, denn ich weiß nicht, was ich mit ihm tun werde. Denn auch wenn ich vor Wut rase, schafft ausgerechnet er es, mich trotzdem mit seinem Charme um den Finger zu wickeln.

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt