Teil 10

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Der Mittwoch verläuft relativ entspannt, vor allem weil Mr Billingsley nicht hier ist. Ich ertappe mich ein paar Mal dabei, wie ich mich zu seiner Bürotür umdrehe.
Kurz vor meiner Mittagspause steht Alex in der Tür. "Hey, ich dachte, dass du vielleicht mit mir zu Mittag essen willst?", fragt er. "Du hast dich heute noch gar nicht weiter von deinem Arbeitsplatz entfernt." Er lächelt mich an und ich erwidere es.
"Klar, sehr gerne." Ich schnappe mir meine kleine Handtasche.
Wir unterhalten uns auf dem gesamten Weg in die Mensa und ich bin sehr froh, dass ich Alex kennengelernt habe, denn er ist ein echt guter Freund geworden und er schafft es immer, mich zum Lachen zu bringen.
"Ich habe übrigens den neusten Klatsch", sagt Alex und ich blicke ihn erwartungsvoll an. Ich wette, dass es mal wieder über Sabrina geht. Sie springt hier in der Firma vom einen Bett ins andere und das habe ich jetzt schon binnen der kurzen Zeit, in der ich hier angestellt bin, mitbekommen.
"Sabrina hat's bei dem Big Boss versucht", setzt er an, "also es ist ja nicht so, dass sie das nicht schön öfters probiert hat, aber anscheinend hat es funktioniert...laut ihrer Aussage."
Geschockt sinke ich im Stuhl zusammen. Habe ich echt gedacht, dass ich etwas Besonderes in seinen Augen bin.
Ich lache über meine eigene Dummheit. Alex schaut mich verwirrt an und ich winke nur ab.
Du wirst niemals genug sein, flüstert mir mein Gewissen zu. "Das ist doch...super", sage ich leise.
Anscheinend habe ich das super etwas verzögert herausgepresst und jetzt ernte ich einen fragenden Gesichtsausdruck. "Alles in Ordnung?", streift er meinen Arm und ich zucke etwas zusammen, was ihm nicht entgeht.
Schnell schüttle ich den Kopf. "Alles gut. Ich schätze ich bin einfach ein bisschen dehydriert heute und habe eindeutig zu viel Kaffee intus." Das ist definitiv nicht der Grund.
"Du musst nur wissen, dass der Boss sowieso niemanden an sich heranlässt, und deshalb bezweifle ich, dass die Geschichte von Sabrina stimmt", versucht er, mich zu beruhigen.
"Ich habe absolut kein Problem damit, wen er wann vögelt", beiße ich meine Zähne zusammen.
Endlich lässt Alex das Thema fallen. "Wie lange arbeitest du heute?"
"Ich denke, dass ich schon etwas eher Schluss machen werde heute, weil Mr Billingsley eh nicht da ist."

Nach der Mittagspause sitze ich wieder an meinem Schreibtisch und versuche, Ordnung in das Chaos von Billingsleys Terminen zu bringen.
Kurz vor vier Uhr schalte ich meinen Computer aus und will gerade meine Jacke anziehen, als ich eine Stimme höre, die sofort kleine Elektroschocks durch meinen Körper sendet.
"Sie wollen schon gehen?", steht Mr Billingsley in der Tür und scannt mich von oben bis unten ab. Mein enger Rock reicht mir bis knapp über die Oberschenkel und ich versuche, ihn noch etwas weiter herunterzuziehen.
"Ich dachte, Sie kommen erst morgen wieder?", sage ich betont desinteressiert, als ich meine Tasche über meine Schulter hänge.
"Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Ms Koslow", funkelt er mich an.
Ich rolle mit den Augen. "Das tun Sie schließlich auch nie."
Ich will mich gerade an seinem Körper vorbeidrängen, da hält er mich am Arm fest und zieht mich wieder in den Raum.
"Haben Sie den Brief schon geöffnet?", sieht er mich jetzt an und ich habe sofort das Gefühl, dass er durch seine Augen direkt in meine Seele schaut.
Heute wirken seine Augen etwas bedrohlicher, dennoch bereiten sie mir eine angenehme Gänsehaut.
"Hat Sabrina auch so einen Wisch bekommen?" Sofort beiße ich mir auf die Zunge, da er sich vor mir aufbaut.
"Wie bitte?" Seine Augen durchbohren mich wie kleine Giftpfeile.
Ich rolle mit den Augen. "Sie wissen genau, was ich meine", sage ich trotzig und recke mein Kinn nach oben.
"Nein, das weiß ich nicht. Sonst würde ich Sie ja kaum fragen, oder?" Er läuft an mir vorbei in sein Büro und lässt die Tür etwas offen.

Mein Mut übernimmt und ich drehe mich um und gehe zu ihm in sein Büro.
Ich schließe die Tür und stelle mich, wie immer, mit verschränkten Armen davor.
"Setzen Sie sich doch", zeigt er auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch.
Ich bewege mich keinen Zentimeter und starre ihn nur wütend an.
Jetzt rollt er mit den Augen und kommt auf mich zugelaufen. "Wenn Sie darauf bestehen, dass ich Sie rübertrage", sagt er selbstgefällig und krempelt sein Hemd nach oben.
Ungläubig schüttle ich den Kopf und gebe ihm im Vorbeigehen noch einen kleinen Rempler, was ihn sehr zu amüsieren scheint.
Wie ein trotziges Kind lasse ich mich in den Sessel sinken und verschränke die Beine übereinander.
"Bekomme ich jetzt eine Antwort auf meine Frage?"
Er setzt sich hinter seinen Schreibtisch und faltet seine Hände auf dem Tisch. "Auf welche Frage?"
Ich lehne mich nach vorne und lege meine Ellbogen auf den Tisch, sodass mein Gesicht nur noch einen Meter von seinem entfernt ist. "Musste Sabrina auch so einen Scheiß unterschreiben, bevor Sie sich mit ihr vergnügt haben?"
Er lacht. Wieso lacht er denn jetzt? Der Typ bringt mich noch zur Weißglut.

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt