Teil 31

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"Es sieht so schön aus hier." Ich schaue mich staunend um, als ich aus dem Wagen steige. Die Bar ist in einer Nebenstraße, die von mehreren Fliederbäumen gesäumt ist.
Sie ist so unscheinbar, dass ich sogar fast am Eingang vorbeilaufe.
"Hey, wir müssen hier rein", zeigt Amir auf eine kleine bunte Türe.
Ich lache und mache sofort wieder kehrt.

Als wir die Bar betreten, bleibt mein Mund offen stehen.
Es sieht gemütlich aus. Überall stehen kleine Sofas mit kleinen Weinfässern als Tische. Die Wände sind mit Blumen verzogen und ein Neonschriftzug schmückt sie zusätzlich.
"Gefällt es dir?", fragt mich Amir lächelnd und legt mir einen Arm um meine Hüften, bevor er mich zu unserem Tisch begleitet.
Ich nicke schnell und muss ebenfalls lächeln.
Wir setzen uns auf eines der Sofas und unsere Knie berühren sich leicht.
Als mein Blick zu unseren Knien geht, räuspert Amir sich und verlagert sein Bein. "Entschuldigung", murmelt er kaum hörbar.
Ich lache und winke ab. "Das ist doch kein Problem. Alles gut."
Er lächelt und reicht mir eine der Karten, die ich dankend annehme.
"Hast du eine Empfehlung?", frage ich und schaue ihn dabei an, "also ich meine, weil es so wirkt, als wärst du öfters hier."
Amir nimmt mir die Karte ab und geht zur Theke hinüber.
Als er zurückkommt, lässt er sich wieder auf seinem Platz nieder und zieht eine Augenbraue nach oben.
"Was hast du bestellt? Muss ich Angst haben?" Ich ziehe eine Grimasse.
Sein Blick haftet auf mir und seine Augen funkeln. Er hypnotisiert mich quasi mit seinen Blicken und ich kann meine Augen nicht von seinen reißen. "Lass dich überraschen", drückt er sanft mein Knie.

Amir hat nicht zu viel versprochen. Er hat uns einen pinken Gin Tonic bestellt und er schmeckt göttlich.
"Woher wusstest du, dass Gin Tonic mein Lieblingsgetränk ist? Bin ich so leicht zu lesen?"
Er nimmt einen Schluck von seinem Getränk und lächelt mich mit dem Strohhalm im Mund verschmitzt an. "Ich weiß so Einiges über Sie, Ms Koslow. Aber meine Quellen bleiben geheim", zwinkert er und ich schlage ihm leicht auf den Oberschenkel und nehme dann selbst einen weiteren Schluck.
Leider vertrage ich nicht viel Alkohol, aber momentan ist noch alles gut und ich fühle mich super.
"Warte mal", setze ich an und stelle mein Getränk vor mir ab, "woher weißt du überhaupt, dass mein Nachname Koslow ist?"
Er leckt sich über die Lippen und ich merke, wie das etwas mit mir macht. Etwas, was ich nur bei einer bestimmten Person verspüre.
Schnell schüttle ich mich und warte auf seine Antwort. Riley hat hier heute Abend nichts verloren.
Er legt einen Finger an sein Kinn und tut so, als würde er tatsächlich über diese Frage nachdenken.
Nach zwei Minuten räuspert er sich. "Riley hat von dir erzählt", zuckt er mit den Schultern. Er hat was? Riley hat von mir gesprochen?
"Ach ja?", nehme ich noch einen Schluck von dem Gin Tonic, bis er leer ist.
"Ja, er meinte, dass du die beste Assistentin bist, die er bisher hatte." Er sieht die Verunsicherung in meinen Augen und spricht weiter. "Also er hat nur Gutes über dich gesagt. Ich bin ehrlich, dass wir alle sehr verwirrt waren, weil Riley sonst nie so über seine Angestellten redet. Du musst also ganz schön Eindruck bei ihm hinterlassen haben, schätze ich."
Ich lächle. Auch wenn ich absolut verwirrt bin, dass er so etwas über mich gesagt hat.
Ich dachte immer, ich sei nur sein Sexobjekt und meine Arbeit würde ihn nicht so interessieren beziehungsweise, dass er nicht mitbekommt, dass ich eigentlich echt einen guten Job mache.

Amir runzelt seine Stirn und sieht mich an. "Aber ich würde sagen, dass du nicht nur bei ihm einen guten Eindruck hinterlassen hast."
Diese Augen werden der Tod von mir sein, da bin ich mir sicher.
Wir sitzen eine Weile so da, bis die Kellnerin zu unserem Tisch kommt. Amir entreißt sich meinem Blick und sieht sie neutral an. "Wünschen Sie noch etwas, Mr Aziz?", klimpert sie mit ihren langen Wimpern und ich rolle mit den Augen.
Amir hat mein Augenrollen gesehen und lacht leise. "Nein danke, aber ich hätte gerne die Rechnung", sagt er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, das aber nicht seine Augen erreicht. Ist vielleicht auch besser so, denn ich will nicht, dass er andere Frauen so anlächelt, wie er es mir gegenüber tut.
Was ist nur los mit mir? Ich kenne diesen Kerl gerade einmal ein paar Stunden und irgendwie fühle ich jetzt schon eine tiefe Verbindung zu ihm.
Amir steht auf und geht zur Theke, um unsere Drinks zu bezahlen.
Als er zurückkommt, reicht er mir die Hand und begleitet mich zu seinem Auto.

Ich stehe vor seinem Auto und warte bis er hinter mir steht und nach vorne greift, um mir die Tür zu öffnen. Mitten in der Bewegung hält er inne. Ich blicke ihn verwirrt an. Er ist mir so nahe, dass ich sein Apfelshampoo riechen kann und ich kann sagen, dass ich nichts gegen seine Nähe habe.
Im Gegenteil, ich genieße es sehr, ihn so nahe bei mir zu haben.
"Bist du schon mal eine G-Klasse gefahren?", zieht er fragend eine Augenbraue nach oben.
Ich verschlucke mich beinahe an meiner eigenen Spucke und schüttle nur langsam den Kopf.
Er lacht und drückt mir den Autoschlüssel in die Hand. "Irgendwann ist immer das erste Mal."
Er setzt er sich auf die Beifahrerseite und schnallt sich an.
Ich stehe mit dem Autoschlüssel in der Hand unschlüssig vor dem Auto.
Die Fensterscheibe wird nach unten gefahren und Amir streckt seinen Kopf heraus. "Hüpf rein", lacht er.

UnmoralischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt